Vergangene Woche fand in Stuttgart der 102. Katholikentag statt, bei dem auch das Bistum Passau vertreten war. Bischof Dr. Stefan Oster SDB besuchte von Donnerstag bis Samstag das Kirchentreffen. Nach intensiven Tagen stellte er fest: "Hier zeigt sich die große Vielfalt der Kirche in Deutschland in all ihren Facetten, aber der Katholikentag selber war ein Zeichen der Einheit der Kirche."
Alt, jung, laut, leise, neugierig, kritisch, liberal, traditionell, interessiert — alles war vertreten auf dem Katholikentag. Zum 102. Mal fand er in diesem Jahr in Stuttgart (Baden-Württemberg) statt. Die katholische Großveranstaltung zählte in der Vergangenheit zu den größten Ereignissen dieser Art in Deutschland.
Laut Veranstalter besuchten 27.000 Teilnehmer den Katholikentag. Von Donnerstagabend bis Samstag war auch Bischof Stefan unter den Besuchern zu finden. Rückblickend unterstrich der Bischof: „Bestes Wetter, sehr gute Stimmung und insofern kann man sagen: Gott sei Dank gibt es wieder Großveranstaltungen der Kirche in Deutschland wie diese.“ Drei Tage voller Gespräche, Treffen, Begegnungen und Eindrücke liegen hinter Bischof Stefan: „Ich habe sehr viele Menschen getroffen und war in vielen Gesprächen und bin dankbar über das, was alles angeboten ist: eine große Vielfalt, wie sich die katholische Welt in Deutschland darstellt.“ Besonders erfreut zeigte sich der ehemalige Jugendbischof auch über die Präsenz junger Gläubiger: „Mein Eindruck war, dass es jung war. Vielleicht hängt das auch damit zusammen, dass ich beim Zirkuszelt der Salesianer Don Boscos war, zu denen ich ja auch gehöre. Sie haben ein großes buntes Zirkuszelt betrieben mit vielen Möglichkeiten zur Begegnung, zum Spiel, auch zum Gebet.“
Mit dem Bischof war auch das Bistum Passau mit einem Stand in Stuttgart vertreten. Dort kamen Vertreter des Diözesanrats, der Bildungsarbeit, des Landvolks und der diözesanen Abteilungen zu Verbänden und Umwelt mit zahlreichen Menschen ins Gespräch. Darüber hinaus widmeten sich zwei offene Podien aktuellen Themen: „Sexueller Missbrauch und Versöhnung mit der Katholischen Kirche. Geht das? Und wie könnte ein solcher Weg aussehen?“ – unter diesem Titel sprachen Bischof Stefan und Rolf Fahnenbruck, Sprecher des Betroffenenbeirats des Bistum Passau. Dieser zeigte mit seinem Lebenszeugnis und seiner Offenheit auf, was Vergebung nach Missbrauch bedeutet, wie sie möglich ist und was die Bistümer von Betroffenen lernen können. Bei einer zweiten Gesprächsrunde am Passauer Stand stellte sich Bischof Stefan einer großen Bandbreite von Fragen aus dem Publikum, von der neuen Evangelisierung bis zu kirchenpolitisch umstrittenen Fragen zur Sexualmoral und der Weihe für Frauen.
Auf dem Programm standen außerdem zwei Gottesdienste, denen Bischof Stefan vorstand: der Sportlergottesdienst der DJK und ein Gottesdienst im Zirkuszelt mit den Salesianern Don Boscos unter dem Motto “Lass die Mauern hinter dir und wage dich hinaus in die Welt“.
„Wie können die Menschen zusammenfinden? Wie kann in der einen Kirche, der eine gemeinsame Weg nach vorne gehen, ist das möglich? Oder sind wir schon in einer Situation, wo die Dinge so weit auseinandertreiben, dass es schwierig ist, Brücken zu bauen. Das war auch hier spürbar, aber zugleich war der Katholikentag selbst ein Zeichen von Einheit – dass alle hier sind und dass alle sich gemeinsam freuen.”
Bei aller Vielfalt, Verschiedenheit und mitunter auch Differenzen in Ansichten und Überzeugungen, die den Katholikentag in Angebot, Besuchern und Wahrnehmung ausmachten, war es dem Bischof wichtig, das Verbindende zu betonen: „Ich habe Begegnungen gehabt, die sehr, sehr unterschiedlich waren. Menschen, die sich enthusiastisch gefreut haben, weil sie beispielsweise viel davon wahrgenommen haben, was ich in den Sozialen Medien und überhaupt in den Medien mache an Verkündungsdienst, und davon begeistert waren. Genauso gab es Leute, die sich als kirchlich identifizieren, aber betont haben, dass sich die Kirche verändern müsse, und mir ihre Verletzungsgeschichten erzählt haben – gerade auch mit Blick auf Frauen.“ Aus dieser Beobachtung heraus stellte sich der Bischof die Fragen: „Wie können die Menschen zusammenfinden? Wie kann in der einen Kirche, der eine gemeinsame Weg nach vorne gehen, ist das möglich? Oder sind wir schon in einer Situation, wo die Dinge so weit auseinandertreiben, dass es schwierig ist, Brücken zu bauen. Das war auch hier spürbar, aber zugleich war der Katholikentag selbst ein Zeichen von Einheit – dass alle hier sind und dass alle sich gemeinsam freuen. Das war dann auch wieder schön.“
Am Sonntag ging der diesjährige Katholikentag zu Ende – was bleibt, ist somit die Erfahrung, dass die Kirche in Deutschland trotz ihrer vielfältigen Ausprägung und auch trotz bestehender Spannungen in der Lage ist, sich gemeinsam zu präsentieren und damit auch Zeichen des Miteinanders zu sein.