
Freilich muss man für den Festtag Mariä Himmelfahrt nicht extra nach Altötting reisen: „Weil Gott überall ist“ sei „auch Maria stets mit uns“, stellte Passaus Bischof Stefan Oster am 15. August fest. Dennoch kamen zu den beiden Gottesdiensten rund um den Festtag auch zahlreiche Pilger; insgesamt rund 3.000 Gläubige feierten am Wallfahrtsort in der St. Anna-Basilika mit Bischof Oster die Festmesse und etwa ebenso viele am Vorabend die hl. Messe mit Wallfahrtsrektor und Stadtpfarrer Prälat Günther Mandl. Bischof Oster erklärte unter anderem, wieso es sich an Marienwallfahrtsorten „irgendwie leichter“ glauben lässt.
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Auch während des Pontifikalamtes zum Patrozinium der Gnadenkapelle am 15. August war die Gottesmutter zumindest „zeichenhaft“ zugegen, wie der stellvertretende Wallfahrtsrektor Kapuzinerpater Norbert Schlenker in seinen Begrüßungsworten feststellte. Im Rahmen einer feierlichen Prozession hatte Diakon Thomas Zauner eine Replik des Gnadenbildes in die Basilika getragen.
Dass dieses Zeichen einen tiefen Grund hat im christlichen Glauben, erläuterte Bischof Oster in seiner Predigt. Mag das Wort „Kirche“ bei vielen ganz andere und darunter auch negative Assoziationen wecken, so sei für ihn die Gottesmutter dennoch „die erste und wichtigste“ gedankliche Verknüpfung zum Begriff „Kirche“. Mehr noch: „Maria ist die Kirche“, betonte er. Der Bischof führte aus: Ein Christ glaube nicht nur an „etwas“, sondern an „jemanden“ – an einen Gott, der die Menschen in ihrem Leben begleite. Wer mit diesen „Augen des Glaubens sieht“, „der versteht sein eigenes Leben, die Welt, die anderen Menschen“ ganz „neu“. Auch die Gottesmutter Maria habe „im Licht der Größe Gottes“ ihr eigenes Leben und die Welt „neu“ gesehen, wie Bischof Oster mit Verweis auf das Magnificat (vgl. Tagesevangelium Lk 1,39−56) erklärte. Eben diese Perspektive habe sie auch schlimmste Schicksalsschläge ertragen lassen. Bischof Oster stellte fest: „Maria glaubt und geht mit ihrem Sohn“ – bis hin zu seinem „elenden“ Tod am Kreuz. Selbstverständlich sei die Kirche auf Jesus gebaut, Gottes Sohn sei der „eigentliche Gründer“. Gottes Ruf zu folgen, ihm zu antworten, sei wiederum die Aufgabe aller Gläubigen. Maria aber werde als „Mutter der Kirche“ verehrt. Sie habe „mit ihrem ganzen Leben Antwort gegeben“ und sei daher mehr als nur Vorbild: „Je näher wir ihr kommen, desto mehr lernen wir, Antwort zu geben“, erklärte Bischof Oster. An Wallfahrtsorten lasse es sich vor allem deshalb „irgendwie leichter“ glauben, weil Maria die Menschen wie eine Mutter an die Hand nehme, sie mitnehme, weil sie mit einstimme in „unser Ja zu Gott“. Bischof Oster resümierte: „Sie ist die Mutter der Kirche und wir werden alle mehr Kirche, wenn wir mit Ihr gehen und ‚Ja’ sagen zu Jesus.
An die vielen Zeugnisse konkret erfahrener Hilfe durch die Gottesmutter erinnerte Prälat Mandl in seiner Predigt bei der hl. Messe am Vorabend zum Festtag. Er blickte zurück auf die ersten beiden Wunder in Altötting von vor mittlerweile 530 Jahren. Außerdem schilderte er Berichte dreier Votivtafeln aus den letzten 15 Jahren, mit denen Gläubige für erfahrene Hilfe dankten – für Hilfe beim Tsunami in Phuket 2004, für die unerklärliche Heilung zweier scheinbar unheilbar erkrankter Neugeborener (eine Votivtafel spendeten die Eltern nach der Kommunion der beiden Kinder) sowie für Hilfe in einem Fall von Mobbing. Ausdrücklich betonte Prälat Mandl, dass „wir Altöttinger ein großes Erbe verwalten“ und er mahnte die Altöttinger, „wachsam und achtsam“ auf die Gnadenkapelle, die Kirchen am Wallfahrtsort und auf den Kapellplatz, die „gute Stube der Muttergottes“, zu sehen.
Nach der Vorabendmesse am 14. August – beeindruckend musikalisch gestaltet von den Altöttinger Kapellsingknaben und der Mädchenkantorei unter der Leitung von Herbert Hager – zogen die Gläubigen auch heuer in einer feierlichen Lichterprozession hinauf zur Gnadenkapelle und zum festlich illuminierten Freialtar, wo Prälat Mandl die „Weihe an die Gottesmutter“ sprach sowie abschließend den Segen mit der Gnadenbildkopie erteilte. Beim Festgottesdienst am 15. August erklang Joseph Haydns Nikolaimesse, aufgeführt von Altöttings Kapellchor und ‑orchester. Bischof Oster weihte am Ende des festlichen Gottesdienstes traditionell die mitgebrachten Blumen und Kräuter. Prälat Mandl erteilte vor der Gnadenkapelle erneut den Segen mit der Gnadenbildkopie. Eine Marienvesper am Nachmittag in der Stiftspfarrkirche mit Prälat Mandl – gestaltet von der Schola Autingensis – und das Ave in der Gnadenkapelle brachten den Festtag Unserer Lieben Frau zu einem würdigen Abschluss.
Unter den Besuchern waren auch heuer wieder viele Vertreter aus der Politik und aus dem öffentlichen Leben – am 14. August u.a. die Landtagsabgeordneten Martin Huber und Marcel Huber, Altöttings Landrat Erwin Schneider und Altöttings Bürgermeister Herbert Hofauer; am 15. August Roland Weigert, Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, als Vertreter für Ministerpräsident Markus Söder, Landtagsabgeordneter Martin Huber, stellvertretender Landrat Stefan Jetz und Bürgermeister Hofauer.
Text: Michael Glaß