„Die Szenen, die sich insbesondere an der türkisch-griechischen Grenze abspielen, sind dramatisch. Bei allen diplomatisch-politischen Überlegungen tritt völlig in den Hintergrund, dass es sich hier um Menschen handelt“, so Caritas-Präsident Peter Neher. „Diese Menschen mussten alles zurücklassen und harren jetzt in der Kälte aus, werden mit Tränengas abgewehrt und wissen einfach nicht weiter. Ihre Instrumentalisierung durch die türkische Führung verurteilen wir aufs Schärfste. Der zunehmenden Entmenschlichung von Flüchtlingen muss Einhalt geboten werden.“
„Der zunehmenden Entmenschlichung von Flüchtlingen muss Einhalt geboten werden.”
Angesichts der dramatischen Situation der Flüchtlinge an der Grenze zwischen der Türkei und Griechenland fordert missio-Präsident Monsignore Wolfgang Huber eine schnelle europäische Lösung. “Es ist eine Schande, dass Regierungen das Leid Millionen verzweifelter Menschen als diplomatisches Druckmittel benutzen. Und es ist das traurige Ergebnis höchst umstrittener finanzieller Deals, die die EU mit sogenannten Migrationspartnerschaften eingegangen ist”, kritisiert der missio-Präsident und fordert: “Die EU-Staaten müssen jetzt über Kontingente sprechen und Menschen aufnehmen.”
MISEREOR fordert angesichts der humanitären Katastrophe in der syrischen Provinz Idlib, dass Deutschland und Europa nicht länger zusehen, wie Menschen, die vor Krieg und Bomben flüchten als Verhandlungsmasse instrumentalisiert werden. „Eine Million Menschen, mehrheitlich Frauen und Kinder, sind in Dreck und Kälte an der syrisch-türkischen Grenze gestrandet. Und das Elend geht an der nächsten Grenze zu Griechenland weiter, wo sie von Europa mit Tränengas und Stacheldraht empfangen werden. Eine Friedensinitiative für Syrien und pragmatische humanitäre Lösungen in europäischer Solidarität sind daher dringlicher denn je“, so MISEREOR-Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon.
Caritas baut Arbeit in Griechenland aus
Caritas international, das Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes, wird angesichts der neuen Situation seine Arbeit insbesondere auf den Inseln Lesbos und Chios weiter verstärken und ausbauen. Dorthin werden vermehrt Menschen kommen und damit den bestehenden Druck auf den Inseln weiter erhöhen. Vor allem diese Neuankommenden müssen schnell versorgt werden. „Die offiziellen Camps können diese Aufgabe schon lange nicht mehr nachkommen“, sagt der Caritas-Präsident. Sie sind bereits um das bis zu Zehnfache überbelegt. Der Hilfebedarf ist bereits jetzt enorm und wird weiter steigen, da dort jegliche Infrastruktur fehlt.
„Es braucht endlich eine europäische Haltung zum Recht auf Asyl, die die Würde und den Schutz des Menschen in den Mittelpunkt stellt!”
Misereor verweist auf die laufende Fastenaktion, in der Syrien im Mittelpunkt steht: „Gemeinsam mit unseren syrischen Gästen zur diesjährigen Fastenaktion werben wir um eine aktivere Haltung der Bundesregierung im EU-Verbund für Frieden in Syrien und den Nachbarstaaten. Dies muss auch eine Verständigung mit der Türkei und massiven Druck auf Russland zum sofortigen Stopp der Luftangriffe und zum Schutz der Zivilbevölkerung beinhalten. Wir sehen erneut, dass wir den Krieg in Syrien, die angespannte Lage im gesamten Nahen Osten und die Tragödie in Idlib nicht ausblenden können. Die europäische Antwort, Menschen im Schlamm vegetieren zu lassen oder in Gefangenenlagern wie an den europäischen Außengrenzen egal ob in Marokko oder Libyen, auf den griechischen Inseln oder der türkischen Seite ist skandalös und verstößt gegen all unsere Werte. Es braucht auch endlich eine europäische Haltung zum Recht auf Asyl, die die Würde und den Schutz des Menschen in den Mittelpunkt stellt“, fordert Bröckelmann-Simon. „Leider verliert auch die heutige Erklärung von elf Außenministern der Europäischen Union kein Wort zu der jetzt unmittelbar zu lösenden Frage der Aufnahme besonders Schutzwürdiger und verletzlicher Geflüchteter.“
Zurzeit fördert MISEREOR in Syrien und den von den Auswirkungen des Kriegs betroffenen Nachbarländern 25 Projekte mit über 9 Millionen Euro. Seit Beginn des Syrienkriegs vor 9 Jahren hat MISEREOR in diesen Ländern rund 100 Hilfsprojekte in Höhe von 24 Millionen Euro unterstützt.
Mehr Informationen, auch wie Sie helfen können, finden Sie bei den Hilfswerken: