Besucher des Passauer Doms finden sich im Eingangsbereich seit Mitte August inmitten einer Großbaustelle wieder. Zumindest lässt der gewaltige Baukran im Mittelschiff der Kathedrale darauf schließen. Mittlerweile wurde der Spezialkran soweit positioniert, dass er seit Mittwoch seiner Bestimmung nachgehen kann – dem Abbau der Orgeln auf der Empore und den über 9.000 Pfeifen.
Der Abbau der Hauptorgel ist ein weiterer großer Schritt der seit 2020 laufenden Dom- und Domorgelsanierung. Die Arbeiten gingen seither zügig voran und sind voll im Zeitplan, so Dompropst Dr. Michael Bär. Der Einsatz des Spezialkrans im Stephansdom ist aber sicherlich einer der Höhepunkte der umfassenden Orgelsanierung, geht es doch dem weltberühmten Musikinstrument, im wahrsten Sinne des Wortes, an die einzelnen Orgeln und das Pfeifenwerk. Das bekannte Fotomotiv, mit Blick auf die Orgelempore, wird für einige Zeit verschwinden.
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Haupt‑, Evangelien- und Epistelorgel werden mit Hilfe des Teleskopkrans abgebaut und in Fachwerkstätten zur Sanierung gebracht. Außerdem werden rund 9.000 Pfeifen abmontiert. Die größte Pfeife misst elf Meter, die kleinste kaum mehr als einen halben Zentimeter. „Mit dem Spezialkran werden vor allem auch die ganz großen Pfeifen im Orgelprospekt abtransportiert. Das sind Pfeifen die sehr tief klingen und deshalb einen großen Körper haben. Diese Pfeifen sind zwischen fünf und elf Meter hoch, eine der Pfeifen kann dabei bis zu 500 kg wiegen. Sie bestehen aus einer sehr feinen Zinn-Blei-Legierung, ein sehr weiches Material. Das macht die Aufgabe des Abbaus mit dem Kran so besonders schwierig, weil man sehr behutsam vorgehen muss, um die Pfeifen nicht zu beschädigen“, erklärt Domorganist Ludwig Ruckdeschel, der auch für das neue klangliche Konzept der Domorgel verantwortlich zeichnet. Eine logistische Herausforderung beim Abbau ist auch die sorgfältige Aufbewahrung der Pfeifen. Bei der großen Anzahl muss genau darauf geachtet werden, wo Pfeifen zwischengelagert werden, wenn diese später dann auch wieder eingebaut werden sollen.
Der ganze Bauabschnitt ist für die beteiligten Spezialisten eine große Herausforderung. „Dafür kommt eben ein sehr spezielles Gerät zum Einsatz, das man in sakralen Räumen wohl kaum antrifft“, erklärte Diözesanbaumeister Jochen Jarzombek den Einsatz des Hochbau-Krans im Vorfeld. Der Baukran wurde bereits Mitte August im Mittelschiff des Domes aufgestellt. Die Variante mit dem Baukran kam ins Spiel, weil man mit den bisherigen Planungen, den Abbau der Hauptorgel mithilfe eines aufwendigen Gerüsts umzusetzen, an die „Grenzen des Machbaren“ gekommen sei, so Dompropst Dr. Michael Bär. Der historische Bauabschnitt mit dem schweren Gerät wird von Experten des Bistums und der Beutlhauser Gruppe aus Passau professionell begleitet, die auch den Spezialkran geliefert hat. „Vom Mittelschiff aus reicht jetzt ein Teleskoparm hinauf zur Domorgel, um nach und nach die Orgelpfeifen herunterzuheben“, schildert Diözesanbaumeister Jochen Jarzombek die Abläufe. Der Kran hat ein Gesamtgewicht von 16 Tonnen und kann bis zu 900 Kilogramm heben. Der Ausleger erreicht aufgrund der Steilstellung, die für die Höhe erforderlich ist, eine Reichweite von 22 Metern.
Bis Weihnachten sollen die 9.000 Pfeifen von der Empore des Stephansdoms abgebaut und somit auch der Kran wieder aus der Kathedrale entfernt sein. Durch die Sanierung soll das ursprüngliche klangliche Konzept der Steinmeyer-Orgel wieder herausgestellt werden.
Bis Ende der Sanierungsarbeiten gibt es nur kleinere Einschränkungen für die Gottesdienstbesucher und Touristen. „Die gute Nachricht: der Zugang zum Dom wird zu keiner Zeit eingeschränkt“, erklärt Diözesanbaumeister Jarzombek. Läuft alles weiterhin nach Plan, werden die Arbeiten an der weltgrößten Kirchenorgel 2026 abgeschlossen sein.
Alle Informationen zur Domorgelsanierung finden Sie gebündelt hier: Sanierung der Orgeln im Dom St. Stephan.