
Josef Ederer spricht als neuer Generalvikar des Bischofs von Passau im Interview über die Herausforderungen in den ersten drei Monaten seit seinem Amtsantritt am 30. Mai. Hierzu zählen insbesondere der Corona-Krisenstab, die neue Hauptabteilung „Bildung und Evangelisierung“ und der Wandel im Glaubensleben im Bistum.
Josef Ederer hat vor rund drei Monaten, am 30. Mai, als Personalverantwortlicher sein Amt als neuer Generalvikar des Bischofs von Passau angetreten. Als Nachfolger von Klaus Metzl ist er damit in einer Zeit gestartet, die von (Corona-)Krise, Ungewissheit und Umbruch geprägt ist. Die Kirche von Passau hat einen neuen Corona-Krisenstab einberufen; eine neue Hauptabteilung mit dem Namen „Bildung und Evangelisierung“ hat am 1. September ihre Arbeit aufgenommen; und die Kirche insgesamt steckt mitten in einem großen Veränderungs-/ Erneuerungsprozess. Über diese und weitere Herausforderungen, warum kleine Kirchorte im Bistum wichtig bleiben und wie sich das Glaubensleben verändert, spricht Generalvikar Josef Ederer im Interview.
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Herausforderung Coronakrise
Nach wie vor bestimmt Corona das Leben der Menschen im Bistum Passau. Nicht zuletzt deshalb, weil es auch Corona-Erkrankte innerhalb der Mitarbeiterschaft gab, wurde der Corona-Krisenstab unter der Leitung von Generalvikar Josef Ederer einberufen. Er habe zunächst die Erfahrungen gemacht, wie schnell sich das Virus ausbreiten kann und wie sehr es Menschen aus der Bahn wirft. Gerade im Hinblick auf die erkrankten Mitarbeiter und das Verhindern weiterer Infektionen seien Abstands- und Maskenregelung eine wichtige und zentrale Lernerfahrung, meinte Ederer. Hinsichtlich der Gottesdienste und Großveranstaltungen betonte er, dass Kleingruppen an Bedeutung gewinnen würden. Kirche würde künftig an vielen Orten mit kleinen Gruppen sichtbar werden. „Statt Breite vielleicht sogar mehr Tiefgang in verschiedenen Bereichen.“ Hier stelle sich aber die Frage nach den Schwerpunkten und den Ressourcen. „Und hier sind sicher die Corona-Erfahrungen nicht unwichtig für das, wie wir Kirche in Zukunft gestalten werden“, so Ederer.
Ressourcen und Personal
Bedingt durch Corona werden Voraussagen zufolge die Kirchensteuereinnahmen drastisch sinken. Das erfordert ein gutes Ressourcenmanagement, bei dem nicht zuletzt der Generalvikar gefordert ist. „Wir haben bereits gegengesteuert, zum Beispiel durch Einsparungen bei den Baumaßnahmen“, betont Josef Ederer. Manches werde verschoben, manches auch nicht umgesetzt. Hinterfragt würden auch der Umfang der technischen Ausstattung für die Mitarbeiter sowie Doppelstrukturen. Bezüglich Personal betonte Josef Ederer, dass es weder einen Einstellungsstopp noch Kündigungen geben werde. Bei Neueinstellungen würde man aber durchaus vorsichtiger agieren.
Allerheiligen und Weihnachten
„Die Rahmenbedingungen müssen je nach Infektionslage angepasst werden“, betonte der Generalvikar im Hinblick auf die beiden wichtigen kirchlichen (Groß-)Ereignisse Allerheiligen und Weihnachten. „Ich selber gehe von einer größeren Zahl kleinerer Feiern aus, von Haupt- und Ehrenamtlichen gestaltet“, so Josef Ederer weiter. Es gelte, zielgruppenspezifisch zu arbeiten und die jeweiligen Angebote an die Zielgruppe anzupassen (Beispiel Kindermette).
Jüngerschaft leben – Sprachfähig sein
Bedingt durch die hohen Kirchenaustrittszahlen zeichnet sich der Trend hin zu kleinen Glaubensgruppen und –kreisen ab. Der Prozess stetig steigender Austritte sei schmerzhaft, so Ederer. „Umso wichtiger wird die Frage nach dem eigentlichen Sinn der Kirche, Gottesliebe zum Ausdruck zu bringen, Jüngerschaft zu leben, sich an Jesus zu orientieren und missionarisch tätig zu sein“, betonte er. Und hier sei Sprachfähigkeit elementar, eng verbunden mit dem Thema Neuevangelisierung. „Die Sprachfähigkeit im Glauben zu stärken, darin sehe ich in Zukunft die Hauptaufgabe der Priester und der pastoralen MitarbeiterInnen.“ Das betreffe viele Bereiche: Kitas, Schulen, Gemeinden, Verbände, Erwachsenenbildung usw. „Die neue Hauptabteilung Bildung und Evangelisierung zeigt diese neue Schwerpunktsetzung neben Seelsorge und Caritas“, betonte Josef Ederer – und meinte abschließend: „Ich denke, wenn wir die Menschen so ernst nehmen, dann werden wir auch die Menschen haben, dass die Kirche bei uns in eine gute Zukunft geht. Das hoffen wir, dafür beten wir – und dafür arbeiten wir alle.“