„Selig, die Frieden stiften – Solidarisch für Frieden und Zusammenhalt“ – unter dieses Leitwort hat missio den Monat der Weltmission im Oktober gestellt. Gastgeber für die zahlreichen Veranstaltungen war das Bistum Passau. Auch der Diözesanverband des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB) hat sich an der größten Solidaritätsaktion von Katholiken weltweit beteiligt.
Den interreligiösen Dialog voranbringen und für den Frieden beten – diese beiden Punkte waren für den Frauenbund zentrale Eckpfeiler des Engagements. In die Tat umgesetzt wurden die Vorsätze bei einem Friedensgebet in Passau und bei Frauengebetsketten in Landau an der Isar, Burghausen und Niederalteich. Da im Monat der Weltmission der Fokus insbesondere auf der Region Westafrika lag, war es sehr erfreulich, dass trotz der Corona-Krise Gäste aus Westafrika an den Veranstaltungen teilnehmen konnten. Bei der Frauengebetskette in Niederalteich beispielsweise ermöglichte Bischof Jonas Dembélé, Bischof von Kayes/Mali, Einblicke in das vor allem aus Negativ-Schlagzeilen bekannte Mali. Krieg und Terrorismus würden das friedliche Miteinander vor Ort enorm erschweren, berichtete der Bischof mittels zweier Übersetzerinnen. Insbesondere im Norden Malis herrsche der Ausnahmezustand, seit Islamisten den Heiligen Krieg erklärt und gefordert hatten, dass die gesamte Bevölkerung zu Muslimen werden solle. Doch vor Ort lebe die Hoffnung auf Frieden. Wie Bischof Jonas betonte, funktioniere das Zusammenleben zwischen Muslimen und Christen an sich gut, auch wenn der Dialog teilweise mit Schwierigkeiten verbunden sei. Weiter stellte er heraus, dass etwa 20 Millionen Menschen in Mali leben, wobei sich der Anteil der Christen auf maximal fünf Prozent belaufe. Neben dem stetigen Bemühen um Frieden sprach der Bischof weitere zentrale Herausforderungen wie den Kampf gegen Korruption und die Gerechtigkeit innerhalb der Familien an. Zudem ermöglichte er bei seiner Präsentation Einblicke in das alltägliche Leben der Bevölkerung. Die katholischen Schulen stellte er als wichtiges Instrument heraus, um schon den Kindern Toleranz und Offenheit beizubringen. In der Schule würden keine Unterschiede gemacht, weder bezogen auf die Religion, noch auf das Geschlecht oder die Ethnie. Nach den Ausführungen von Bischof Jonas bestand die Möglichkeit zur Diskussion. Auch der Passauer Bischof Dr. Stefan Oster SDB und missio-Präsident Monsignore Wolfgang Huber brachten sich gerne ein. Im Anschluss kamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zur Frauengebetskette zusammen. Gemeinsam ließen sie das Gehörte Revue passieren und richteten ihren Blick mit Hildegard Weileder-Wurm, Geistliche Begleiterin des KDFB-Diözesanverbandes Passau, auf zwei zentrale Fragen: Was hält mich wach für den Frieden? Was lässt meine Hoffnung wachsen? Das Teilen der individuellen Beiträge ermöglichte ein tiefes Gefühl der Verbundenheit – trotz körperlicher Distanz und dem Tagen der Masken, um den Corona-Schutzvorschriften Rechnung zu tragen.
Zum Abschluss des Begegnungsabends berichtete Jana Schmid, Praktikantin bei missio, von ihren Erfahrungen als Freiwilligendienstleistende im Senegal. Ihren Einsatz musste sie wegen der Corona-Pandemie im Frühjahr überstürzt abbrechen, doch zuvor war sie sieben Monate vor Ort. Beim Blick auf die Rolle der Frauen stellte die 19-Jährige fest, dass ein starkes Gefälle zwischen Pflichten und Rechten herrsche. In den meisten Familien entscheide der Mann über wichtige Dinge, während sich die Frauen um die Hausarbeit kümmern, die Kinder erziehen und gegebenenfalls zusätzlich auf den Feldern arbeiten. „Man kann sagen, dass die Frau sehr viel leistet und ihr trotzdem nur sehr wenige Rechte zugesprochen werden“, so Schmid. Zudem gebe es im Senegal noch immer Kinderehen. Junge Mädchen würden vor allem deshalb von ihren Familien verheiratet, weil dann der Ehemann für die Finanzierung zuständig sei und nicht mehr die Familie. „Andersherum weiß man, dass junge Männer diese Verantwortung einmal tragen müssen. Deshalb ist es für die Familien oft naheliegend, eher dem Jungen eine Schulbildung zu ermöglichen, falls die finanziellen Möglichkeiten eine Entscheidung nötig machen“, so Schmid. Auch die KDFB-Diözesanvorsitzende Bärbel Benkenstein-Matschiner steuerte Einblicke bei. Sie hatte im Februar an einer Delegationsreise des Bistums Passau in den Senegal teilgenommen und dort das Projekt „Claire Amitié“ kennengelernt. Bei dem Projekt gehe es darum, dass Mädchen und junge Frauen, die nie eine Ausbildung erfahren haben, eine Art Hauswirtschaftsschule besuchen können und dort lernen, ihr Leben selbst zu bestreiten. Benkenstein-Matschiner kündigte an, dass der KDFB-Diözesanverband Passau das Projekt ab 2021 unterstützen wird.
Nur wenige Tage nach der Frauengebetskette in der Landvolkshochschule Niederalteich hatte der KDFB gemeinsam mit dem Referat für Religionen und Weltanschauungen der Diözese Passau zu einem Friedensgebet in die Kirche St. Nikola eingeladen. „Frieden ist keine Selbstverständlichkeit. Doch er kann wachsen, wenn wir uns begegnen und kennenlernen, wenn wir miteinander beten und uns zuhören, wenn wir uns achten und wertschätzen“, sagte Bärbel Benkenstein-Matschiner zur Einführung. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bildeten einen großen Kreis um ein Bild des „Engels der Kulturen“. Ursprünglich sollte das Gebet bei der Bodenintarsie des „Engels der Kulturen“ in der Fußgängerzone stattfinden. „Den ‚Engel der Kulturen‘ haben wir 2014 nach Passau geholt – als bleibendes Zeichen für Frieden. Die Bodenintarsie vereint die Symbole der drei abrahamitischen Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam“, so KDFB-Bildungsreferentin Tanja Kemper. Auf Grund von Bauarbeiten in der Stadt musste das Friedensgebet allerdings in die Kirche St. Nikola umziehen. Während Bischof Jonas vom interreligiösen Dialog in Mali berichtete, gestalteten die Mitglieder des „Runden Tischs der Religionen“ das Friedensgebet mit verschiedenen Beiträgen. Nach jedem Impuls verknüpften sie bunte Bänder, die schließlich einen großen Kreis ergaben. Begleitet wurde das Friedensgebet von der Rhythmus- und Percussiongruppe „Taktinfarkt“ aus Pfarrkirchen.
Text: Mareen Maier