Lieber Herr Prälat Metzl, Sie haben sich nach 15 Jahren aus dem sehr fordernden Amt des Generalvikars im Bistum Passau verabschiedet – aber in Altötting gleich vier neue bekommen: Kapell-Administrator, Wallfahrtsrektor, Stadtpfarrer und Stiftspropst. Ihr kürzlich verstorbener Vorgänger Prälat Alois Furtner hat sich stets als„Hausmeister Unserer Lieben Frau“ verstanden. Wie dürfen wir Sie denn künftig anreden: Herr Prälat, Herr Stadtpfarrer, Herr Administrator …?
Prälat Klaus Metzl: In der Tat gibt es am Gnadenort Altötting viele gewachsene Strukturen und Ämter. Und die Geschichte geht weiter. Es gilt: Überkommenes zu respektieren und neue Wege für die Glaubensverkündigung zu suchen. In dieser Spannung zwischen einer großen Herkunft und einer herausfordernden Zukunft versuche ich mich als Hörender, als Seelsorger zu verorten und deshalb halte ich den für alle verständlichen Begriff des Stadtpfarrers für den angemessensten.
Sie wollten erklärtermaßen stärker zurück in die Seelsorge. Wie passen da die vier neuen Ämter zusammen?
Prälat Klaus Metzl: Sehr gut, weil sie alle mit Menschen zu tun haben, die in ihrer je eigenen Situation nach dem Grund und Ziel ihres Lebens fragen, den wir Christen in Gott wissen und für den ich vor den Menschen Zeugnis geben will.
Sowohl Ihre letzten Monate als Generalvikar als auch Ihr Amtsantritt in Altötting wurden und werden überschattet durch die Corona-Krise. Fast unvorstellbar für einen Wallfahrtsort gab es heuer keinerlei Pilgerzüge, die Verehrung zur Gnadenmutter in der Heiligen Kapelle war lange nicht möglich. Wagen Sie eine Prognose für den Herbst und wie kann die Wallfahrt im kommenden Jahr wiederbelebt werden?
Prälat Klaus Metzl: Zunächst einmal nehme ich wahr, dass gerade in diesen sonnigen Spätsommertagen wieder viele Einzelpilger oder kleinere Wallfahrtsgruppen – oft auch mit dem Fahrrad kommend – froh und dankbar sind, dass sie unter Einhaltung der geltenden Hygiene- und Abstandsregeln die Kirchen zum persönlichen Gebet und für die Teilnahme an den Gottesdiensten wieder benutzen können. Die Sehnsucht, den Gnaden- und Kraftort der Mutter Gottes von Altötting zu besuchen ist ungebrochen. Andererseits gilt aber auch, dass wir lernen mussten, mit dem Covid-19-Virus zu leben und zwar – wie man so schön sagt – auf Sicht! Das heißt: Keiner von uns kann sagen wie genau die Situation in 14 Tagen sein wird und deswegen stehen längerfristige Planungen immer unter einem coronabedingten Vorbehalt. Darauf haben wir uns eingestellt und müssen daher unsere Überlegungen – zum Beispiel für die normalerweise sehr gut gefüllten Gottesdienste zu Weihnachten – mit verschiedenen Varianten planen.