
Die Deutsche Bischofskonferenz und die 27 (Erz-)Diözesen der katholischen Kirche in Deutschland haben heute (28. Juni 2023) die jährliche Kirchenstatistik für das vergangene Jahr 2022 veröffentlicht. Hier die entsprechenden Zahlen aus dem Bistum Passau.
Die Krise der Kirche in Deutschland verschärft sich – und auch das Bistum Passau ist davon nicht ausgenommen. Im Jahr 2022 vollzogen insgesamt 9338 Menschen ihren formalen Austritt aus der katholischen Kirche von Passau. Das ist ein signifikanter Anstieg um 3635 Fälle im Vergleich zum Vorjahr. 2021 wurden 5703 Austritte registriert. „Die Zahlen sind erschreckend hoch“, kommentierte Bischof Stefan Oster angesichts der Vorjahresstatistik. „Und die Gründe sind uns vielfach auch bekannt: Gerade nach Veröffentlichung von Missbrauchsgutachten oder dem Bekanntwerden von Finanzskandalen schnellen die Austrittszahlen in die Höhe. Und die Wellen ebben mittlerweile nicht mehr so deutlich ab.“ In der Regel gehe dem Austritt auch immer eine längere Zeit der Entfremdung voraus, die durch das negative Erscheinungsbild der Kirche in der Öffentlichkeit noch verstärkt wird.
„Wir merken, dass es uns immer weniger gelingt, zu zeigen und vorzuleben, dass die Kirche — trotz allem — ein Ort ist, in dem der Lebenssinn zu finden und in dem das Heil wirklich da ist. Die Kirche ist immer noch die Gemeinschaft, in der bei uns und weltweit so viele Menschen Trost und Halt, Unterstützung und Freude finden – und vor allem in die Freundschaft mit Christus,“ so der Bischof. Daher schmerze ihn jeder einzelne Austritt, weil es ja nicht einfach darum geht, irgendeinen Interessensverein zu verlassen. Vielmehr werde dann oftmals vergessen oder vernachlässigt, wie das möglich ist: In einer tragenden und heilenden Beziehung mit Gott zu leben, der jeden Menschen liebt – völlig unabhängig davon, wie gelungen oder zerbrochen ein Leben ist.“ Bischof Oster lädt daher alle Gläubigen ein, auch nach außen Zeugnis davon zu geben, wie der Glaube ein Leben tragen und erfüllen kann – damit möglichst viele wieder zurückfinden oder von neuem neu berührt werden.
Die statistischen Daten des vergangenen Jahres verdeutlichen zudem, dass Glaube und Kirche vielen Menschen in herausragenden Lebenssituationen weiterhin von Bedeutung sind: Die Zahl der kirchlichen Trauungen ist mit einer Gesamtzahl von 875 (2021: 448) wieder nahezu auf den Stand vor der Pandemie angestiegen. Auch die Anzahl der Taufen, die coronabedingt vor drei Jahren massiv eingebrochen waren, stieg ebenfalls wieder: Im Jahr 2022 wurden im Bistum Passau 4101 Taufen gespendet (3982 im Jahr 2021). Da in der Pandemiezeit viele Taufen nicht durchgeführt werden konnten, hat sich auch das Taufalter im Vergleich zum Vorjahr erhöht. Dabei ist die Zahl der Erwachsenentaufen mit 50 vergleichsweise deutlich höher als im Vorjahr 2021 (2021: 19).
Die Zahl der Eintritte bzw. Übertritte in die Kirche von Passau liegt bei 40 Personen (im Jahr 2021: 18 Personen), die Zahl der Wiederaufnahmen ist mit 90 Personen etwas gesunken im Vergleich zum Vorjahr mit 106.
Kirchenstatistik der Diözese Passau für das Jahr 2022
Das Bistum Passau zählt 431.675 Katholiken in aktuell 87 Pfarrverbänden. Diese sind gebildet aus 285 Pfarreien und 20 Exposituren.
- Austritte: 9338 (2021: 5703)
- Trauungen: 875 (2021: 448)
- Taufen: 4101 (2021: 3982)
- Erstkommunionen: 3631 (2021: 4329)
- Firmungen: 739 (2021: 363)
- Bestattungen: 5588 (2021: 5828)
- Gottesdienstbesuch: 62441 (2021: 48751)
Information:
Die statistischen Daten des Jahres 2022 sind wie jedes Jahr auch online abrufbar unter www.dbk.de. In den nächsten Wochen erscheint die Arbeitshilfe “Katholische Kirche in Deutschland“. Sie enthält Zahlen und Fakten mit umfangreichen statistischen Angaben zum kirchlichen Leben, ehrenamtlichen Engagement sowie kulturellem Einsatz, caritativer Arbeit und finanziellem Engagement.