
„Macht.Frauen.Stark.“ – so lautet das Schwerpunktthema des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB) für 2023 und 2024. Bei vielen Veranstaltungen in den nächsten beiden Jahren wird das Thema aufgegriffen. Der KDFB-Diözesanverband Passau startete damit bei der diesjährigen Delegiertenversammlung in der Niederbayernhalle in Ruhstorf an der Rott.
Zu Beginn waren die rund 250 Frauen selbst gefordert, der Frage nachzuspüren: Was macht mich persönlich stark? Auf kleinen Zetteln notierten sie ihre Gedanken. Dabei fiel auf: Als stärkend wurden neben der Familie besonders oft die Gemeinschaft und der Zusammenhalt im Frauenbund genannt. „Das Wissen, in einer starken Gemeinschaft zu sein, die Geselligkeit, positives Feedback erhalten, füreinander da sein – das Soziale kann eine große Kraftquelle in unserem Leben sein“, griff Referentin Waltraud Eichinger dieses Ergebnis auf. In der Folge beleuchtete sie viele weitere Faktoren, die Frauen Stärke schenken können. Ihre zentrale Botschaft: „Ich bin dann stark, wenn ich ganz bei mir bin und mich mit meinen Stärken, aber auch Schwächen akzeptiere, so wie ich bin.“ Ebenfalls wichtig sei die Bereitschaft, Veränderungen anzunehmen. „Je mehr wir akzeptieren, dass sich das Leben ändert, desto leichter tun wir uns. Vieles, was uns scheinbar schwach macht, sind Dinge, die wir nicht ändern können. Diese Dinge können wir stattdessen auch gut als Herausforderung sehen“, so Eichinger weiter. Schwierig werde es, wenn Frauen ihren eigenen Wert an erbrachter Leistung bemessen. „Lernen wir, uns selbst etwas wert zu sein – unabhängig davon, was wir arbeiten und leisten. Wir sind Kinder Gottes, mit eigenen Anlagen und Fähigkeiten, die nur wir mitbekommen haben – das stärkt!“, sagte Waltraud Eichinger und stellte heraus, welche Rolle der Glaube spielen kann. „Gott ist eine liebende Energie, die mit mütterlicher und väterlicher Fürsorge und Kraft in meinem Leben wirkt. Glaube stärkt, entlastet und ist wertvoll für ein gelingendes Leben“, zeigte sich Eichinger überzeugt. Gemeinsam mit den Frauen ging sie in der Folge weiteren Aspekten auf die Spur. Eine Körperübung und ein kraftschenkendes Lied über liebevolle Selbstannahme rundeten ihren Vortrag ab. Belohnt wurden Waltraud Eichingers Ausführungen mit Standing Ovations – ein deutliches Zeichen dafür, wie sehr das Thema den Nerv der Zeit trifft. In einer offenen Diskussion tauschten sich die Frauen schließlich intensiv über das Gehörte und eigene Erfahrungen aus.
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit
Einig war man sich darüber, dass es ein Zeichen von Stärke ist, für sich einzustehen. Genau das tun die Frauen des KDFB gemeinschaftlich, beispielsweise bezogen auf Entgeltgleichheit zwischen Frauen und Männern. Drei Tage nach der Delegiertenversammlung, am 7. März 2023, fand der diesjährige „Equal Pay Day“ statt. Er markiert den Tag, bis zu dem Frauen länger arbeiten müssen, um auf das gleiche Gehalt zu kommen, das Männer bereits am
Ende des Vorjahres erhalten. „66 Tage haben wir Frauen also ‚umsonst’ gearbeitet. Noch immer verdienen Frauen durchschnittlich rund 18 Prozent weniger als Männer“, rechnete Bildungsreferentin Tanja Kemper vor. Über diese Tatsache kann man zwar nicht lachen – und doch lässt sich das Thema auf humorvolle Weise aufgreifen und transportieren. Sabine Slawik, stellvertretende KDFB-Landesvorsitzende und Vizepräsidentin des Bundesverbandes, und Walburga Wittmann, ehemalige Vorsitzende des KDFB Landesbildungswerks Bayern, spielten einen Sketch zum Thema. Im Mittelpunkt: ein Missverständnis zur roten Tasche, die seit vielen Jahren am „Equal Pay Day“ als Symbol für die ungleiche Bezahlung eingesetzt wird.

Spendensammlung für Zeltschule e.V.
Ein weiteres Zeichen von Stärke: Solidarität zeigen. Starke Frauen denken nicht nur liebevoll an sich selbst, sondern auch an andere. Aus aktuellem Anlass bat die Diözesanvorstandschaft um Spenden für den gemeinnützigen Verein Zeltschule e.V. Der Verein unterstützt Flüchtlinge, indem er im Libanon und in Syrien improvisierte Schulen in Zelten für Flüchtlingskinder betreibt. Nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei und Syrien wurden auch Camps des Vereins hart getroffen. Viele Zelte wurden zerstört. Spenden werden deshalb dringend benötigt. Dem Aufruf der Vorstandschaft folgten die Delegierten gerne: 1.500 Euro kamen zusammen.
Im Fokus der Delegiertenversammlung stand schließlich der Rückblick auf das vergangene Verbandsjahr. „Wir blicken auf ein sehr ereignisreiches Jahr zurück“, stellte Diözesanvorsitzende Claudia Seibold heraus. Nach den Neuwahlen der Vorstandschaft im März 2022 führt sie gemeinsam mit ihren Stellvertreterinnen Adelinde Grad, Gerda Stöfl, Erika Schäffner-Hofbauer, Marianne Speckbacher und Annemarie Spielbauer seit genau einem Jahr den Verband an. „Die neue Vorstandschaft stand gleich zu Beginn vor großen Herausforderungen“, sagte Seibold und nannte als Beispiele die Unruhen nach der Beitragsanpassung oder die stetige Suche nach Vorstandsfrauen in den Zweigvereins-Vorstandschaften. „Doch unser Verband ist ein Verband, der sich immer wieder erneuert und aktuell bleibt. Zwar verloren wir viele Mitglieder, doch konnten wir auch über 400 Mitglieder neu gewinnen. Alleine dieses Jahr sind bereits über 100 Frauen dazugekommen. Das Durchschnittsalter liegt bei 42 Jahren. Das ist ein ermutigendes Zeichen für die Zukunft“, betonte Seibold. Auch die Arbeit des Bildungswerks, der Kommissionen, Eltern-Kind-Gruppen, Landfrauenvereinigung und des VerbraucherService Bayern wurde beleuchtet. Abschließend bedankte sich Claudia Seibold bei allen Teilnehmerinnen für das Interesse an der Delegiertenversammlung. Ein besonderer Dank galt den Frauen, die sich an verschiedenen Ständen präsentierten, darunter beispielsweise der Diözesanchor oder das Familienpflegewerk.
Text: Mareen Maier / Katholischer Deutscher Frauenbund