
Bei der Missa chrismatis, der Chrisam-Messe, weihte zu Beginn der Karwoche Bischof Stefan Oster die Heiligen Öle. Der Einladung zum Gottesdienst sind auch zahlreiche Firmlinge gefolgt. Traditionell erneuerten darüber hinaus alle Priester und Diakone ihr Versprechen vor Gott. Sie waren bereits zuvor zum Priester- und Diakonentag zusammengekommen.
Die drei Heiligen Öle Chrisam, Katechumenen- und Krankenöl werden alljährlich am Tag nach dem Palmsonntag für das gesamte Bistum geweiht. Sie werden dann während des Jahres zur Spendung der Sakramente, mitunter auch zur Firmung der anwesenden Firmlinge, verwendet. Wie schon letztes Jahr stammt auch heuer wieder das Olivenöl, das den heiligen Ölen als Grundlage dient, aus einem Flüchtlingsprojekt auf der Insel Lesbos.
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Mehr Liebe, weniger Ego
In seiner Predigt lud der Bischof die Gottesdienstteilnehmenden zu einem Gedankenexperiment ein. Man solle sich einmal die Bibel als ein Stück in fünf Akten vorstellen. Sei nun beim 1. Akt, der Schöpfung, noch alles gut gewesen, habe der Mensch im 2. Akt, dem Sündenfall, begonnen, sich von Gott loszusagen. „Eigentlich brauche ich Gott doch gar nicht“, dieser Gedanke bestimme dann das Denken. Mit dem 3. Akt suche Gott sich Menschen, die besonders geeignet sind, um andere mitzuziehen, darunter Moses, David, Abraham und andere. Dabei sei immer das Ziel von Gott, „dass die Menschen ihn kennenlernen“. Und wenn sie merken, dass er sie wirklich gern hat, würden sie dann auch ihre Mitmenschen wieder mögen. „Mehr Liebe, weniger Ego“, das soll das Ziel sein. „Die, die nicht mitziehen, fallen hinten runter“, gibt der Bischof jedoch zu denken und meint damit die Bühne, auf der das Stück aufgeführt werde.
Hinauf auf die Bühne
Im 4. Akt kommt Gott in Jesus. „Jesus zeigt wie noch nie ein Mensch geliebt hat. Wie noch nie ein Mensch vergeben hat. Wie noch nie ein Mensch bereit war, für die anderen zu leiden, zu kämpfen, sogar den Tod auf sich zu nehmen“, so Bischof Oster. Seitdem seien auch wir in der Welt, um möglichst viele mitzuziehen. Man solle lernen, dass man in diesem Theaterstück selbst auf die Bühne gehöre, nicht nur in das Publikum. Darum drehe sich letztlich der 5. Akt. „Ihr seid getauft auf den Namen Jesus“, wendet sich Bischof Oster an die Gläubigen und speziell an die Firmlinge. Sie seien berufen und gerufen, aus der Zuschauerperspektive herauszutreten und auf die Bühne zu gehen. Jesus würde alle auf die Bühne hinaufholen, auch die, die hinten runtergefallen sind oder eigentlich in der Zuschauerrolle bleiben wollen. „Damit die Welt mehr mit Liebe und Vergebung gefüllt ist.“ Die Firmlinge und vor allem auch die Priester und Diakone hätten ihren Auftrag bereits gefunden und erkannt, dass es auch ihre Lebensaufgabe, andere auf die Bühne zu holen.
Priester- und Diakonentag
Die Missa chrismatis fand auch im Rahmen des diesjährigen Priester- und Diakonentages statt. Dazu sind die Geistlichen des Bistums bereits am Vormittag im Festsaal des Hauses St. Valentin zusammengekommen. Der Tag stand unter dem Thema „Priester-/Diakon-Sein in bewegten Zeiten – gemeinsam synodal unterwegs: Hören, Umkehr ist, Sendung“. Zu diesem Thema hielt Bischof Stefan Oster einen Impulsvortrag, in dem er auf die Entwicklung der synodalen Kirche weltweit, aber speziell im Bistum Passau einging. Der Bischof gab zunächst einen kurzen Einblick in die Weltbischofssynode im vergangenen Jahr in Rom und die Hintergründe ihres Schlussdokuments.
Gemeinsam mit den Priestern und Diakonen warf Bischof Oster einen Blick in das Dokument, aus dem er einige markante Punkte heraushob. So solle Synodalität „modus vivendi et operandi“ der Kirche sein. „Auf katholisch“ sei Synodalität aber vor allem eine geistliche Haltung, die die Frage stelle: „Glauben wir miteinander, dass der Geist Gottes uns als Kirche führt?“ Zuletzt stellte Bischof Oster einige Vorschläge für ein weiteres synodales Vorgehen im Bistum vor, darunter insbesondere die Weiterentwicklung der „synodalen Kultur“ auf allen Ebenen. Diese könne sich in der Verankerung des Themas in der Bistumsstruktur aber bspw. auch auf kleinerer Ebene in Weiterbildungen für Haupt- und Ehrenamtliche und die Einbindung von Synodalität in Räten und Verbänden widerspiegeln.