
Es ist ein fröhliches Fest der Erinnerung an den Weg in die Freiheit, ein Fest, bei dem gegessen, getrunken und vor allem auch gesungen wird: Pessach – das jüdische Frühlingsfest steht auch in unmittelbarer Verbindung zu unserem christlichen Ostern.
Das wurde mit ansteckender Freude deutlich beim Pessachfest, das im Festsaal der Maria Ward Reaslchule in Neuhaus auf dem Weg auf Ostern hin gefeiert wurde. Eingeladen hatte dazu Doris Zauner, die Referentin für Weltanschauungsfragen im Bistum Passau zusammen mit dem Referat für Bibelpastoral in der Diözese. „Wir können und wollen auch in unseren Religionen und ihren Festen miteinander und voneinander lernen“, betonte Doris Zauner. Und wie lebendig, fröhlich und doch sehr tiefgründig dieses Lernen sein kann, zeigte Michaela Rychlà, die Religionslehrerin von der Sinai-Schule in München mit ihrer ansteckenden Freude an ihrem jüdischen Glauben.
Sie machte dieses Pessachfest zu einem fröhlichen Abend für die ganze Familie – und dies ganz wörtlich. Denn es waren neben sehr interessierten Erwachsenen auch viele Kinder mit ihren Eltern zu dieser Feier gekommen, und nicht nur für sie machte Michela Rychlà, die im einst streng sozialistischen Prag aufgewachsen war, die Formen des größten jüdischen Festes mit seinen eigenen Speisen und Ritualen mit fröhlicher Lebendigkeit lebendig. Denn Pessach ist für gläubige Juden auch heute noch das Fest der Erinnerung – und Erinnerung, so Rychlà, muss immer auch an Kinder weitergegeben werden, wenn sie nicht irgendwann verloren gehen soll. Und Pessach ist das Fest der Freiheit: Gott hat, – so überliefert die biblische Tradition, mit großen Wundertaten das Volk der Israeliten aus der Sklaverei in Ägypten geführt.
Davon erzählen auch die bewegenden, ja mitreißenden Lobgesänge, die Michaela Rychlà nicht nur anschaulich erläuterte, sondern auch in bester jüdischer Tradition in hebräischer Sprache aus tiefstem Herzen sang: Lieder der Freude an Gott und seinen Taten, Lieder der Hoffnung, Lieder einer unzerstörbaren Freiheit, wie sie in jüdischen Familien weitergegeben werden an Kinder und Kindeskinder. Michaela Rychlà lebt ihre jüdische Religion mit Haut und Haar, sie lebt aus der Tiefe und der Tradition ihrer Religion und kann das mit viel ansteckender Fröhlichkeit, auch mit vielen Erzählungen aus ihrem eigenen Leben so weitersagen, dass es unvergesslich wird — Erinnerung eben an die Freiheit, auch in einer vielfach bedrängten Zeit, wie sie das jüdische Volk in seiner Geschichte allzu oft erleben musste. Und am Ende dieser Feier steht in jeder jüdischen Familie immer die Zusage: „Nächstes Jahr in Jerusalem“ – eine leuchtende Botschaft des unzerstörbaren Mutes, der Hoffnung und der Freiheit, die nichts von ihrer Gültigkeit und Kraft verloren hat.
(Text und Bilder: Dr. Hans Würdinger)