
„Das enge Tor und das weite Herz“ – So hieß die Überschrift über die Impulsvorträge, die Bischof Stefan Oster zu Beginn der fünftägigen Konferenz des Bistumsrates in Burghausen den Mitgliedern des Gremiums hielt. Damit stimmte der Bischof die Teilnehmer auf die gemeinsame Mission der Kirche von Passau ein. Er stellte das grundlegende „Warum“ des gemeinsamen Handelns motivierend in den Mittelpunkt. Professionell begleitet durch die Gemeindeberatung des Bistums wurden dann in den folgenden Tagen weitere Arbeitsschwerpunkte sowie nachfolgende Handlungsaufträge festgelegt.
„Unser Warum ist Christus. Er darf unser Herz und unser Denken in Besitz nehmen. Das ist unser Profil,“ sagte der Bischof. „Er ist wie ein Weg durch das enge Tor – hin zu einem weiten Herzen. Kirche mit Profil bedeutet also zugleich die Fähigkeit zur Annahme von ausnahmslos jedem Menschen — unabhängig von seinen Eigenschaften.“ Dass das „Warum“ für Gott zu gehen, so tief und gewichtig sein kann, dass man dafür sogar in den Tod gehen kann, das durfte die Passauer Delegation beim Besuch des Franz-Jägerstätter Wohnhauses im nahegelegenen österreichischen St. Radegund erfahren. Der Ehemann und Vater von vier Kindern, ein einfacher Bauer, wurde von den Nationalsozialisten am 09. August 1943 in Berlin durch Enthauptung hingerichtet. Warum? Weil er nicht einmal nach schwerer Folter sein Christsein mit der menschenverachtenden Ideologie der Nazis in Einklang bringen konnte. Franz Jägerstätter erklärte auch öffentlich, dass er es als schwere Sünde und persönliche Schuld ansah, an Hitlers militärischem Griff nach weltbeherrschender Macht mitzukämpfen. Tief berührt dankte Bischof Stefan der Tochter Jägerstätters, der heute 84jährigen Maria Dammer, die die Mitglieder des Bistumsrates in Jägerstätters Haus begrüßt hatte. „Wie mag es sein, fragte Bischof Stefan, wenn man den eigenen Vater kaum gekannt hat, der aber zugleich ein heiliger Mann und Fürsprecher im Himmel ist?“
„Es gibt keine einfachen Antworten auf komplexe Fragen.“
Mithilfe der Erkenntnisse der modernen Organisationentwicklung, stellte Gemeindeberater Andreas Paul dar, „dass das Handeln in Organisationen in der heutigen Zeit nur mehr sehr bedingt planbar ist.“ Unsere Zeit sei volatil, unsicher, komplex und ambig wie u.a. die aktuellen Krisen der Welt wie Corona, Kriege oder die Klimakatastrophe zeigen. „Es gibt keine einfachen Antworten auf komplexe, weite Themenfelder wie sie auch viele kirchliche Bereiche ausmachen“, so Paul.
Als anstehende Schwerpunkte wurden insbesondere die Gestaltung und Chancen für die Berufungspastoral, Projekte für die Evangelisierung und Glaubensbildung sowie die Stärkung und professionellere Unterstützung des Ehrenamts diskutiert. Auch die Gottesdienstgestaltung in den einzelnen Pfarreien und an geistlichen Zentralorten wurde intensiv besprochen. Ein Ergebnis war z.B. die Errichtung einer Arbeitsgruppe, die konkrete Schritte zur Förderung und Pflege des Ehrenamtes entwickeln soll. Ein weiteres Ergebnis, die gezielte Förderung der Berufungspastoral durch Weiterentwicklung bereits bestehender Strukturen. Weitere Ergebnisse sollen noch vertieft und dann sukzessive in den kommenden Sitzungen des Gremiums im Mai, Juni und November 2023 vorgelegt werden.
Qualitätsvolle Arbeit und Stärkung der Kleinsten in kirchlichen Kitas
Seit fünf Jahren hat sich das Bistum auch im Bereich der kirchlichen Kindergärten auf einen inhaltlichen wie fachlichen Professionalisierungsweg gemacht. Über 100 Kindertagesstätten wurden seitdem in die neue Trägerstruktur des Caritas Diözesanverbandes übernommen. Ein pädagogisch und pastoral ausgerichtetes Bistumsrahmenhandbuch wurde entwickelt, in dem gezeigt wird, wie „gemeinsam Gutes für die Kinder bewirkt werden kann, wie Pädagogik mit der Pastoral verbunden wird und auch der Alltag in den Kitas mit Spiritualität erfüllt wird“, so der Projektverantwortliche seitens der Caritas, Andreas Kindermann. „Ich freue mich sehr, dass uns hier wirklich etwas Bedeutsames gelungen ist“, dankte Bischof Stefan allen Beteiligten. Der Bischof betonte, „dass der größte Dienst für Kinder und Jugendliche heute ist, dass wir ihnen helfen, sich in ihrem Urvertrauen von Gott getragen zu wissen — trotz allem, was da in der Welt auf sie zukommen kann.“
Zum Bistumsrat:
Der Bistumsrat ist das wichtigste Beratungsgremium der Diözese Passau. Darin vertreten sind die Dekane, die Domkapitulare, die Ordinariatsrätinnen und –räte, sowie Vertreterinnen und Vertreter des Passauer Diözesanrates und der Caritas.