Der Kirchenstiftungswald Kößlarn gilt als bayernweites Musterbeispiel für erfolgreiche Naturverjüngung. Er wird seit rund zwanzig Jahren nachhaltig, pfleglich und naturnah bewirtschaftet mit dem langfristigen Ziel, einen klimaresistenten Mischwald zu schaffen.
Bereits vor rund zwanzig Jahren, in den Jahren 2004/2005, wurde die Bewirtschaftungsweise im Kirchenstiftungswald Kößlarn umgestellt. Seither „verjüngt“ sich der Wald ganzflächig auf den rund einhundert Hektar mit entsprechender Unterstützung nahezu von selbst. Ohne Einsatz von Zäunen werde hier auf eine nachhaltige, pflegliche und naturnahe Waldbewirtschaftung und Waldnutzung gesetzt, erklärt Andreas Obermeier, Leiter des Forstreviers Rotthalmünster des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Passau. „Das Entscheidende (…) war die Umstellung auf eine waldfreundliche, intensive Reh-Wild-Bejagung. Es wird versucht, einen naturnahen, klimastabilen, aber auch ertragreichen Mischwald mittelfristig zu schaffen – und zwar mithilfe der Natur, durch die Naturverjüngung aus v.a. Tanne, Edellaubhölzern, Eiche, aber auch Fichte.“ Die Zeit, die der Wald für diesen „Umbau“ brauche, gebe man ihm auch, betont Obermeier, und helfe ihm bei dieser Entwicklung. Und: „Eine große Rolle spielt bei uns auch der Waldnaturschutz. So lassen wir Biotopbäume stehen; und auch Totholz bleibt liegen.“
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Der Kirchenstiftungswald Kößlarn gilt als bayernweites Musterbeispiel für eine erfolgreiche Naturverjüngung ohne Einsatz von Zäunen. Schon mehrfach wurde er für seine vorbildliche Waldbewirtschaftung ausgezeichnet, u.a. mit dem Staatspreis für vorbildliche Waldbewirtschaftung. „Die Grundlage dessen, dass wir so erfolgreich sind, ist die Jagd. Zudem machen wir keine Kahlhiebe mehr und arbeiten mit der Naturverjüngung, entnehmen grundsätzlich weniger als nachwächst und machen keine Pflanzungen mehr, haben fast elf Kilometer Zäune entfernt und arbeiten naturverträglich“, erklärt Bürgermeister und Kirchenpfleger Willi Lindner den Schlüssel zum Erfolg. Und seitdem auf die nachhaltige, pflegliche und naturnahe Waldbewirtschaftung umgestellt wurde, werden auch gute Erträge erwirtschaftet.
Langfristiges Ziel ist ein sogenannter „dreischichtiger Plenterwald“, der in den nächsten rund einhundert Jahren entstehen soll. Dieser Mischwald mit verschiedenen Baumarten wie beispielsweise Buche, Eiche, Edellaubhölzern, Tanne und Fichte weist die typische Dreischichtung aus Ober‑, Mittel- und Unterschicht auf und ist klimaresistent, ein „Dauerwald“, der im Klimawandel bestehen bleibt. Und das sei ganz im Sinn der Schöpfungsverantwortung der Kirche von Passau, erklärt Matthias Drexler, Leiter der Waldwirtschaft im Bistum Passau. „Wir haben die Leitlinien hierzu in der Diözese Passau vor zehn Jahren neu festgelegt. Oberstes Ziel ist die Bewahrung und Entfaltung der göttlichen Vielfalt. Wir wollen einen stark strukturierten Mischwald mit Anteil alter Bäume, mit natürlicher Verjüngung und Artenvielfalt. Wir wollen natürliche Prozesse, sprich die Naturverjüngung, fördern. Genau dieses Leitbild (…) haben die Kößlarner in ihrem Kirchenwald schon realisiert. “ Die Experten beobachten hier eine durchwegs positive Entwicklung, zumal der Borkenkäfer hier – wie auch insgesamt in Stadt und Landkreis Passau – kein großes Thema mehr ist. „Nach den Borkenkäferkalamitäten 2017 (…) hat sich die Lage insgesamt wieder etwas normalisiert. Viele der Schadflächen sind inzwischen wieder aufgeforstet und verjüngt“, erklärt Josef Kiefl, Forstdirektor des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Passau die Situation der Wälder.
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Eine Besonderheit hier in Kößlarn steckt zudem in der Charakteristik des Kirchenstiftungswalds, bei dem als solchem alle erwirtschafteten Erträge zu hundert Prozent für den Erhalt der Wallfahrtskirche verwendet werden. Und darüber freut sich nicht zuletzt Pfarrer Jörg Fleischer. „So erfüllt der Kirchenwald hier immer auch noch seinen Stiftungszweck, so wie er Ende des 15. Jahrhunderts damals von den bayerischen Herrschern der Muttergottes von Kößlarn gewidmet worden ist. Er stellt damit die Verbindung wieder her zwischen der Kirche und dem Schöpfungsgedanken mit unserem Auftrag, die Erde zu bewahren und für die Zukunft zu sichern.“