
Matthias Geyer, Geschäftsführer des Bischöflichen Jugendamts Passau, verabschiedet sich nach 30 Jahren als Mitorganisator der Jugendfußwallfahrt in den Ruhestand. Im Interview blickt er auf eine bewegende Zeit zurück und gibt einen Ausblick auf die Jugendfußwallfahrt 2021.
30 Jahre insgesamt, und davon 23 als Geschäftsführer des Bischöflichen Jugendamts Passau, hat Matthias Geyer die Jugendfußwallfahrt nach Altötting begleitet, geleitet, mitorganisiert und vor allem auch mitgeprägt. Jetzt ist für ihn Schluss — er geht Ende Februar in den wohlverdienten Ruhestand. Kein Anderer aus dem Orga-Team kann auf eine solch lange Zeit von drei Jahrzehnten auf die Jugendfußwallfahrt zurückblicken, die zahlenmäßig ihresgleichen sucht. Rund 4.000 Jugendliche und Junggebliebene machen sich seit 1946 jedes Jahr an zwei Tagen auf den 90 Kilometer langen Weg (von Passau oder Osterhofen aus) zur Gottesmutter Maria nach Altötting. Für jemanden, der die Jugendfußwallfahrt mitorganisiert, heißt es nicht umsonst: Nach der Wallfahrt ist vor der Wallfahrt. Für Matthias Geyer gilt dieser Satz schon seit 1989, dem Jahr seiner ersten Jugendfußwallfahrt.
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Erinnerungen an 1989
„Ich war damals Jugendreferent im Jugendbüro Passau“, erinnert sich Geyer. „Es war damals wie heute selbstverständlich, dass alle im Jugendbüro bei der Jugendfußwallfahrt mitarbeiten und beteiligt sind.“ Er habe den Zug begleitet und Straßen gesichert, was damals noch nicht so professionell wie heute gelaufen ist. „Das hat sich mit der Zeit entwickelt“, meint Geyer.
Abseits der Strecke
Den Zug begleiten, Straßen sichern, die Versorgung der Wallfahrer sicherstellen, Gepäck transportieren, Übernachtungen organisieren, Statios gestalten — all das und Vieles mehr leisten die Organisatoren abseits der Strecke, im Hintergrund. Es ist ein Full-Time-Job, der es schier unmöglich macht, selbst mitzulaufen. „Wir müssen ja vor allem mobil sein. Zwischenfälle können schließlich immer wieder passieren“, erklärt Geyer.
Lebensstationen
Mit seiner Vita hatte Matthias Geyer die besten Voraussetzungen für das Orga-Team der Jugendfußwallfahrt. Nach dem Sozialpädagogik-Studium begann er 1988 als Jugendpfleger im Jugendbüro Passau, wurde dann 1988 Assistent der Jugendamtsleitung und übernahm schließlich 1998 die Geschäftsführung des Bischöflichen Jugendamts. Als solcher hat er die Passauer Route bis dato geleitet — eine große Verantwortung, die im Laufe der Jahre durch immer mehr Wallfahrer noch gestiegen ist.
Einzug in die Basilika
Höhepunkt der Jugendfußwallfahrt ist zweifelsohne der Einzug in die Basilika St. Anna in Altötting. Ein großes Hallo mit großer Freude und auch vielen (Freuden-)Tränen gibt es zuvor an der Stammhammer Kreuzung, wenn die beiden Hauptrouten Passau und Osterhofen aufeinandertreffen und sich mischen. „Es ist jedes Mal sehr ergreifend, wenn wir mit Halleluja-Gesang über den Kapellplatz zur Basilika hinunterziehen, begleitet von den vielen Menschen, die die Wallfahrer begrüßen oder ihre Angehörigen und Freunde abholen“, erzählt Geyer begeistert. „Der Einzug selbst ist dann der Höhepunkt, mit vielen Freudentränen und Umarmungen. Das ist auch der Lohn für Viele, das geschafft zu haben. 90 Kilometer unter die Füße genommen zu haben, ist schon eine ganz große Herausforderung.“
Die Wallfahrtskreuze
Etwas Besonderes bei der Jugendfußwallfahrt, sind die Wallfahrtskreuze, die es jedes Jahr neu und mit neuem Design gibt, allerdings erst seit 1989/90. „Wir sammeln das ganze Jahr über Kreuzvorschläge und entscheiden dann aus den vielen Ideen“, erklärt Geyer. Das Kreuz werde dann meistens mit einer der Caritas-Werkstätten im Bistum Passau produziert. „Wir versuchen immer ein Wallfahrtskreuz mit aktuellem Bezug zur Jugendarbeit zu entwickeln, mit eigener Geschichte und eigener Bedeutung“, betont Geyer.
Jugendfußwallfahrt 2021
Bereits 2020 musste die Jugendfußwallfahrt, bedingt durch die Coronapandemie, erstmals in ihrer Geschichte abgesagt werden. Und auch dieses Jahr wird es keine geben. „Wir haben letztes Jahr schon reagiert und versucht, die Wallfahrer ein Stück weit mitzunehmen, mit Onlineangeboten, weil es im Lockdown ja nicht anders ging“, so Geyer. „Heuer wird es einen Wallfahrtszeitraum (Mai bis Oktober) geben. In dieser Zeit wollen wir Gläubige dazu animieren, zu einem der wunderschönen Marienwallfahrtsorte in unserem Bistum zu pilgern, allein, zu Zweit, in Kleingruppen, in der Familie, so wie es rechtlich erlaubt ist.“ So könne Wallfahrt wenigstens ein Stück weit miterlebt werden. GETRENNT UNTERWEGS — ABER VEREINT IN MARIA: Unter diesem Motto stellt die Bistum Passau Jugend auf ihrer Internetseite alle Materialien zur Verfügung, wie beispielsweise Anleitungen, Gebete, Routen und Vieles mehr. „Wir hoffen, dass viele Leute dieses Angebot wahrnehmen“, meint Matthias Geyer schließlich. „Ich bin selbst ganz erstaunt, wie viele Marienwallfahrtsorte, und auch Material dazu, es in unserem Bistum gibt.“