Im Bistum Passau sind im Jahr 2018 insgesamt 3568 Frauen und Männer aus der Kirche ausgetreten. Somit gehören der aktuellen Statistik zufolge 462.788 Frauen und Männer der Glaubensgemeinschaft in der Diözese an. Die Teilnahme an den Sonntagsgottesdiensten sank ebenfalls von 11,4 Prozent auf aktuell 10,8 Prozent. In folgendem Interview erläutert Seelsorgeamtsleiter Domdekan Hans Bauernfeind Hintergründe zu den Entwicklungen, mögliche Ursachen und was aus diesen Zahlen für das Bistum Passau resultiert:
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„Die Rückläufe sind leider deutlich höher als in den Jahren zuvor – und jeder Austritt schmerzt. Natürlich spielen die Missbrauchskrise und manche öffentlichen Debatten dabei eine wichtige Rolle“, sagt Bischof Stefan Oster anlässlich der Veröffentlichung der diesjährigen Kirchenstatistik. „Und wir müssen hier konsequent die Betroffenen im Blick haben und um unsere eigene Erneuerung ringen.“ Im Jahr zuvor hatten 2599 Frauen und Männer der Kirche von Passau den Rücken gekehrt. „Die Zahlen bestätigen aber vor allem auch den gesellschaftlichen Wandel, in dem sich auch die Kirche befindet. Wir begegnen ihm im Bistum mit unterschiedlichen Ansätzen“, so Oster. „Denn Kirche ist natürlich viel mehr, als ihre öffentliche Wahrnehmung“, sagt er. Daher appelliert der Passauer Oberhirte an die Menschen: „Bleiben Sie! Bringen Sie sich ein, ringen Sie mit Ihrer Kirche. Und vor allem: Suchen Sie die Begegnung mit dem, der die Mitte von Kirche ist und bleibt: Jesus Christus!“ Bischof Oster selbst sucht dazu selbst immer wieder das Gespräch mit den Gläubigen – bei vielen Festen, Veranstaltungen und den Visitationen in der Diözese. „Beim Glauben geht es um was! Es geht um das Heil jedes einzelnen Menschen und dafür lohnt sich jede Mühe“ so Oster. „Wir leben auch in einer schnelllebigen und oft oberflächlichen Welt. Da haben die großen Fragen nach Sinn, nach Tiefe, auch nach Leid und Tod oft keinen Raum. Dabei ist die Kirche ja gerade Ort für solche Fragen – und Heimat der Suchenden. Zudem stehen gerade in der Kirche so viele Menschen und Einrichtungen im Dienst an Menschen in Not.“ Erst vor wenigen Tagen hatte Bischof Oster die Gläubigen seines Bistums eingeladen, das Schreiben von Papst Franziskus an das Volk Gottes in Deutschland zu lesen. Es geht darin um den so genannten synodalen Weg und die Frage, wie die Verkündigung des Evangeliums dabei Priorität behalten kann.
Aktuelle Zahlen 2018
Derzeit leben im Bistum Passau 462.788 Katholiken in aktuell ca. 86 Pfarrverbänden. Diese sind gebildet aus 285 Pfarreien und 20 Exposituren. In diesem Jahr verzeichnet das Bistum 3568 Austritte (2017: 2599). Bei den Wiederaufnahmen gibt es ein leichtes Plus zu verzeichnen von 107 im Vergleich zu 92 Wiederaufnahmen im Jahr 2017. Es sind 2018 insgesamt 35 Frauen und Männer in die Kirche von Passau eingetreten (2017: 31). Auch die Zahl der kirchlichen Trauungen ist gestiegen auf 1052 (2017: 987).
Des Weiteren ergeben sich für das Bistum Passau laut Jahresstatistik 4057 Taufen (2017: 4208), 3700 Erstkommunionen (2017: 4012) und 3703 Firmungen (2017: 3669) sowie 5319 Bestattungen (2017: 5.497).
Die statistischen Daten des Jahres 2018 sind wie jedes Jahr auch online abrufbar unter www.dbk.de. In den nächsten Wochen erscheint die Arbeitshilfe „Katholische Kirche in Deutschland. Zahlen und Fakten 2018/2019“ mit umfangreichen statistischen Angaben zum kirchlichen Leben, ehrenamtlichen Engagement sowie kulturellem Einsatz, caritativer Arbeit und finanziellem Engagement.
Informationen zur Diözese Passau
Im Jahr 2014 hat Bischof Dr. Stefan Oster SDB 2014 die pastoral-strukturelle Erneuerung unter dem Leitwort „Unser Bistum: Glaube lebt. Gemeinsam neu Kirche sein.“ auf den Weg gebracht. Der missionarische Aufbruch wirkt in vielen Teilbereichen in die Gemeinschaft der Gläubigen hinein. Für eine Neuausrichtung der Seelsorge ist die Förderung der Verantwortung aller Getauften nötiger denn je. Äußerlich erkennbar ist der Wille zu einer grundlegenden Reform an der durch Bischof Stefan Oster im Jahr 2014 einberufenen „Kommission für Neuevangelisierung“ und des von Generalvikar Dr. Klaus Metzl geleiteten Projektes „Einführung von Verwaltungszentren“ entlang derer sich nach und nach pastorale Räume entwickeln sollen. Auch die seit 2019 laufenden “Visitationen”, zu denen der Bischof durch das Kirchenrecht verpflichtet ist, wurden mit Blick auf den missionarischen Aufbruch der Kirche von Passau völlig neu aufgestellt und sollen mit einem neuen pastoralen Konzept dazu beitragen, die geistliche und seelsorgliche Entwicklung der Pfarreien und Pfarrverbände zu unterstützen.