Der Einbau der Balkonorgeln im vorderen Bereich des Stephansdoms in Passau geht weiter zügig voran. Die Firma Killinger Pfeifen aus Freiberg am Neckar ist Zulieferer der Zungenpfeifen für die Balkonorgeln. Zusammen mit den Kollegen der Firma Schuke aus Berlin werden seit dieser Woche die Pfeifen eingebaut und in Klang gesetzt. Im Fachjargon spricht man von der Intonation der Pfeifen. Domorganist Ludwig Ruckdeschel, der für das neue klangliche Konzept der Passauer Domorgeln verantwortlich zeichnet, verfolgt die Arbeiten an „seinem Arbeitswerkzeug“ ganz genau und ist fasziniert von den Fortschritten im Dom.
„Heute früh konnte ich bereits das erste Register vom Solowerk Nord, Flügelhorn 8´, anhören. Frappierend, wie präsent das Register im ganzen Dom klingt, sowohl im Chor, im Kuppelbereich als auch in den Seitenschiffen und dem Hauptschiff.”
Die Klangfarbe ist wunderschön weich und rund, das Register wurde nach originaler Bauweise (Willis) durch die Firma Killinger Pfeifen nachgebaut, schwärmt der Domorganist.
Intonation — was ist das?
Die Intonation ist die klangliche Gestaltung der Orgelpfeifen. Dabei wird der Bereich des Labiums (Gesicht der Pfeife) mit Spezialwerkzeugen bearbeitet, um die Pfeife in Klangfarbe und Lautstärke zu verändern und ihr einen klaren und vollen Ton abzugewinnen. Diesen gibt sie nach der Herstellung des Rohlings noch nicht. Außerdem müssen alle Register (Pfeifenreihen einer Bauform) in sich wie auch zueinander in Klangcharakter und Lautstärke ausgeglichen und gestimmt werden. Der Intonateur bezieht den Stil der Orgel und die Raumakustik in seine Arbeit ein. Neben der Intonation wird der Klang einer Orgel noch durch die Disposition (Zusammenstellung der Register) und die Mensuren (Verhältnis von Durchmesser zu Länge) wesentlich bestimmt. Die Intonation hat jedoch den größten Einfluss auf den Klang.
Quelle: www.orgel-info.de
Die Arbeiten an den Balkonorgeln sollen noch im Juli beendet sein. Dann geht es im wahrsten Sinne des Wortes der Hauptorgel ans Fundament – im Moment laufen die Planungen für den Abbau. Spätestens dann sollen die Balkonorgeln vorne im Dom das Hauptorgelwerk ersetzen. Denn während der gesamten Sanierungsphase der Orgeln im Dom, wird die Königin der Instrumente nie ganz verstummen und so stets ihren Auftrag, zu Gottes ehren zu erklingen, erfüllen.
Hier hören Sie ein erstes Klangbeispiel der Balkonorgeln von Domorganist Ludwig Ruckdeschel:
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Hier weitere Bilder der Arbeiten an den Balkonorgeln im Dom:
Hier Bilder der Streicher-Labialpfeifen für das Solowerk nord, die auf ihren Einbau warten:
Sologamba 8´
Aeoline 8´
Coro Viole 3f. 8´
Interessant sind die sehr selten zu sehenden Zungenregister, die in der tiefen Lage, um nicht zu hoch herauszustehen, „haskelled“ gebaut sind. Das ist eine spezielle Bauweise, um volle Becher- oder Pfeifenlänge zu erreichen, wenn die Höhe für eine volle Länge nicht zur Verfügung steht. Die Bauweise erhält in der tiefen Lage die Klangcharakteristik.
Hier im Bild: Stiefel und Zungen, interessant ist das Bleigewicht auf dem Zungenblatt, das aufgrund des höheren Winddrucks notwendig ist.
Hier im Bild: Diskantpfeifen von Tuba episcopalis (16−8−4) und pontifical Trumpet (16−8−4), kräftige Zungenregister im Solowerk Süd.
Hier im Bild: Eingepackt, tiefe Zungenbecher (haskelled) vom Register Tuba.
Hier im Bild: Alle 3 Zungenstimmen sind eingebaut und intoniert.
In der Mitte: Euphon-Clarinette von Steinmeyer (1928, aus III der Hauptorgel)
Rechts: Klarinette 8´
Links: Flügelhorn 8´