
„bewegen!“ – das Motto der Imagekampagne des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB) hat auch die Delegiertenversammlung des KDFB-Diözesanverbandes Passau in der Rottalhalle in Rotthalmünster bestimmt. Ganz konkret ging es wenige Wochen vor der Europawahl und im Jubiläumsjahr „100 Jahre Frauenwahlrecht“ darum, die Frauen dazu zu bewegen, ihre Stimme zu erheben.
Beim Bildungsteil am Vormittag, der für alle Interessierten offen war und an dem auch in diesem Jahr zahlreiche Ehrengäste teilnahmen, begeisterte die renommierte Politikwissenschaftlerin und Autorin Dr. Michaela Karl aus Osterhofen zum Thema „Europas Töchter, erhebt eure Stimme!“ Sie machte einen rasanten Streifzug durch die Entwicklung der Frauenemanzipation vom 19. Jahrhundert bis heute – von der Entstehung verschiedener Frauenbewegungen, den vielen Steinen, die Frauen auf ihrem Weg zu mehr Gleichberechtigung in den Weg gelegt wurden, bis hin zu ersten Erfolgen, wiederholten Rückschritten und der Situation heute. Verglichen mit Zuständen vor 100 Jahren, als die einzig gesellschaftlich akzeptierte Rolle der Frau darin bestand, den Haushalt zu führen und Mutter zu sein, oder noch bis vor rund 60 Jahren, als der Ehemann noch immer die letzte Entscheidungsmacht in allen Angelegenheiten hatte und beispielsweise die Arbeitsstelle seiner Frau ohne deren Einwilligung kündigen konnte, hat sich natürlich viel getan. „Doch Frauen haben noch ganz schön viel vor sich, wenn sie sich tatsächlich die Hälfte der Welt angeln wollen“, so Karl. In Bezug auf Familie und Pflege seien die Aufgaben noch immer ungleich verteilt. Frauen würden vorrangig in Berufen mit geringerer Bezahlung arbeiten und Frauen, die die Karriereleiter erklimmen möchten, würden – trotz gleicher Chancen in Schule und Studium – schnell an die berühmte gläserne Decke stoßen. Das Gute: Frauen seien heute weltweit vernetzt und würden global für ihre Rechte streiten. Ihren Vortrag beendete Michaela Karl mit einem klaren Plädoyer für Europa und einem Wahlaufruf zur Europawahl. „Europa ist das erfolgreichste Friedensprojekt des letzten Jahrhunderts. Die Frauen haben daran aktiv und mit großem Engagement mitgearbeitet. Wir sollten nicht zulassen, dass nationalstaatsinterne Ziele dieses Projekt gefährden“, sagte sie. Angesichts der schweren Kämpfe, die Frauen vor 100 Jahren für das Wahlrecht ausgefochten haben, sei es die Pflicht jeder Frau, zu wählen. „Alles andere wäre eine Ohrfeige für unsere mutigen Vorreiterinnen.“
Auf ihren Vortrag folgte eine angeregte Diskussion. Eine KDFB-Frau warf beispielsweise ein, dass bei Wahlen immer wieder erkennbar sei, dass Frauen keine Frauen wählen. Karls Antwort: „Es ist leider wirklich so, dass Frauen hier wenig Solidarität zeigen. Das haben uns die Männer voraus.“ Anwesende Politikerinnen stellten jedoch auch fest, dass natürlich zunächst einmal Frauen da sein müssten, die sich überhaupt zur Wahl stellen. Sie appellierten an den Mut der KDFB-Frauen, sich die Verantwortung eines politischen Amtes zuzutrauen.
Hören Sie hier einen Radiobeitrag von Mareen Maier und Armin Berger von der Delegiertenversammlung 2019:
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Auf den Bildungsteil am Vormittag folgte am Nachmittag der Konferenzteil. Die Diözesanvorstandschaft sowie Vertreterinnen der Kommissionen, der Landfrauenvereinigung und des VerbraucherService Bayern im KDFB ließen das vergangene Verbandsjahr Revue passieren. Unter zahlreichen Projekten und Veranstaltungen wurden insbesondere zwei in den Mittelpunkt gestellt: Das große Familienfest anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der Eltern-Kind-Gruppen im KDFB und eine Diskussionsveranstaltung im Vorfeld der Landtags- und Bezirkstagswahlen, die gemeinsam mit anderen Verbänden organisiert worden war. Die Diözesanvorsitzende Bärbel Benkenstein-Matschiner berichtete zudem, dass natürlich auch die Vorbereitungen auf die Imagekampagne „bewegen!“ des Gesamtverbandes im letzten Jahr viel Zeit beansprucht hätten. Im Rahmen dieser Kampagne werden im Laufe der nächsten zwei Jahren fünf Themenfelder beleuchtet: Frauensolidarität, Lohngerechtigkeit, Glaube, Verantwortung und Weihe. „Seit über 100 Jahren wirkt der KDFB, der ja aus der Frauenbewegung heraus entstanden ist, in Gesellschaft, Politik und Kirche hinein. Und das wollen wir auch in Zukunft tun“, so Benkenstein-Matschiner. Sie forderte die Frauenbundfrauen dazu auf, sich mit viel Schwung an der Kampagne zu beteiligen. Eine gute Möglichkeit dazu bietet sich beispielsweise am Tag der Europawahl, dem 26. Mai 2019. An diesem Tag feiert der Frauenbund gleich zwei Jubiläen: 110 Jahre KDFB im Bistum Passau und 50 Jahre Diözesanverband Passau. Der Festgottesdienst im Passauer Dom mit Bischof Dr. Stefan Oster SDB beginnt um 11.30 Uhr. Anschließend wird auf dem Domplatz weitergefeiert.
(Text und Bilder: KDFB Passau)