Sechs Bände der Heiligkreuzer Chroniken erzählen die Geschichte der kleinen Gemeinde und geben einen Einblick in das Leben im Dorf. Ein großer Gewinn war der kürzliche Fund einer kleinen Holzschachtel in der Pfarrer Max Garnhirsch Notizen und Informationen zum Dorfgeschehen in Heiligkreuz mühsam zusammengetragen hat.
Garnhirsch, der im September 1864 in Triftern (Passau) geboren wurde, kam 1936 als Ruhestandspfarrer in den südlichsten Zipfel des Bistums Passaus und wirkte hier bis zu seinem Tod 1946. Er zeigte sich äußerst interessiert an der Geschichte der Pfarrei, des Pfarreiwesens, der Schule und der Historie vieler Höfe und hat seine Erkenntnisse dokumentiert. Doch fertig ist der geistliche Rat mit seinerChronik, die er kunstfertig mit Zeichnungen versehen hat, nicht geworden; es fehlt eine Zusammenfassung seiner Notizen.
In der „Schatztruhe“ hat er über 1000 kleine Zettel mit Notizen zu Untertanen und Obrigkeit, von der Wandlung vom Vikariat zur Pfarrei und deren Seelsorger, vom Friedhof, der Reformation, 30jährigem Krieg, Pest bis hin zu den Sitten, Gewohnheiten und Problemen der Menschen angelegt und säuberlich in Briefumschlägen aufbewahrt. Lange Jahr hat die Schachtel ein unbeachtetes Dasein in einem Schrank gefristet. Ludwig Hartl, der sich schon immer für die Geschichte der Gemeinde intensiv interessiert hat, nahm sich diesem Zufallsfund an.
Mit Akribie scannte er die Notizen, Unterlagen, Schriftverkehr und Zeichnungen, die teils auf sehr dünnem und beidseits beschriebenem Papier notiert wurden. Auch einige Fotos waren darunter. Er unterteilte die schon nach Themen sortierten Beträge weiter und führte sie mit schon vorhandenen Chronikteilen zusammen. Nach und nach ergänzte der 71jährige sie mit den Aufzeichnungen aus dem Münchner Staatsarchiv oder dem Heimatspiegel, der Beilage ihrer Heimatzeitung in den 60er und 70er Jahren.
Noch nicht alles war komplikationslos zu lesen. „Eine grausige Handschrift, hatte Pfarrer Garnhirsch“, so Hartl. Er verfasste seine Notizen weitgehend im Stenogramm „Gabelsberger Kurzschrift“ , altdeutscher Schriftweise, zudem Passagen in Latein und bei der Langschrift dann in damaligem Sprachausdruck.„Anfangs bin ich ein wenig blauäuig vorgegangen.“ gibt Hartl, der verschiedene Anläufe zur Erstellung der Chronik unternahm, zu.
Er habe sich im Internet über Hilfe zur Transkription kundig gemacht und ist über Umwege zu einem Wiener Parlamentsstenografen gekommen. Einige der Notizen habe er ihm geschickt, doch als das Unterfangen zu teuer wurde, hat sich Hartl selbst an den Schreibtisch gesetzt und das entziffern mit Wörterbuch und Stenoerklärung angefangen. Eineinhalb Jahre habe es gedauert, um die notwendigen Notizen zu entschlüsseln, berichtet der Heiligkreuzer. Doch bei allem Bemühen haben sich nicht alle Wörtern zu 100 Prozent deuten lassen, bedauert er.

In Garnhirsch’s Aufzeichnungen auch eine Notiz zu den Einwohnerzahlen zu finden. „6. August 1877: zählt die Gemeinde Hl. Kreuz 526 Bewohner, jedoch Hl. Kreuz allein 335 Bewohner zusammen in 30 Ortschaften. Die Marktgemeinde Trostberg ist sehr fest von der Gemeinde Oberfeldkirchen vierseitig umfasst. Zur Gemeinde die rechts über der Alz die Orte, Zagl, Blindreit, Eglsee, Götzing, Deinting und Wäschhausen. Oberfeldkirchen hatte 787 in 42 Ortschaften, Ort Feldkirchen allein 59 Einwohner.“
Der Pfarrer hat in seinen Abhandlungen sehr fortschrittlich gedacht, das sei Hartl besonders aufgefallen. Als Beispiel nennt er: „Er hat sich damals, weit vor einer Eingemeindung nach Trostberg und vor dem Abriss des Bierkellers viele Gedanken um eine gute Dorfplatzgestaltung gemacht und Pläne dazu gezeichnet.“
Garnhirsch hat sich zudem um eine Vielzahl von Informationen aus dem Kreisarchiv des Bayerischen Hauptstaatsarchivs, beim bischöflichen Ordinariat in Passau, beim Bayerischen Staatsarchiv Landshut oder dem Pfarrmartrikel bemüht, damit er ein authentisches Bild von Heiligkreuz und seinen damaligen Bewohnern entwickeln konnte. „Sehr nahe an der Wirklichkeit und natürlich im Kontext mit der allgemeinen politischen, kirchlichen und gesellschaftlichen Entwicklung war er,“ betont Hartl.
Doch nicht alle Belange der Gemeinde Heiligkreuz konnten angesprochen werden, so Hartl. Viele wünschenswerte zusätzliche Informationen fehlen. „Es wäre eine anspruchsvolle Aufgabe, diese Lücken zu schließen.“ sagt er. Doch ist sich Hartl im Klaren, dass viele Informationen unwiederbringlich verloren sind, sei es durch Vernichtung oder ganz einfach durch fehlende Niederschrift.
Doch war es dem Heiligkreuzer ein großes Anliegen, die Informationen von Max Garnhirsch in einem Buch zusammenzufassen. Ein Lektor nimmt sich der gerade der geeigneten Form an, berichtet er. Ende des Jahres hofft Hartl, dass er dieses Buch, dass viele Stunden Arbeit enthält, fertig gedruckt in Händen halten kann. Noch ist er auf der Suche nach einem Verlag, der dieses einmalige Werk kostengünstig druckt.
Text und Foto: Tine Limmer