Bistumsblatt

Der längste Tag in der Geschichte Altöttings

Redaktion am 23.04.2025

2025 04 11 pb alb buergermorde altoetting hinrichtungsplatz oberhalb Foto: Roswitha Dorfner
Nachdenklich: Der ehemalige Altöttinger Polizeichef Hannes Schneider hat als passionierter Lokalhistoriker und Stadtführer das Geschehen am Ende des Zweiten Weltkriegs zu einem Lebensthema gemacht. Hier steht er im ehemaligen Landratsamt mit Blick auf den Ort, an dem fünf Bürger brutal ihr Leben lassen mussten.

Am 28. April 1945 wurden fünf Bürger von der SS ermordet, als sie ihre Heimatstadt vor der Zerstörung durch US-Truppen retten wollten. Zwei weitere ereilte kurz darauf dasselbe Schicksal. Es ist eine Wunde, die auch nach 80 Jahren noch zu spüren ist.

Die Zeit heilt alle Wun­den, sagt man. Unse­re All­tags­er­fah­rung lehrt uns aller­dings, dass nur klei­ne Schnit­te, Sti­che oder Abschür­fun­gen rasch abhei­len. Sie hin­ter­las­sen meist kei­ne Nar­ben, schnell ist der Schmerz ver­ges­sen. Ganz anders hin­ge­gen sieht es mit gro­ßen, klaf­fen­den Wun­den aus, sie ver­nar­ben oft nur ober­fläch­lich, ein ste­chend zie­hen­der Wund­schmerz bleibt, er wird chro­nisch. Und bei ver­schie­de­nen Gele­gen­hei­ten fühlt es sich an, als wür­de die alte Nar­be wie­der auf­bre­chen. Die​„Alt­öt­tin­ger Bür­ger­mor­de“ vom 28. April 1945, ihre Vor‑, aber auch Nach­ge­schich­te sind ein sol­ches Trau­ma, wie der medi­zi­ni­sche Fach­be­griff für Ver­let­zun­gen heißt. Ein Trau­ma, das tief in die Stadt­ge­sell­schaft ein­ge­drun­gen ist und wohl blei­ben­de Spu­ren hin­ter­las­sen hat, so der Ein­druck des Außen­ste­hen­den, auch acht­zig Jah­re nach den schreck­li­chen Ereig­nis­sen und das der Lin­de­rung bedarf, eine Hei­lung mag mög­li­cher­wei­se unmög­lich sein.

Han­nes Schnei­der ist ein gebür­ti­ger Burg­hau­ser, also nach Alt­öt­tin­ger Selbst­ver­ständ­nis durch­aus ein Außen­ste­hen­der. Seit 1983 hat der ehe­ma­li­ge Lei­ter der Poli­zei­in­spek­ti­on Alt­öt­ting sei­nen Lebens­mit­tel­punkt in der Wall­fahrts­stadt, seit 2019 führt der Pen­sio­nist dort Gäs­te und Besu­cher.​„Ich bin nur ein Geschich­ten­er­zäh­ler, kein His­to­ri­ker“, sagt er über sich ganz unei­tel, wäh­rend er im Trep­pen­haus der Berufs­fach­schu­le für Musik, der Max-Kel­­ler-Schu­­le, in den zwei­ten Stock hin­auf­geht. In Wirk­lich­keit ist Han­nes Schnei­der viel mehr, er ist eine Art The­ra­peut für die chro­ni­sche Wun­de Alt­öt­tings, für die Tage um den 28. April 1945 und danach.

Akri­bisch, er selbst wür­de das sofort in Abre­de stellen, …

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