Das Kindermissionswerk ‚Die Sternsinger‘ ist in großer Sorge um die Kinder in der Ukraine. „Unsere dortigen Projektpartner haben uns eindrückliche Stimmen von Mädchen und Jungen geschickt, die mich zutiefst berühren. Die Kinder haben große Angst vor einem Krieg in der Ukraine und sorgen sich um ihre Eltern und die jüngeren Geschwister“, so Pfarrer Dirk Bingener, Präsident des Kindermissionswerks, angesichts der Kriegsgefahr. „Es ist erschreckend, welche Ängste alleine schon die russischen Drohgebärden bei den Mädchen und Jungen auslösen. Kinder haben das Recht, vor Gewalt, Krieg und Konflikten geschützt zu werden! Und genau dieses Kinderrecht wird bereits jetzt missachtet.“ An die internationale Gemeinschaft und die politischen Verantwortlichen appelliert Pfarrer Bingener, sich weiterhin auf diplomatischem Wege um Deeskalation zu bemühen.
Aus verschiedenen Landesteilen erreichten das Kindermissionswerk Berichte der Projektpartner zur aktuellen Lage in der Ukraine. Lehrer, Sozialarbeiter und Projektverantwortliche versuchen, den Kindern in Schulen und Sozialeinrichtungen einen weitgehend normalen Alltag zu ermöglichen, um sie trotz der eigenen Sorgen nicht noch weiter zu verunsichern. Und dennoch ist die Angst bei vielen Mädchen und Jungen groß. In manchen Regionen des Landes versuchen die Partner, die Kinder möglichst unaufgeregt auf eine mögliche Flucht aus der Heimat vorzubereiten. „Unser Leben sieht ganz gewöhnlich aus, doch im Inneren haben auch wir Angst“, schreibt eine Projektverantwortliche aus Kiew, die mit ihren Mitarbeitenden bereits Krisen- und Evakuierungspläne vorbereitet hat. „Die Angst ist doch sehr stark, die Nachrichten werden jeden Tag schlimmer. Wir versuchen, sie nicht zu lesen, und hoffen, dass alles vorbeigeht“, fasst die Partnerin die Eindrücke von Projektkindern zusammen.
„Ich habe noch nie eine solche Angst gespürt!”
Daria*, die das einzige katholische Gymnasium des Landes im westukrainischen Ivano-Frankivsk besucht, erzählt: „Heute Morgen hat mein Vater meinem Bruder und mir erklärt, was im Notfall zu tun ist. Ich habe noch nie eine solche Angst gespürt, mein zwölf Jahre alter Bruder hatte Tränen in den Augen.“ Maksym, der ebenfalls auf die von den Sternsingern geförderte Schule geht, schließt sich an: „Jeder Krieg bringt nichts Gutes. Ich mache mir Sorgen um meinen Vater, wenn der zum Militär eingezogen wird und sterben könnte!“ Aus einem Kinderzentrum im westukrainischen Drohobytsch schreibt die acht Jahre alte Angelina: „Ich habe heute die Schule geschwänzt, weil ich Angst vor den anstehenden Evakuierungsübungen hatte.“
„Wie ungerecht ist es, dass Kinder und Jugendliche einem solch enormen psychischen Druck ausgesetzt sind“, so Pfarrer Bingener. „In den Stimmen von Daria, Maksym und Angelina werden Ängste und Sorgen ganz konkret. Sie und alle anderen Kinder und Jugendlichen in der Ukraine verdienen eine Zukunft, geprägt von Gerechtigkeit, Frieden und dem Schutz ihrer Kinderrechte.“
Dass Kinder in der angespannten Lage immer noch wissen, wie Frieden geht, macht dem Präsidenten des Kindermissionswerks indes Hoffnung. Aus dem besonders gefährdeten Odessa schreibt die neunjährige Ulyana: „Ich bin wahrscheinlich zu jung und verstehe nicht alles in der Welt der Erwachsenen. Aber Krieg ist für alle ein Albtraum. Warum wissen nicht alle Erwachsenen, wie man sich die Hand gibt, damit es Frieden gibt?“
*Zum Schutz der zitierten Kinder wurden deren Namen geändert.
Text: Kindermissionswerk ‘Die Sternsinger’