Bereits Anfang April hat das Organisationsteam die Jugendfusswallfahrt nach Altötting am 24./25. April 2020 krisenbedingt abgesagt, erstmals in ihrer Geschichte seit 1946. In einem Interview erzählen die BDKJ-Diözesanvorsitzende Johanna Haselböck und Jugendpfarrer Wolfgang de Jong, wie es dem Organisationsteam damit geht.
Am Wochenende vom 24./25. April 2020 wären wieder rund 7000 junge und junggebliebene Wallfahrer aus dem ganzen Bistum Passau und darüber hinaus auf dem Weg nach Altötting gewesen: Jugendfusswallfahrt 2020! Jedes Jahr ist es DAS Jugend-Großevent der Kirche von Passau schlechthin. Für das Organisationsteam um den BDKJ und das Bischöfliche Jugendamt gilt nicht umsonst der Spruch: Nach der Wallfahrt ist vor der Wallfahrt. Es steckt unheimlich viel an Organisation und Koordination dahinter, trotzdem die meisten Abläufe nach all den Jahren inzwischen Routine sind. „Abgesagt“ steht seit Anfang April auf der Website des BDKJ. Krisenbedingt wird es kein „Steh auf und geh!“ (so das Motto) geben. Zum ersten Mal in der 74-jährigen Wallfahrtsgeschichte seit 1946 wird sie für 2020 ersatzlos gestrichen – keine 90 Kilometer an zwei Tagen, kein gemeinsames Einziehen der Wallfahrtszüge am Altöttinger Kapellplatz, kein großes Halleluja in der Basilika St. Anna, kein Jugendgottesdienst mit Bischof Stefan Oster SDB zum Abschluss. Wie es dem Organisationsteam um die BDKJ-Diözesanvorsitzende Johanna Haselböck und Jugendpfarrer Wolfgang de Jong damit geht, erzählen sie im Interview:
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Das Interview am Streckenstart - Innkai Passau
Wir führen das Interview kurz vor dem Startpunkt der Passauer Route vor der Nikolakirche am Innkai. Und wir blicken in die Richtung, in die die Wallfahrer sich auf den Weg zur ersten Statio nach Vornbach gemacht hätten. Bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen um 20 Grad wäre das Wetter perfekt gewesen. Schade, meinen die BDKJ-Diözesanvorsitzende Johanna Haselböck und Jugendpfarrer Wolfgang de Jong. Auf einer Bank beantworten die beiden Orga-Teamleiter unsere Fragen, natürlich mit Sicherheitsabstand.
Stimmung im Organisationsteam
Für die BDKJ-Diözesanvorsitzende Johanna Haselböck war es die mit Abstand schwerste Entscheidung, die sie mit Jugendpfarrer Wolfgang de Jong Anfang April treffen musste: Die Jugendfusswallfahrt 2020 wird abgesagt. Inzwischen haben sie und das Team sich mit der Situation arrangiert. “Es war hart, aber es war gut, dass diese Entscheidung so ausgefallen ist”, sagt sie jetzt am eigentlich ersten Wallfahrtstag am 24. April. “Die Kollegen waren sehr traurig, all jene, die schon vorbereitet haben und in den Startlöchern gestanden sind”, meint Jugendpfarrer Wolfgang de Jong. Viele, und auch viele Wallfahrer, seien einfach mit dem Herzen mit der Jugendfusswallfahrt verbunden. “Und das ist eigentlich ein gutes Zeichen, dass die Wallfahrt etwas ist, was lebt und auf das man sich das ganze Jahr freut.”
Reaktionen der Wallfahrer
Positive, verständnisvolle, aber auch viele bedauernde Rückmeldungen kamen von Seiten der Wallfahrer, als die Entscheidung der Absage gefallen war und öffentlich wurde. Nichtsdestotrotz suchten sie nach irgendwelchen Alternativen und wurden kreativ. “Wir wurden in letzter Zeit oft gefragt, ob wir die Strecke digital herausgeben können, und auch, ob es heuer trotzdem Wallfahrtskreuze gibt”, freut sich Haselböck über das ungebrochene Interesse. Die Wallfahrtskreuze gibt es auch heuer — zwar nicht das von 2020. Das wird für 2021 aufgehoben. “Aber wir stellen gerne Wallfahrtskreuze der vergangenen Jahre zur Verfügung”, so Wolfgang de Jong. Und über die sozialen Medien passiere unheimlich viel. “Beispielsweise posten wir auf unseren sozialen Medien Bildern der vergangenen Wallfahrten, zur Erinnerung, wie schön alles war und was wir alles gemeinsam erlebt haben. Und so hoffen wir stark, dass die Wallfahrt genauso schön im nächsten Jahr wieder stattfinden kann.”
"Gewonnene" Zeit
Hinter jeder Jugendfusswallfahrt steckt sehr viel Organisation, an der jedes Jahr ein großes Team und viele Helfer beteiligt sind. Gerade in den letzten Wochen vor der Wallfahrt bestimmt sie die Arbeit und den Tag von BDKJ und BJA. Heuer ist das nicht so. Auf einmal steht viel Zeit zur Verfügung, möchte man zuerst meinen. “Gewonnene Zeit ist relativ, weil wir neben der Wallfahrt viele weitere Veranstaltungen absagen mussten”, erklärt Johanna Haselböck. Ganz großes Thema: Umstrukturierung. “Wir sehen jetzt, dass wir vieles digital machen, was sich auch einspielen muss.” Onlineangebote lautet das Stichwort. Beispielsweise wird es eine digitale Maiandacht geben, erklärt der Jugendpfarrer: “Wir laden Jugendlichen und junge Erwachsene dazu ein, uns Gebete und Lieder zu Maria schicken. Und wir setzen all das zu einer Maiandacht zusammen — zu sehen auf YouTube.”
Gedanklich unterwegs
Eine neue Erfahrung wäre die #jufuwa2020 für Johanna Haselböck gewesen. Sie wäre heuer zum ersten Mal die Osterhofener Route mitgegangen. Wie sehr hat sie sich darauf gefreut, und auch, auf dieser Route neue Leute kennenzulernen. “Es ist schon komisch zu wissen, es wäre jetzt Wallfahrt und man ist nicht unterwegs. Aber es ist so, wie es ist”, meint sie etwas traurig. Und auch Wolfgang de Jong meint: “Man ist schon irgendwo in Gedanken mit dabei. Gedanklich verbunden ist man auch mit den vielen Leuten, die schon viele Jahre mitgehen. Das ist auch das, was jetzt bleibt und was auch etwas Wert ist.”
Ausblick: Jugendfusswallfahrt 2021
Die Organisatoren um Haselböck und de Jong planen fest damit, dass es 2021 wieder eine Jugendfusswallfahrt nach Altötting geben wird. Der Termin dafür steht auch schon fest: 16./17. April. “Es wird schon eine klassische Jugendfusswallfahrt, aber auch eine, wo die Freude durch diese Zwangspause umso größer sein wird”, freut sich Johanna Haselböck schon jetzt. Dass es eine Jugendfusswallfahrt 2021 zu normalen Umständen geben wird, hofft Jugendpfarrer Wolfgang de Jong sehr. “Und dann lassen wir uns überraschen, wie viele zur Gottesmutter nach Altötting wallfahrten werden.”