Der zweite Tag des Adoratio-Kongresses in Altötting startete mit einem Morgenlob zum Mitsingen, im großen Saal des Kultur+Kongresszentrums. Im Anschluss daran erklärte Pater Hans Buob in seinem Vortrag wie Anbetung in seinem Sinne richtig ausgeübt werden sollte.
"Zuhören ist wichtiger als Reden."
„Gott anerkennen heißt, zuerst einmal, auf ihn hören“, sagte Pater Hans Buob in seinem Vortrag „Anbeten — wie geht das?“ Schließlich heiße es beim „Schma Israel“ nicht „Rede, Israel“, sondern „Höre, Israel“. Jedes Gebet solle mit einer Frage beginnen: Gott, wer bist du? Um dann immer mehr auf die Antwort zu kommen: Gott ist der, der mir immer neu begegnen will. Buob stellte klar, dass viel Beten durch „dämonische Gottesbilder“ gestört sei.
Gott wünsche sich, dass wir Beziehung zu ihm suchen — er sei kein böser, bestrafender Gott. „Versuchen Sie, diese dämonischen Gottesbilder aus Ihrem Unterbewusstsein herausbekommen!“, so Buob. Die zweite Frage, die unmittelbar auf die erste folge, sei: Wer bin ich? Mit der Antwort: Der, den Gott aus Liebe geschaffen hat. Anbeten sei auch, seine Dankbarkeit dafür auszudrücken: „Ich komme aus einer unendlichen Liebe — und diese Liebe spricht mich täglich an.“
Da wo Anbetung stattfindet, wachsen Berufungen, zeigte der US-Amerikaner David Craig, Begründer des Apostolats „Adoration for Vocations“ in seinem Workshop auf. Er sprach von seiner eigenen Pfarrei, die noch keine einzige Priesterberufung hervorgebracht hatte. Nach einer Freitagsanbetung im Jahr 1995, zu der er eingeladen hatte und zu der 150 Menschen kamen, traten drei junge Männer in das Priesterseminar ein. Der Vatikan mit Johannes Paul II. hörte von dem Fall, über den die Medien berichteten, und bestärkte Craig darin „Adoration for Vocation“ zu gründen. „Die Demut, in der Gott sich vor mir in der Anbetung zeigt, veranlasst mich dazu zu sagen: Sende mich, um das zu tun, was du möchtest.“
"Gott ist treu – er wird antworten!"
Wenn es nach David Craig geht, dann sollten Beter nicht mit „einer Einkaufsliste“ vor Gott treten, sondern dem Herrn „mit offenem Herzen begegnen“, ihn fragen: „Was soll ich tun?“ sowie bitten: „Sende mich dahin, wo Du mich brauchst“ und dann einfach „(hin)hören“. Denn der Mitbegründer des Apostolates „Adoration for Vocations“ aus Connecticut/USA ist sich sicher: „Gott ist treu – er wird antworten“. In seinem Workshop im Rahmen des Adoario Kongresses in Altötting mit über 120 Teilnehmern erklärte er u.a., warum Anbetung und dabei insbesondere das Gebet um Priesterberufungen wichtig ist. Auch Bischof Stefan Oster war unter den Besuchern des Workshops.
Über seine eigene Motivation sagte der Vater von zwei Kindern und drei Enkelkindern: „Ich will den Glauben weitergeben.“ Ohne Priester gebe es aber keine Feier der Eucharistie; als Katholik sei es ihm aber ein besonderes Anliegen, den Kindern zu vermitteln, dass Jesus in der Hostie „wirklich Christus ist“. Craig animierte die Teilnehmer dazu in zweierlei Anliegen zu beten: um Priesterberufungen ganz allgemein sowie um „das Heiligwerden unserer Priester“.
Mit einer Reihe von Beispielen belegte Craig, dass das Gebet um Berufungen tatsächlich Früchte trägt. Er begann mit der Geschichte seiner eigenen Pfarrei in Connecticut, die rund 60 Jahre lang keine einzige Berufung hatte und dann auf einmal gleich drei Priesteramtskandidaten auf einmal. Alle drei hätten sich gemeldet, kurz nachdem er in seiner Pfarrei eine Anbetung um Priesterberufungen ins Leben gerufen hatte und alle drei seien heute „heilige und glückliche Priester“. Craig erzählte auch, wie die Initiative „Adoration for Vocations“ in Rom ankam, wie sie von Papst Johannes Paul II. unterstützt wurde und heute in vielen Ländern erfolgreich praktiziert wird
Am Ende seiner Ausführungen empfahl er das Buch „IN SINU JESU: Wenn das Herz zum Herzen spricht – Aufzeichnungen eines Priesters im Gebet“ eines namentlich nicht bekannten Benediktiners und bat die Teilnehmer um das Gebet „für die Kirche in den USA“ – „Seid versichert: wir beten auch für euch“, sagte er.
"Werde wer du bist!" - Predigt von Bischof Stefan
„Werde, wer du bist!“, habe es schon bei den alten Griechen geheißen, sagte Bischof Stefan Oster in seiner Predigt bei der Eucharistiefeier am Samstag auf dem Adoratio-Kongress in Altötting.
Der alte Sokrates habe einst gesagt, wer die Wahrheit erkenne, aber nicht tue, habe sie wohl noch nicht richtig verstanden. Die Christen dagegen, so Bischof Oster weiter, sie kannten anders als die Griechen die Wirklichkeit der Sünde. Mit der Erkenntnis allein sei es daher noch nicht getan. „Sie wussten, der alte Adam, wie Pater Buob heute Vormittag so schön gesagt hat, ist in der Taufe nicht ersoffen, er kann schwimmen!“ Sünde aber sei nicht zuerst die böse Tat, sagte der Bischof weiter, sondern zuerst die innere Entfernung von Gott. Die böse Tat sei erst die Konsequenz aus dieser Entfernung.
„Wann wurde Petrus wirklich zum Fels der Kirche? Ich glaube, als er dem Auferstandenen beim Fischen begegnete.“ Petrus sei unter dem Kreuz noch davongerannt, habe vorher aber noch „die Klappe aufgerissen“. „Doch Jesus macht ihm danach keinen Vorwurf, stellt nur eine Frage: Petrus, liebst du mich?“Jesus habe in Petrus die Berufung früh gesehen. Und Petrus begann erst jetzt wirklich im Herzen zu verstehen. Er begann zu werden, wer er ist — durch die vergebende Liebe Gottes und sein Ja zu ihr. Wir, so Bischof Oster, wollen lernen „Ja“ zu sagen — so wie auch Maria Ja gesagt hat, die im tiefsten Sinn zuerst Wohnort Gottes in der Welt, also Kirche, sei.
„Es geht einem wirklich das Herz auf.”
Im Interview betonte der Weihbischof von Augsburg, Florian Wörner, wie wichtig er den Adoratio-Kongress erachte: “Ich empfinde es als ganz, ganz große Veranstaltung. Die Resonanz von über 1.600 Teilnehmer zeigt, dass ein großes Interesse da ist.” Er sehe den Kongress in vielerlei Hinsicht als großen Gewinn, da sich die Menschen nach Anbetung sehnen und diese vertiefen wollen, vor allem in der Gemeinschaft, so der Weihbischof.
“Hier bekommen sie wertvolle Impulse durch die Vorträge, die Feier der Gottesdienste und die Predigten. Wenn es die Veranstaltung jetzt nicht schon hier in Alötting geben würde, dann müsste man sie wirkliche erfinden”, schwärmt Weihbischof Wörner. Die schöne Musik, die Lichteffekte, die stimmungsvolle Situation in der Kirche und dazu die offenen und begeisterten Menschen seien wundervoll.
“Anbetung heißt: Gott du bist Gott und ich bin Geschöpf.” Beide Fragen, wer ist Gott und wer bin ich, seien enorm wichtig zu beantworten und die Anbetung sei die beste Gelegenheit dafür.
"Fangt einfach an..."
Beim Podiumsgespräch über bewährte Modelle von Gebetsabenden erzählten junge Vertreterinnen und Vertreter erfolgreicher Initiativen wie “Nightfever”, “Nightfire”, “Holy Hour” (Jugend 2000), “Abend der Barmherzigkeit” (Gemeinschaft Emmanuel), das Schweizer “Adoray” und die österreichische “Loretto”-Gemeinschaft von ihren Erfahrungen mit eucharistischer Anbetung und der Sehnsucht junger Menschen nach Stille. Außerdem gab es hilfreiche Tipps in Sachen Startschwierigkeiten, Lobpreismusik und Professionalisierung — “Fangt einfach an, am Ende wirkt der liebe Gott”, so der abschließende Aufruf an die Zuhörerschaft.
Voller Humor zeigte Pfarrer Bernhard Hesse den Zuhörenden seines Beitrags “Von der Anbetung zur Evangelisierung” den Weg auf, wie sie als “Katzen” in die Anbetung hineingehen — und als “Löwen” wieder herauskommen können. Oft liefen in der Kirche so viele Dinge schief, weil ihre Mitglieder nicht die Reihenfolge einhielten, sagte Hesse: Jesus gehöre nämlich an die erste Stelle, nichts und niemand sonst. Anbetung sei der Ort, diese Reihenfolge einzuüben. „Bei der Anbetung steht Jesus ganz vorne“, sagte Hesse und zitierte einen Tweet von Papst Franziskus: “Nur in der Stille des Gebetes können wir die Stimme Gottes hören.” Deshalb könne, so Hesse, eine Evangelisierung ohne das Gebet nicht fruchtbar sein: „Ich möchte Euch wünschen, Euch Jesus ganz auszusetzen und Euch von ihm entzünden zu lassen“, sagte er.
Auch das Ehepaar Gabriele und Manfred Spöckelberger berichtete von seinen Erfahrungen mit dem Gebet. Er habe dadurch zu einem neuen, tiefen Glauben gefunden — und den Mut für eine lebenswichtige Operation. Schwester Mechthild Steiner gab nach dem Vortrag von Pfarrer Bernhard Hesse Zeugnis und erzählte, wie beliebt die Anbetungsnächte bei Schülerinnen und Schülern sind. Nächte, in denen die Schüler eingeladen sind, in der Schule zu übernachten und dabei die eucharistische Anbetung kennenzulernen.
Gebetsabend für die deutschsprachigen Länder
Zwei junge Frauen zündeten 45 Kerzen an — eine für jede Diözese der Länder Deutschland, Österreich und Schweiz. Gemeinsam beteten die in der Basilika versammelten Gläubigen für eine Erneuerung des Glaubens in den Pfarreien, aus denen sie angereist waren. “Wir wollen unsere Herzen öffnen, um uns von dieser Glut anstecken zu lassen, diesem ewigen Feuer einer Sonne, die nie untergeht”, sagte die Moderatorin und wies darauf hin, dass eine Monstranz nicht umsonst sonnenförmig sei. Dass die Gegenwart Jesu von dort aus in alle Orte und Pfarreien ausstrahlen könne.
Von dieser Glut handelte auch das Zeugnis dieses Abends: “Jesus ließ mich verstehen, dass ich niemals einsam gewesen war”, erzählte Pater Johannes von Habsburg, der einst Top-Bänker in Frankreich war und nun als Priester der “Gemeinschaft Eucharistein” Menschen mit Schwierigkeiten unterstützt, von seinem persönlichen Glaubensweg. “Sein ganzes Sein ist mir gewidmet — und mein ganzes Ich ist dazu bestimmt, Ihm zu gehören. Das hat mich unglaublich tief berührt.”