Bistum

Pfarrer Schießler rät Pädagogen zu Mut und Ehrlichkeit

Redaktion am 13.02.2025

Bp Bistumsblatt KEG Neujahrsempfang 07 02 2025 3 Foto: Bernhard Brunner
Strahlende Gesichter gab es am Ende des KEG-Neujahrsempfangs unter den Verbandsfunktionären und Ehrengästen: v.l. Dompropst Dr. Michael Bär, KEG-Bezirksvorsitzender Erwin Müller, KEG-Kreisvorsitzender Robert Drexler, MdL a.D. Prof. Dr. Gerhard Waschler, Abteilungsdirektor Ralf Reiner von der Regierung von Niederbayern, der Münchner Stadtpfarrer und Festvortragsredner Rainer Maria Schießler, stellvertretender Landrat Klaus Jeggle und Passaus Bürgermeister Armin Dickl im Spectrum Kirche in Mariahilf.

Aufrüttelnde Ansprache des bekannten Münchner Priesters beim KEG-Neujahrsempfang – Zugleich Wunsch nach offenen Pforten in der Kirche geäußert

Pas­sau. Für sei­ne mar­ki­gen Wor­te und eine unkon­ven­tio­nel­le Seel­sor­ge ist der Münch­ner Pfar­rer Rai­ner Maria Schieß­ler weit über sei­nen Wir­kungs­kreis in der baye­ri­schen Lan­des­haupt­stadt hin­aus bekannt – vor allem als kri­ti­scher Buch­au­tor, aber auch auf­grund häu­fi­ger TV-Auf­trit­te. Als Fest­red­ner beim Neu­jahrs­emp­fang der Katho­li­schen Erzie­her­ge­mein­schaft (KEG) im Spec­trum Kir­che in Pas­sau-Maria­hilf wur­de der 64-Jäh­ri­ge eben­falls erwar­tet deut­lich. Er riet den Leh­rern und Erzie­hern zu Ehr­lich­keit – auch zu sich selbst – und zu Mut. An die Kir­che adres­sier­te er den Wunsch nach mehr offe­nen Pfor­ten. Wir dür­fen nie­man­den weg­schi­cken“, beton­te Schießler.

Gegen­wär­tig wer­de er gera­de­zu über­häuft mit Anfra­gen, Beer­di­gun­gen für aus der Kir­che aus­ge­tre­te­ne Ver­stor­be­ne zu hal­ten, ließ der Pries­ter die rund 70 Zuhö­rer wis­sen. Der Grund dafür liegt offen­sicht­lich dar­in, dass Schieß­ler nach eige­nen Wor­ten nie auf die Idee käme, die Gläu­big­keit eines Men­schen an sei­nem Kir­chen­be­such fest­zu­ma­chen. Viel­mehr müs­se man den Leu­ten das Gefühl ver­mit­teln, will­kom­men zu sein, sag­te er und plä­dier­te für die Suche nach ver­nünf­ti­gen Lösun­gen nicht auf Kos­ten der Mensch­lich­keit. Offen ver­trat der gebür­ti­ge Münch­ner die Über­zeu­gung, dass kei­ner für die Gegen­sät­ze zwi­schen der katho­li­schen und der evan­ge­lisch-luthe­ri­schen Kon­fes­sio­nen mehr Ver­ständ­nis habe. 500 Jah­re Tren­nung sind eigent­lich genug“, erklär­te Schieß­ler und rief damit ein lei­ses Rau­nen im Saal hervor.

Als Cock­tail zum neu­en Jahr war des­sen Vor­trag ange­kün­digt – eine spon­ta­ne Idee des bei sei­nen Schäf­chen über­aus belieb­ten Stadt­pfar­rers von St. Maxi­mi­li­an, als er sich wäh­rend der tele­fo­ni­schen Anfra­ge des KEG-Kreis- und stell­ver­tre­ten­den Bezirks­vor­sit­zen­den Robert Drex­ler gera­de Honig in den Tee getan habe. Pas­send zu dem Bild erin­ner­te Schieß­ler an die jüngs­te Schun­kel­mes­se“ für alle Prin­zen­paa­re samt Gar­den aus Mün­chen und Umge­bung, mit deren Pre­mie­re er vor eini­gen Jah­ren Kri­ti­ker auf den Plan geru­fen habe, die gar nicht da waren.“ Gedank­lich schlug der Theo­lo­ge damit die Brü­cke zur bibli­schen Geschich­te von der Hoch­zeit von Kana mit der sei­ner Ansicht nach wich­tigs­ten Aus­sa­ge Füllt die Krü­ge mit Was­ser“ ent­ge­gen den geläu­fi­gen Aus­le­gun­gen, zu tun, was Jesus zu den Die­nern sagt, nach­dem der Wein aus­ge­gan­gen ist.

Bp Bistumsblatt KEG Neujahrsempfang 07 02 2025 2 Foto: Bernhard Brunner
Eine Plakette mit der Darstellung einer Szene aus der biblischen Hochzeit zu Kana überreichte KEG-Kreisvorsitzender Robert Drexler (r.) an den Festredner Pfarrer Rainer Maria Schießler.

Was für eine Anma­ßung in der Not sei es gewe­sen, die für die ritu­el­le Fuß­wa­schung bestimm­ten Krü­ge mit Was­ser zum Trin­ken zu fül­len, bekun­de­te Rai­ner Maria Schieß­ler und ver­knüpf­te damit den Hin­weis, dass kei­ner der Anwe­sen­den in Kana dage­gen pro­tes­tiert habe, weil das Tun aus dem Ver­trau­en auf einen Sinn her­aus erfolgt sei. Auch die Jecken in sei­ner Kir­che woll­ten in einer Welt, die gera­de bren­ne, Aus­ru­fe­zei­chen set­zen, das Leben zu genie­ßen und sich selbst zu mögen. Lasst Euch auf das Wun­der ein“, lei­te­te der Geist­li­che als Bot­schaft dar­aus gera­de in wir­ren Zei­ten ab, in denen die Men­schen Hoff­nung, Gebor­gen­heit, Sicher­heit und Hei­mat haben woll­ten – vor allem nach Coro­na und nach bereits mehr­jäh­ri­gen Krie­gen. Es sei eine Bestim­mung, fröh­lich und lus­tig zu sein, dabei aber auch nach Lösun­gen zu suchen.

Erzie­hung heißt für Schieß­ler, jeman­den dort­hin zu brin­gen, wohin er viel­leicht gar nicht wol­le – aber ohne Gewalt“. Der Fest­red­ner stell­te den Begriff Begeis­te­rung in den Mit­tel­punkt. Jun­ge Leu­te wol­len Ehr­lich­keit von uns“, füg­te er hin­zu und sprach sich dafür aus, den Kin­dern und Jugend­li­chen Authen­ti­zi­tät und Lebens­wahr­heit zu schen­ken. Denn nur wer ehr­lich zu sich selbst sei, kön­ne ehr­lich gegen­über ande­ren sein – ein Wunsch, den der Münch­ner Stadt­pfar­rer auch an die Ver­ant­wort­li­chen in der Poli­tik rich­te­te. Dazu gehö­re Mut, den ande­ren anzu­neh­men. Der KEG, als deren Geist­li­cher Bei­rat Schieß­ler fun­giert, leg­te er ans Herz, mit einer geschlos­se­nen Stim­me auf­zu­tre­ten. Gleich­sam zur Gar­nie­rung sei­nes über­tra­ge­nen Cock­tails schloss der Pries­ter sei­ne gut 40-minü­ti­gen Aus­füh­run­gen mit einem Gedicht des Schrift­stel­lers und Kaba­ret­tis­ten Hanns-Die­ter Hüsch, das wie folgt endet: Ich set­ze auf die Lie­be. Schluss.“

Davon geprägt waren auch die ein­lei­ten­den Wor­te von Robert Drex­ler, der als Wunsch für die ver­blei­ben­den elf Mona­te des Jah­res 2025 den KEG-Mit­glie­dern emp­fahl, in ihrem Lebens­be­reich ein fried­li­ches Umfeld und ein har­mo­ni­sches Mit­ein­an­der zu schaf­fen – in einer Welt, die immer mehr aus den Fugen zu gera­ten schei­ne. Der ermu­ti­gen­de Impuls­ge­dan­ke des Gast­ge­bers: Jeder von uns kann sei­nen Bei­trag leis­ten, im Klei­nen an einem lebens­wer­ten, fried­li­chen und zukunfts­fä­hi­gen Umfeld mit­zu­ar­bei­ten.“ Auch Drex­ler griff die Idee eines Cock­tails – hier für Bil­dung und Erzie­hung – auf. Er ver­knüpf­te damit die Fra­ge, ob Grund­tech­ni­ken wie die Beherr­schung sinn­ent­neh­men­den Lesens und Kopf­rech­nens im digi­ta­len Zeit­al­ter gar nicht mehr so not­wen­dig sei­en, eben­so wenig wie das Erler­nen mög­lichst vie­ler Spra­chen statt des mög­lichst pro­fes­sio­nel­len Umgangs mit digi­ta­len Medi­en, selbst auf die Gefahr hin, von die­sen immer mehr beherrscht zu werden.

Bp Bistumsblatt KEG Neujahrsempfang 07 02 2025 1 Foto: Bernhard Brunner
Zum Thema Erziehung und Bildung wunderbar passende Songs steuerte die Sängerin Valerie Watts, selbst gelernte Mittelschulpädagogin, zum KEG-Neujahrsempfang bei.

Viel­leicht sei es in dem Cock­tail eine ent­schei­den­de Zutat, für die Wer­te und die soge­nann­ten Schlüs­sel­qua­li­fi­ka­tio­nen wie Hilfs­be­reit­schaft, Höf­lich­keit, Tole­ranz und Rück­sicht­nah­me ein­zu­tre­ten, über­leg­te Drex­ler. Erzie­hung und Bil­dung kann nur funk­tio­nie­ren, wenn man die Zuta­ten sorg­sam aus­wählt und rich­tig pro­por­tio­niert“, gab der KEG-Vor­sit­zen­de zu beden­ken. Neben Wis­sen und Kom­pe­ten­zen dür­fe die päd­ago­gi­sche Lie­be“ nicht zu kurz kom­men, vor allem nicht das Mensch­li­che, die Per­sön­lich­keit jedes Ein­zel­nen und die für die christ­lich ori­en­tier­te Gesell­schaft prä­gen­den Wer­te, unter­strich Drex­ler im Bei­sein hoch­ka­rä­ti­ger Ehren­gäs­te, dar­un­ter Abtei­lungs­di­rek­tor Ralf Rei­ner von der Regie­rung von Nie­der­bay­ern und aus Pas­sau der Lei­ten­de Schul­amts­di­rek­tor Klaus Sterner.

Ehr­furcht vor Gott“ nann­te Dom­ka­pi­tu­lar Dr. Bär als das obers­te Erzie­hungs­ziel in der Baye­ri­schen Ver­fas­sung. Dazu brau­che es einen Ver­band wie die KEG, die die­sen Grund­satz wei­ter­tra­ge – gera­de in Zei­ten, in denen nur noch die Hälf­te der Kin­der und Jugend­li­chen an Grund- und Mit­tel­schu­len am Reli­gi­ons­un­ter­richt teil­neh­me, der Rest Ethik bele­ge. Der Gruß­wort­red­ner stell­te die Fra­ge in den Raum, ob sich mit die­ser Quo­te der ver­fas­sungs­mä­ßi­ge Auf­trag über­haupt noch erfül­len las­se. Eben­so wies der hohe Geist­li­che auf die schwin­den­de Zahl von Erst­kom­mu­ni­on­kin­dern hin. Umso deut­li­cher mach­te Dr. Bär auf das Hei­li­ge Jahr 2025 mit dem Sym­bol der offe­nen Tür aufmerksam.

Dass sich – wie bei ihm selbst – gute Leh­rer von einst auf Dau­er im Kopf ver­fan­gen, das wünsch­te Armin Dickl den KEG-Mit­glie­dern. Beruf kommt von Beru­fung“, hob er her­vor und ver­band damit die Hoff­nung, dass die Päd­ago­gen Leucht­feu­er bei den Kin­dern ent­fa­chen könn­ten, um sie für etwas zu begeis­tern, und auch mehr Auf­ge­klärt­heit ver­mit­teln. 95 Pro­zent aller Nach­rich­ten sei­en nega­tiv, bemän­gel­te Vize-Land­rat Jeggle, der nicht min­der deut­lich anpran­ger­te, dass auch immer mehr poli­tisch Ver­ant­wort­li­che schein­bar jeg­li­chen Anstand ver­lo­ren hät­ten. Umso wich­ti­ger sei es, kogni­ti­ves Ler­nen ein­zu­bin­den in die Ver­mitt­lung von Hal­tung und Wer­ten. Es geht um fro­he Kin­der­see­len und fröh­li­che Lehr­kräf­te, die ein Kind ent­schei­dend prä­gen“, stell­te der ehe­ma­li­ge Schul­amts­di­rek­tor fest, der die Ori­en­tie­rung des schu­li­schen Lebens an den christ­li­chen Wer­ten propagierte.

Kin­der sag­ten oft, das Gefühl zu haben, dass kei­ner für sie da ist, pran­ger­te der KEG-Bezirks­vor­sit­zen­de Erwin Mül­ler in sei­nen Schluss­wor­ten an. Des­halb erach­te­te er es für beson­ders bedeut­sam, die Sicher­heit als Chris­ten von oben – über Gott – als Ver­bin­dung auch zwi­schen Leh­rern und Kin­dern wie­der zu schaf­fen. Den Men­schen als Per­sön­lich­keit ach­ten“, skiz­zier­te er als Losung für den Schul­all­tag, die sich die KEG auf die Fah­ne schrei­be. Mit Songs wie Men­schen­jun­ges“ und der Sen­tenz Möge das Leben hier gut zu Dir sein“ umrahm­te Vale­rie Watts aus St. Flo­ri­an am Inn den Neu­jahrs­emp­fang auf wun­der­bar stim­mi­ge musi­ka­li­sche Weise.

Text: Bern­hard Brunner

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