Es ist die große Jahrestagung der vielen, meist ehrenamtlichen, “Büchermenschen” in der Diözese: der Diözesankurs des St. Michaelsbundes. Da liegt es nahe, einen der bekanntesten Publizisten Deutschlands zu einem Vortrag einzuladen: Heribert Prantl, Autor und Journalist der “Süddeutschen Zeitung”, stellte sein Buch “Den Frieden gewinnen. Die Gewalt verlieren” vor rund 100 Gästen in Spectrum Kirche in Passau vor. Mitveranstalter des Abends war die Katholische Erwachsenenbildung (KEB) im Bistum Passau.
Die Geschichte des Buchs hatte, wie Prantl zu Beginn erzählte, in “der einzigen Bücherei, die ich nicht leiden konnte”, begonnen: der katholischen Pfarrbücherei seines Heimatortes Nittenau in der Oberpfalz. Die Abneigung war entstanden, weil die Bibliothekarin einst das gewünschte “Krieg und Frieden” von Leo Tolstoi als ungeeignet für den jungen Prantl befand. In dem Moment habe er sich geschworen, selbst ein Buch über Krieg und Frieden zu schreiben. Dieser Prozess begann mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine 2022 — einer der weltgeschichtlichen Ereignisse, die gern als “Zeitenwende” beschrieben werden, so der Autor. “Die wirklich Zeitenwende aber wäre die Erfüllung des Menschheitstraumes Frieden”.
Die Großmutter, die zwei Kriege überlebt und der Familie täglich aus der Bibel vorgelesen hat: Auch sie war prägend für Heribert Prantl. Durch sie habe er verstanden, dass religiöse Mythen “beides sind, Kriegstreiber und die Kraft zum Frieden”. Eine Welt ohne Religion sei für ihn weder vorstellbar noch wünschenswert — sie als “Schmiermittel” für den Krieg zu verwenden, versteht er als Todsünde. Äußerer Friede aber gehe einher mit innerem Frieden. “Dieser muss gelebt werden, ob als religiöser oder nicht-religiöser Mensch”. Frieden zu stiften, so der Autor, gehe nicht ohne Glauben, ohne einen Horizont über die Gegenwart hinaus.
In rund einer Stunde Vortrag spannte Heribert Prantl einen Bogen vom Grundgesetz über das Friedensprojekt Europa hin zu aktuellen innenpolitischen Verwerfungen, vom Nahost-Konflikt bis nach Russland, wobei er mahnte, das Land nicht aus Europa auszublenden. Ein “Lebensunsicherheitsgefühl” habe uns ergriffen, meinte er — und plädierte dennoch dafür, die demokratische Hoffnung, die Hoffnung auf Frieden nie aufzugeben. Dabei spielten auch die Büchereien eine Rolle: “Sie machen sensibel für die Risse in der Welt, durch die das Licht fällt.”