Die Coronakrise brachte unserer Gesellschaft einen großen Digitalisierungsschub. Seitdem sind nicht nur Home-Office und Home-Schooling ein wichtiger Bestandteil unseres Alltags, sondern auch das Mitfeiern bei Online-Gottesdiensten - einer der Vorreiter ist hier seit einiger Zeit der Pfarrverband Feichten an der Alz.
Nach dem Verbot öffentlicher Gottesdienste am 16. März begannen einige Pfarreien damit Gottesdienste als Livestreams anzubieten. So konnten die Gemeindemitglieder von daheim aus virtuell in „ihrer“ Kirche mitfeiern. Die Bayerische Landesanstalt für neue Medien hat mit einem stark vereinfachten Anmeldeverfahren die rechtliche Basis dafür geschaffen.
In Feichten war rasch klar, dass die Voraussetzungen dafür stimmten: Schnelles Internet gab es im Pfarrhaus neben der Kirche. Auf Anfrage von Pfarrer Michael Witti, der auch Bischöflicher Beauftragter für Rundfunk- und Fernsehübertragungen ist, lieferten viele helfende Hände das weitere Equipment: Josef Huber, der vor Ort einen IT- und Kommunikationsbetrieb hat, stellte die erste Webcam samt Laptop zur Verfügung und lieferte noch sonntagnachmittags 100 Meter Datenkabel für die stabiles Verbindung vom Pfarrhaus ins Kirchenschiff. Jens Lumpe, der mit seiner IT-Firma im österreichischen Mauerkirchen bei Braunau seit Jahren die Homepage betreut, schaltete den Livestream auf die Seite des Pfarrverbandes.
Folgende Gottesdienstübertragungen aus der Feichtener Pfarr- und Wallfahrtskirche sind aktuell geplant:
- Freitag, 17. Juli, 19:00 Uhr, Heilige Messe
- Samstag, 18. Juli, 19:00 Uhr, Heilige Messe – Vorabendgottesdienst
- Sonntag, 19. Juli, 11:30 Uhr, Heilige Messe
- Sonntag, 26. Juli, 11:30 Uhr, Heilige Messe
- Freitag, 31. Juli, 19:00 Uhr, Heilige Messe
- Samstag, 1. August, 19:00 Uhr, Heilige Messe – Vorabendgottesdienst
- Sonntag, 2. August, 11:30 Uhr, Heilige Messe
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Ermöglicht wurde das Projekt aber vor allem durch unzählige Stunden, die Thomas Winszczyk von München aus via Fernwartung investierte. Er war lange Jahre Oberministrant und Pfarrgemeinderat in Wald an der Alz und hatte eben an der Hochschule für angewandte Wissenschaften München seinen Bachelor für „Technische Redaktion und Kommunikation“ gemacht, als das Gottesdienstverbot kam. Geduldig instruierte er Pfarrer Witti per Telefon, wie denn Kamera, Laptop, Lautsprecheranlage und Mischpult zu verbinden seinen, damit er dann von München aus alles steuern könne.
So konnten ab dem 22. März anfangs sogar täglich Gottesdienste übertragen werden. Der Kreis der regelmäßigen Zuschauer wurde rasch größer. Viele betonten dankbar, dass sie hier wirklich auch innerlich mitfeiern konnten.
Werktags sind zwischen 130 und 350 Geräten zugeschaltet, sonntags sind es manchmal mehr. Der absolute „Quoten-Hit“ war die Übertragung der Osternacht, die bis dato auf über 1500 Geräten abgerufen wurde. Für alle übertragenen Gottesdienste wurde eine Uhrzeit gewählt, die keine Konkurrenz zu den Übertragungen öffentlich-rechtlichen Sender darstellte, die von den Verantwortlichen der Bischofskonferenz und der Diözesen betreut werden.
Aufgrund des großen Erfolges erfuhr das Projekt, das der Pfarrei keinerlei Kosten verursacht hat, Anfang Mai nochmals ein entscheidendes technische Update: Die Bogenschützen aus dem benachbarten Tacherting stellten eine professionelle Kamera zur Verfügung. Diese brauchte aber wiederum einen Computer mit deutlich größerer Rechenleistung. Dafür überließ die Firma AMC Competent im österreichischen Adnet nahe Hallein der Pfarrei zwei leistungsstarke iMAC-Rechner. Seit dem 5. Mai sind somit Gottesdienstübertragungen in erstaunlicher Bild- und Tonqualität möglich.
So lange es noch Einschränkungen bei öffentlichen Gottesdiensten gibt, will die Bayerische Landesanstalt für neue Medien diese Übertragungen relativ unbürokratisch ermöglich. Aktuell geht die Genehmigung noch bis Ende Juni. Von Seiten des Bundes steht aber schon die Empfehlung für eine Verlängerung dieser Möglichkeit bis Ende August im Raum.
Bilder und Text: Michael Witti