Bistum

KAB fordert von Politikern Ehrlichkeit statt Wahlversprechen

Redaktion am 30.01.2025

KAB Wahlkampagne Foto: Bernhard Brunner
Aufgerufen, ihre Standpunkte zur Bundespolitik zu formieren, waren bei der von Angelika Görmiller (3.v.r.) geleiteten Kundgebung Kandidaten und Vertreter der Parteien – v.l. Rupert Kreuzhuber (Freie Wähler), Urban Mangold (ÖDP), MdB Johannes Schätzl (SPD), Florian Mies (Freie Wähler), Martin Antwerpen (ÖDP) und Frederic-Sascha Müller (Die Grünen).

Schwaches Interesse an Wahlkampagne der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung auf dem Passauer Domplatz – Deutliche Worte der Diözesanvorsitzenden Angelika Görmiller Passau.

Die Bau­stel­len“ in der Poli­tik ange­pran­gert und ihre For­de­run­gen an die Poli­tik klar for­mu­liert hat die Katho­li­sche Arbeit­neh­mer-Bewe­gung (KAB) bei einer Kam­pa­gne zur Bun­des­tags­wahl auf dem Pas­sau­er Dom­platz. Aller­dings fan­den sich dort nur die orga­ni­sier­ten Teil­neh­mer aus ver­schie­de­nen Kreis­ver­bän­den und ein­ge­la­de­ne Par­tei­en­ver­tre­ter ein. Pas­san­ten nah­men kei­ne Notiz von den Aus­sa­gen – allen vor­an aus dem Mund der KAB-Diö­ze­san­vor­sit­zen­den Ange­li­ka Gör­mil­ler, die beton­te: Es geht um Ehr­lich­keit statt Wahl­lü­gen oder gro­ße Wahl­ver­spre­chen, die nicht gehal­ten werden.“ 

Bei Tem­pe­ra­tu­ren um den Gefrier­punkt brach­te die Ver­ant­wort­li­che des aus­rich­ten­den Ver­bands Kri­tik an der geschei­ter­ten Ampel-Regie­rung in Ber­lin zum Aus­druck, die ihrer Ansicht nach zu wenig gezeigt habe, dass sie die Lebens­be­din­gun­gen und die Nöte der Men­schen ernst nimmt. Aller­dings gab es auch Lob von Ange­li­ka Gör­mil­ler – für das schnel­le Han­deln wäh­rend der Pan­de­mie, dass wir gut durch­ge­kom­men sind“, bekun­de­te die KAB-Spre­che­rin, die als Bei­spie­le die Coro­na-Hil­fen und die Rege­lun­gen zur Kurz­ar­beit anführ­te. Aller­dings sei­en gleich­zei­tig gro­ße Kri­sen auf Deutsch­land zuge­kom­men: die Wirt­schafts­kri­se, die Pro­ble­me der Digi­ta­li­sie­rung, der Ukrai­ne-Krieg mit den damit ver­bun­de­nen Ver­tei­di­gungs­aus­ga­ben und der Klimaschutz.

Zusätz­lich klafft die Sche­re zwi­schen Arm und Reich immer wei­ter aus­ein­an­der, wie Ange­li­ka Gör­mil­ler mit Blick auf die Stei­ge­rung sozia­ler Ungleich­heit als gesell­schaft­li­chem Spreng­stoff andeu­te­te. Damit ein­her gehen nach ihren Wor­ten die Steu­er- und Ver­tei­lungs­ge­rech­tig­keit, Fra­gen der Gesund­heits­po­li­tik, der Pfle­ge und der Ren­te, aber auch die Migra­ti­ons­the­ma­tik. Als Para­do­xon bezeich­ne­te sie das Wachs­tum bei der Zahl der Beschäf­tig­ten trotz des gleich­zei­ti­gen Arbeits­platz­ab­baus – aller­dings nicht in der her­kömm­li­chen Indus­trie, son­dern im Dienst­leis­tungs­be­reich, meist im Bereich Dienst am Men­schen“ mit einem hohen Bedarf an Kräf­ten. Es brau­che Wirt­schafts­för­de­rung, es brau­che Inves­ti­tio­nen, lei­te­te die KAB-Red­ne­rin dar­aus ab. 

KAB Wahlkampagne Foto: Bernhard Brunner
Für mehr soziale Gerechtigkeit zu sorgen, forderte die KAB-Diözesanvorsitzende Angelika Görmiller bei der Kampagne am Domplatz von der Politik ein. Der Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Passau, Markus Biber, rief die Bevölkerung auf, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen.

Stark mach­te sich Ange­li­ka Gör­mil­ler beson­ders für die Stär­kung der sozia­len Siche­rungs­sys­te­me mit Inves­ti­tio­nen in die sozia­le Infra­struk­tur. Die nächs­te Regie­rung soll nicht wie­der an der Schul­den­brem­se schei­tern“, sag­te sie. Die Ver­bands­vor­sit­zen­de wer­te­te das deut­sche Gesund­heits­sys­tem als eines der teu­ers­ten und zugleich inef­fek­tivs­ten der Welt. Gebrand­markt wur­de von ihr ein Zwei-Klas­sen-Sys­tem auf die­sem Sek­tor, wes­halb alle – auch die Pri­va­te Kran­ken­ver­si­che­rung – an den Kos­ten betei­ligt wer­den müss­ten. Die meis­ten Wahl­pro­gram­me der Par­tei­en gäben nur wenig her, wenn es um Sozi­al- und Gesund­heits­po­li­tik gehe, so Gör­mil­ler, die den Stand­punkt zur Ren­te und Pfle­ge ver­trat, sie fällt uns gera­de auf die Füße.“

Wir haben eine Ren­te, die vie­le auch in der Zukunft direkt in Alters­ar­mut führt“, skan­dier­te die KAB-Diö­ze­san­vor­sit­zen­de, die es oben­drein als Frech­heit anpran­ger­te, in die­sem Zusam­men­hang Jung gegen Alt aus­zu­spie­len. Nein, die Alten leben nicht auf Kos­ten der Jun­gen“, stell­te Ange­li­ka Gör­mil­ler fest und ver­knüpf­te damit die Erwar­tung an die Poli­tik, dafür zu sor­gen, dass die Ren­te der Zukunft eine Höhe habe, die Bezie­her nicht zu Bedürf­ti­gen mache. Die The­men Armut und Armuts­ge­fähr­dung ver­misst die Red­ne­rin ihrer Aus­sa­ge nach in den Kon­zep­ten der Par­tei­en, eben­so Stand­punk­te für Gemein­wohl und Gemein­wohl-Öko­no­mie statt eines unge­zü­gel­ten Kapi­ta­lis­mus. Es sei zudem not­wen­dig, mit Steu­er­mär­chen und ‑mythen“ auf­zu­räu­men, außer­dem Steu­er­schlupf­lö­cher für Rei­che und Super­rei­che zu beseitigen.

Sze­nen-Applaus der Umste­hen­den gab es für Gör­mil­lers Stand­punk­te zur The­ma­tik Zuzug statt Fes­tung Euro­pa“. Es brau­che den gere­gel­ten Zuzug, hob sie her­vor und mach­te deut­lich: Als Chris­ten und Chris­tin­nen blei­ben wir dabei – und damit auf dem Boden des Grund­ge­set­zes: Men­schen in Bedräng­nis und in Ver­fol­gung haben einen Platz in unse­rer Gesell­schaft, aus huma­ni­tä­ren Grün­den.“ Bis zu 400.000 Men­schen pro Jahr sei­en nach Erkennt­nis­sen aner­kann­ter Insti­tu­te erfor­der­lich, um allein den Rück­gang der ein­hei­mi­schen Bevöl­ke­rung durch Alte­rung und nied­ri­ge Gebur­ten­ra­ten sowie den Fach­kräf­te- und Arbeit­neh­mer­man­gel aus­zu­glei­chen. Es sei wohl weni­ger die Fra­ge des Zu viel“ als des Wie“, wie Inte­gra­ti­on gelin­ge, füg­te die katho­li­sche Gewerk­schaf­te­rin hinzu.

KAB Wahlkampagne Foto: Bernhard Brunner
Ein Zeichen setzen im Vorfeld der vorgezogenen Bundestagswahlen am Sonntag, 23. Februar 2025, wollte die KAB mit einer Kampagne im Beisein von Vertretern der Parteien am Passauer Domplatz.

Nicht uner­wähnt ließ Ange­li­ka Gör­mil­ler eben­falls die Ver­un­si­che­rung aller Orten“ in Sachen Kli­ma­schutz und Ener­gie­po­li­tik. Sie ver­lang­te eine Stär­kung des Umbaus durch sozi­al­ge­rech­te För­de­run­gen, bei­spiels­wei­se in Fra­gen des Hei­zens und des Woh­nungs­baus. Die KAB-Funk­tio­nä­rin warb für ein Aus unsin­ni­ger Sub­ven­tio­nen, die nach ihren Wor­ten nur den Ist-Stand zemen­tie­ren, anstatt eine Ver­än­de­rung zu unter­stüt­zen und Anrei­ze zu schaf­fen, wozu neben der Indus­trie auch nicht uner­heb­lich die Land­wirt­schaft zäh­le. Die abschlie­ßen­den Pos­tu­la­te Gör­mil­lers: Es geht um Bür­ger­be­tei­li­gung, es geht um den Sozi­al­staat, es geht um das Gemeinwohl.“

Die­sen Stand­punk­ten woll­te der Vor­sit­zen­de des Diö­ze­san­rats der Katho­li­ken im Bis­tum Pas­sau, Mar­kus Biber, nicht mehr viel hin­zu­fü­gen. Sei­ner Über­zeu­gung nach tun sich die Men­schen schwer, bei den Par­tei­en noch ein Gesamt­kon­zept zu erken­nen. Er rief die Wahl­be­rech­tig­ten drin­gend auf, am 23. Febru­ar zur Bun­des­tags­wahl zu gehen und ihre Stimm­ab­ga­be auf der Basis des christ­li­chen Welt­bil­des zu täti­gen, die auf ein gerech­tes und lie­be­vol­les Mit­ein­an­der abziele.

Die Ver­tre­ter bezie­hungs­wei­se Kan­di­da­ten der ange­schrie­be­nen Par­tei­en – mit Aus­nah­me der aus­drück­lich nicht zu der KAB-Kam­pa­gne ein­ge­la­de­nen AfD und des BSW – beka­men anschlie­ßend kurz Gele­gen­heit, ihre Posi­tio­nen zu mani­fes­tie­ren. SPD-MdB Johan­nes Schätzl monier­te, Euro­pa brö­ckelt ein wenig“, und mahn­te alle dazu, ihr Mög­lichs­tes zu tun, um den rech­ten Rand aus der Poli­tik her­aus­zu­drü­cken. Migran­ten in Betrie­ben ein­zu­stel­len, sie in Arbeit und Aus­bil­dung zu brin­gen, müs­se erleich­tert wer­den, ver­lang­te FW-Kan­di­dat Rupert Kreuz­hu­ber. Dass die Wäh­ler immer schwe­rer zu errei­chen sind, bedau­er­te Flo­ri­an Mies von den Frei­en Wählern.

Vie­le Schnitt­men­gen zum Pro­gramm der KAB erkann­te Urban Man­gold von der ÖDP. Er emp­fand es als gut, dass alle Demo­kra­ten zusam­men­hal­ten und das Land gegen die ver­tei­di­gen, die mit der Abriss­bir­ne daher­kom­men.“ Immer zu schau­en, gute Lösun­gen für die Men­schen zu fin­den und für Mit­mensch­lich­keit ein­zu­tre­ten, anstatt nur spal­te­ri­sche The­sen zu kom­mu­ni­zie­ren, dafür plä­dier­te Fre­de­ric-Sascha Mül­ler von den Grü­nen. Was wäre das sozia­le Sys­tem, wenn Men­schen mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund Deutsch­land ver­las­sen müss­ten, fra­ge er in die Run­de. Gera­de in die­sem Bereich sah Mar­tin Ant­wer­pen von der ÖDP Nach­hol­be­darf. Er for­der­te ver­stärk­te Anstren­gun­gen, die Men­schen gut zu inte­grie­ren, und wünsch­te sich zudem wie­der eine gesun­de Diskussionskultur.

An Steh­ti­schen bestand anschlie­ßend Gele­gen­heit, mit­ein­an­der ins Gespräch zu kom­men und zu dis­ku­tie­ren. Nicht ver­tre­ten war die CSU, die – so ver­si­cher­ten die KAB-Ver­ant­wort­li­chen – eben­falls ange­schrie­ben und zur Teil­nah­me auf­ge­for­dert wor­den ist. Dar­auf ange­spro­chen, zeig­te sich Bun­des­tags­kan­di­dat Hans Kol­ler ver­wun­dert. Er hak­te gleich bei sei­nem Bun­des­wahl­kreis­ge­schäfts­füh­rer Mat­thi­as Bre­de­mei­er nach und erhielt auch von dort die Aus­kunft, dass bei der CSU kei­ne ent­spre­chen­de Anfra­ge ein­ge­gan­gen sei. Ich wer­de da aber noch­mal nach­ha­ken“, ver­si­cher­te Koller.


Text: Bern­hard Brunner

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