Soziales

Hilfe für Lesbos

Redaktion am 06.06.2023

Diakon Günther Jäger Foto: Diakon Günther Jäger
Eine Scheibe Brot, eine Tomate und ein Stück Käse: dies ist die Tagesmahlzeit für ein Kind im Wachstum – eine Schande für Europa, wie Diakon Günther Jäger meint.

Nicht immer ist Diakon Günther Jäger vor Ort, dennoch ist er im Herzen immer auf der griechischen Insel und mit seinen Freunden Katarina und Nikos von der lokalen Hilfsorganisation „Home for all“ in Verbindung. Die Nachrichten, die er derzeit erhält, sorgen ihn sehr. „Es geht immer einen Schritt in Richtung Verbesserung voran und auf der anderen Seite immer wieder mal drei Schritte zurück“, bedauert er.

Die Situa­ti­on ist pre­kär. Alle Geflüch­te­ten, die einen posi­ti­ven Asyl­be­scheid erhal­ten haben oder zwei Ableh­nun­gen, wer­den ab sofort von den staat­li­chen Stel­len nicht mehr ver­sorgt. Das heißt, dass sie kein Essen und kein Geld mehr erhal­ten. Wie lan­ge sie noch im Camp blei­ben (dür­fen) ist noch nicht ent­schie­den“, fasst er es zusam­men. Betrof­fen sei­en der­zeit etwa 500 Men­schen, dar­un­ter vie­le Kin­der, Frau­en, Schwan­ge­re und alte Men­schen, die sich selbst nicht hel­fen können. 

Er kri­ti­siert die­se Art men­schen­ver­ach­ten­der Behand­lung auf das Schärfs­te. Sogar die schlimms­ten Kri­mi­nel­len im Gefäng­nis bekom­men Essen. Es ist für mich ein Ver­bre­chen, Men­schen wegen Hun­ger zur Umsied­lung zu zwin­gen. Wo sol­len sie denn ohne Geld hin? Auf die Stra­ße? In die Wäl­der? Zurück ins Meer? Es gibt kei­nen Plan für sie, sie ken­nen kei­ne Unter­stüt­zer. Es gibt für sie kei­ne Woh­nun­gen oder Hil­fe durch Behör­den. Sie sind auf sich allein gestellt“ so Jäger, der sich mit sei­ner Frau Uschi lei­den­schaft­lich für die Geflüch­te­ten ein­setzt und ihnen immer wie­der Hoff­nung macht. Lei­der dür­fen wir von unse­rer Orga­ni­sa­ti­on das eige­ne gesun­de und immer fri­sche Essen nur an vul­nerable Per­so­nen aus­ge­ben. Das heißt, an Men­schen, die an einer Krank­heit lei­den, die Diät hal­ten müs­sen und damit das Essen gerecht­fer­tigt ist“, erklärt Jäger. Alle ande­ren Lager­be­woh­ner — es woh­nen etwa 3000 Men­schen im Lager Kara Tepe — haben bis­her ihr Essen aus­schließ­lich von einem staat­li­chen Cate­ring erhal­ten. Es bekom­men die­ses mage­re Essen jetzt nur noch Men­schen, die sich im Asyl­ver­fah­ren befin­den“, bedau­ert Jäger. Eine staat­lich aus­ge­ge­be­ne Tages­por­ti­on besteht aus drei Litern Was­ser, einem Fla­den­brot, einer Por­ti­on Reis, Nudeln oder Kar­tof­feln mit Hähn­chen und Gemü­se, sowie Käse. Die Men­ge ist aus­rei­chend aber oft von zwei­fel­haf­ter Qua­li­tät“, so Jäger’s Erfahrungen. 

Wir ver­su­chen nun mehr Lebens­mit­tel und Mahl­zei­ten an die Zen­tren außer­halb des Camps zu ver­tei­len, ver­spricht der Dia­kon, dem die Men­schen auf Les­bos ans Herz gewach­sen sind. Denn noch immer zählt sein Leit­spruch von Papst Fran­zis­kus: Geht an die Rän­der“. Das die­ser Rand nun eher einem Abgrund für vie­le Men­schen, die aus einem Kri­sen­ge­biet kom­men und Schutz suchen, gleicht, erschüt­tert ihn zutiefst. 

Wir hof­fen nun, dass die kran­ken Men­schen, die Men­schen, die ver­schie­de­ne Zen­tren und Schu­len der Stadt Myti­li­ni besu­chen, die­se Mahl­zei­ten erhal­ten kön­nen.“ Hier arbei­ten wir auch mit ande­ren NGO’s eng zusammen. 

Auch in einer geson­der­ten Unter­kunft, etwas ent­fernt vom Camp Kara Tepe sind 30 geflüch­te­te Mäd­chen zwi­schen 12 und 18 Jah­ren unter­ge­bracht. Es sind Kin­der, die von zuhau­se weg­ge­schickt wur­den, um einer Zwangs­hei­rat oder ande­ren Repres­sa­li­en zu ent­ge­hen. Auch sind Kin­der dabei, die ihre Eltern auf der Flucht ver­lo­ren haben.“ Auch hier sei die Ver­sor­gung äußerst man­gel­haft. Die Tages­ra­ti­on ist ein tro­cke­nes Stück Brot, etwas Käse und eine Toma­te. Wie kann man so über­le­ben?“ fragt er und ist ent­täuscht von der Regierung. 

Die­se Sor­gen und den unglaub­li­chen Ver­stoß gegen die Men­schen­rech­te brach­te er unlängst bei Klaus Stei­ner dem Abge­ord­ne­ten des Baye­ri­schen Land­tags vor und hofft auf Unterstützung. 

Wir wer­den han­deln, aber auch die Poli­tik muss han­deln. Euro­pa darf so etwas nicht hin­neh­men, auch mei­ne Kir­che sehe ich hier gefor­dert. Ich sehe es als Auf­trag und hof­fe auf vie­le Spen­den, damit man die­sen Men­schen den Hun­ger­tod erspa­ren kann.“ 

Als Sofort­maß­nah­me wur­de von Sup­port Inter­na­tio­nal, die zwei­te Hilfs­or­ga­ni­sa­ti­on für die Gün­ther Jäger arbei­tet, 1500 Euro an die Part­ner­or­ga­ni­sa­ti­on Home for all“ über­wie­sen, damit die Ver­sor­gung der Min­der­jäh­ri­gen für etwa fünf Wochen gewähr­leis­tet ist, infor­miert Jäger. 

Im Juli, so hat er sich vor­ge­nom­men, besucht er wie­der die grie­chi­sche Insel und will erneut mit anpacken.

Text: Tine Limmer

Spen­den­adres­se:
Sup­port Inter­na­tio­nal e.V.
Volks­bank Frei­burg
IBAN: DE32 6809 0000 0003 5025 11
BIC: GENODE61FR1Kennwort: Lesbos

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