„Wir müssen den Jahresfehlbetrag von 14,8 Millionen Euro im Jahr 2020 durch eine Entnahme aus Rücklagen ausgleichen“, erklärt Finanzdirektor Dr. Josef Sonnleitner anlässlich der jährlichen Veröffentlichung der Jahresabschlüsse im Bistum Passau. Grund dafür sei die Versorgungsübernahme des Katholischen Schulwerks, die nicht mehr wie bisher durch Rücklagen, sondern ab dem Jahr 2020 durch eine Rückstellung abgedeckt ist. „Die Rückstellung für verbeamtete Lehrkräfte wurde im Berichtsjahr erstmals gebildet. Sie betrifft die Verpflichtung gegenüber dem Katholischen Schulwerk in Bayern in Zusammenhang mit der Versorgung der im Bistum Passau verbeamteten kirchlichen Lehrkräfte im Ruhestand“, erklärt Sonnleitner. Die Diözese Passau hat sich im Berichtsjahr 2020 dazu entschieden, die Rücklage in eine Rückstellung umzuwandeln, da die Diözese darin eher den Verbindlichkeitscharakter sieht. Auch aus Vorsichtigkeitsgründen wurde die Rückstellung für die Altersversorgung der verbeamteten Lehrkräfte gebildet. Gemäß dem Handelsgesetzbuch heißt es (§ 249 Abs. 1 Satz 1 HGB), dass Rückstellungen für ungewisse Verbindlichkeiten und für drohende Verluste aus schwebenden Geschäften zu bilden sind.
Die Bilanzsumme des Rechtsträgers Diözese hat sich in 2020 insgesamt um 15,8 Millionen Euro auf 452,2 Millionen Euro erhöht. Das Vermögen ist mit knapp 80 Prozent überwiegend langfristig in Form von Sach- und Finanzanlagen gebunden, so Sonnleitner.
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Deutlich spürbar – wenn auch nicht so stark wie zunächst erwartet – fällt im Jahr 2020 der Rückgang der Kirchensteuereinnahmen aus. „In unserem vielerorts touristisch geprägten Bistum, wurde in der gesamten Branche das Instrumentarium der Kurzarbeit genutzt, wie auch in vielen anderen Bereichen“, so der Finanzdirektor. „Wer sich in Kurzarbeit befindet, zahlt weniger oder keine Kirchensteuer.“ Der Rückgang liegt im Vergleich zum Vorjahr bei rund 5,8 Millionen Euro, das entspricht 5,1 Prozent, bei der Kirchenlohnsteuer ist ein Minus von 4,11 Prozent zu verzeichnen. Die Erträge aus Kirchensteuern lagen 2020 bei rund 107 Millionen Euro (2019: 113 Millionen Euro). „Es ist paradox, dass es bei der Kircheneinkommenssteuer keine Einbrüche gibt. Wie wir schon im letzten Jahr festgestellt haben, liegt das vor allem an der Mischung an Personen und Unternehmen, die hier Kircheneinkommensteuer entrichten und die von der Corona-Pandemie nicht so stark betroffen waren wie anderswo“, erklärt Sonnleitner.
Die Finanzstrategie des Bistums ist darauf ausgerichtet, den vor einigen Jahren gestarteten pastoral-strukturellen Prozess „Unser Bistum – Glaube lebt“ und damit auch Projekte der Neuevangelisierung maßgeblich zu unterstützen und stärken und einem „Trend der Entkonfessionalisierung“ entgegenzuwirken. „Vor diesem Hintergrund sind wir zu noch mehr Fokussierung und Disziplin aufgerufen, wie und wo wir Gelder einsetzen, welche Schwerpunkte wir gemeinsam angehen wollen“, so Sonnleitner. Die Haushaltsstellen in der Verwaltung und Seelsorge sind angehalten zu prüfen, welche Projekte den gemeinsamen pastoral-strukturellen Prozess fördern, und welche Maßnahmen nicht mehr nachhaltig / dienlich sind. Beraten und entschieden werden Investitionen regelmäßig in den entsprechenden Gremien des Diözesanvermögensrates und des Diözesansteuerausschusses (https://www.bistum-passau.de/bistum-pfarreien/finanzen). „Corona hat auch innerhalb der Kirche Entwicklungen beschleunigt. Erhebliche Kostenfaktoren liegen auch bei uns im Bausektor und im Personalbereich“, betont Sonnleitner. Bei Bauprojekten werde man noch mehr als vorher Nachhaltigkeit z.B. bei Sanierungen von wenig genutzten Filialkirchen hinterfragen oder auch, ob jede Personalstelle nachbesetzt werden müsse.
Die Veröffentlichung der Jahresabschlüsse erfolgt gemäß den Vorgaben des Handelsgesetzbuchs und erfüllt damit den höchsten Transparenzstandard. Die Jahresabschlüsse haben ein uneingeschränktes Testat eines unabhängigen Wirtschaftsprüfers erhalten. Zusätzlich werden bei den diesjährigen Abschlüssen der Diözese und des Bischöflichen Stuhls ausführliche „Lageberichte“ veröffentlicht, die auf der Homepage des Bistums nachgelesen werden können.