Soziales

Misereor: Vergesst die Armen nicht!

Pressemeldung am 23.03.2020

Armut_Frau_karthikeyan-k-unsplash Foto: Karthikeyan K / Unsplash

Deutschland ist im Krisenmodus. Laut Kanzlerin Angela Merkel befinden wir uns angesichts der Corona-Pandemie in der schwierigsten Situation seit dem Zweiten Weltkrieg. Millionen Menschen bangen um ihre Existenz und hoffen darauf, dass die milliardenschweren Hilfspakete und Rettungsschirme, die die deutsche Politik zur Abfederung der Corona-Folgen gerade plant, ausreichen, damit sie nicht in existentielle Not geraten.

Ängs­te und Sor­gen mit die­sem noch unbe­kann­ten Virus und das Aus­maß an gesund­heit­li­chen Gefah­ren machen sich breit. Wir alle ste­hen durch Coro­na vor unge­kann­ten Her­aus­for­de­run­gen, und die gefor­der­ten Beschrän­kun­gen erfor­dern eine Unter­bre­chung und Ver­än­de­rung des all­täg­li­chen Mit­ein­an­ders”, betont Pir­min Spie­gel, Haupt­ge­schäfts­füh­rer von MISE­RE­OR. Den­noch dür­fen wir nicht die glo­ba­le Dimen­si­on die­ser Kri­se aus den Augen ver­lie­ren und die Ärms­ten und Ver­letz­lichs­ten die­ser Erde ver­ges­sen. An vie­len Orten wird die Aus­brei­tung des Coro­na­vi­rus für die­se Men­schen noch weit­aus dra­ma­ti­sche­re Fol­gen als bei uns haben.”

Aus afri­ka­ni­schen Län­dern wer­den der­zeit zwar noch ver­gleichs­wei­se weni­ge Coro­na-Infek­tio­nen gemel­det, die Ten­denz ist aber deut­lich anstei­gend. Wir müs­sen davon aus­ge­hen, dass die Pan­de­mie in den kom­men­den Wochen vie­le Län­der des Südens in immense Schwie­rig­kei­ten brin­gen und es dort zu gro­ßem Man­gel kom­men wird”, sagt Mar­tin Brö­ckel­mann-Simon, der als MISE­RE­OR-Vor­stand für den Bereich Inter­na­tio­na­le Zusam­men­ar­beit ver­ant­wort­lich ist. Man­gel an Infor­ma­ti­on in der Bevöl­ke­rung, Man­gel an Test­stel­len, Man­gel an Schutz­klei­dung und Des­in­fek­ti­ons­mit­teln sowie feh­len­de Vor­aus­set­zun­gen für inten­siv­me­di­zi­ni­sche Ver­sor­gung. Arme und mar­gi­na­li­sier­te Men­schen wer­den das Nach­se­hen haben.“

Hän­de­wa­schen und kaum Wasser

Ihre Situa­ti­on sei beson­ders pre­kär, so Brö­ckel­mann-Simon, weil die Armen in städ­ti­schen Gebie­ten oft sehr beengt leb­ten, was einen Min­dest­ab­stand zur Ver­mei­dung einer Infek­ti­on über Tröpf­chen fast unmög­lich mache. Die Maß­ga­be zur Prä­ven­ti­on, häu­fig Hän­de zu waschen, sto­ße wegen Man­gels an Was­ser sowohl in armen städ­ti­schen Gebie­ten als auch in länd­li­chen Regio­nen an extre­me Gren­zen. Armut wer­de auch bei COVID-19 dazu füh­ren, dass Men­schen spät, falls über­haupt, Gesund­heits­ein­rich­tun­gen aufsuchen.

Eine wei­te­re Gefahr bestehe dar­in, dass im Zuge der Coro­na-Pan­de­mie die Bekämp­fung ande­rer schwer­wie­gen­der Krank­hei­ten in den Hin­ter­grund gera­te. Wir gehen davon aus, dass es einen stei­gen­den Bedarf an Unter­stüt­zung in unse­ren Gesund­heits­pro­jek­ten geben wird”, so Brö­ckel­mann-Simon. Län­der wie der Süd­su­dan sei­en auf die Behand­lung von Coro­na-Pati­en­ten kaum ein­ge­stellt, es gebe im gan­zen Land kei­ne Beatmungs­ge­rä­te, und die Kran­ken­häu­ser könn­ten auf­grund unzu­rei­chen­der Strom­ver­sor­gung nur ein­ge­schränkt arbei­ten. Die Aus­wir­kun­gen von Coro­na sei­en auch im Nahen Osten dra­ma­tisch, ergänzt Brö­ckel­mann-Simon. Bin­nen­ver­trie­be­ne und Rand­grup­pen in Irak, Syri­en und Liba­non hal­ten sich zurück, mög­li­che Ver­dachts­fäl­le zu mel­den, weil sie wei­te­re Aus­gren­zung fürch­ten und ihnen der Zugang zu Gesund­heits- und Sozi­al­diens­ten ver­wehrt wer­den könn­te. So gefähr­den sie sich, ihre Ange­hö­ri­gen und ande­re Per­so­nen, mit denen sie in Kon­takt kom­men, und es ist eine gro­ße Dun­kel­zif­fer an Infi­zier­ten zu ver­mu­ten.” Zahl­rei­che Rück­mel­dun­gen der MISE­RE­OR-Part­ner aus aller Welt zeig­ten, dass es auch in vie­len ande­ren Regio­nen zu ver­gleich­ba­ren Pro­ble­men kom­men wer­de. Es gebe aber auch sehr ermu­ti­gen­de Berich­te, zum Bei­spiel aus dem Attat-Hos­pi­tal in Äthio­pi­en, wie ins­be­son­de­re in Gesund­heits­pro­jek­ten jetzt in Selbst­hil­fe Prä­ven­ti­ons­maß­nah­men ergrif­fen und Pati­en­ten­be­hand­lung ange­passt würden.

Emp­find­li­cher Spen­den­rück­gang befürchtet

Die durch Coro­na aus­ge­lös­te Kri­se hat auch für MISE­RE­OR weit­rei­chen­de Fol­gen. Sie trifft das Werk für Ent­wick­lungs­zu­sam­men­ar­beit mit­ten in sei­ner Fas­ten­ak­ti­on 2020, in deren Rah­men im gan­zen Land um Spen­den und Soli­da­ri­tät für die Arbeit der Orga­ni­sa­ti­on in fast 90 Staa­ten der Erde gewor­ben wird. Am 29. März, dem fünf­ten Fas­ten­sonn­tag, soll­te deutsch­land­weit in allen katho­li­schen Kir­chen­ge­mein­den für MISE­RE­OR gesam­melt wer­den. Wegen Coro­na wird nun die Fas­ten­kol­lek­te, ein wich­ti­ges Stand­bein der MISE­RE­OR-Arbeit, aus­fal­len. Ob Fas­ten­es­sen, Soli­läu­fe, Soli­brot­ver­käu­fe, Cof­fee-Stops, Trom­mel­rei­sen oder auch die vie­len Begeg­nun­gen mit Gäs­ten von MISE­RE­OR-Part­ner­or­ga­ni­sa­tio­nen in Pfar­ren und Schu­len – zahl­rei­che Ver­an­stal­tun­gen und Got­tes­diens­te in der Fas­ten­zeit müs­sen wegen der Ver­brei­tung des Virus kurz­fris­tig abge­sagt werden.

Für MISE­RE­OR wird dies abseh­bar einen emp­find­li­chen Rück­gang an Spen­den­ein­nah­men bedeu­ten. Mit Blick auf die schwie­ri­ge Gesamt­la­ge bit­ten wir die Bevöl­ke­rung von Her­zen dar­um, unse­re Arbeit in Zei­ten der Coro­na-Kri­se beson­ders zu unter­stüt­zen. Bit­te zei­gen Sie Ihre Soli­da­ri­tät mit den Schwächs­ten. Auch wenn es kei­nen Got­tes­dienst mit Kol­lek­te gibt, so ist eine Spen­de an MISE­RE­OR immer mög­lich”, appel­liert MISE­RE­OR-Chef Spiegel.

Soli­da­ri­tät weitertragen

Vie­le erfah­ren in der aktu­el­len Kri­se die Hilfs­be­reit­schaft ihrer Nach­barn, Freun­de und Fami­lie. Las­sen Sie uns die­se Erfah­rung wei­ter­tra­gen in Regio­nen des Südens, wo Men­schen auf Unter­stüt­zung ange­wie­sen sind, um ihr Über­le­ben zu sichern und Zugang zu aus­rei­chen­der Nah­rung, Unter­kunft, Gesund­heit und Bil­dung zu erhal­ten, um der Hoff­nung ein Gesicht zu geben.” Das gel­te in die­sen Tagen nicht zuletzt für Flücht­lin­ge in Syri­en und im Liba­non, die im Mit­tel­punkt der aktu­el­len MISE­RE­OR-Akti­on ste­hen. Sie haben all das ver­lo­ren, was ein Leben in Sicher­heit und Wür­de aus­macht”, unter­streicht Spie­gel. Auf deren Sei­te steht MISE­RE­OR und benö­tigt dazu Ihre Soli­da­ri­tät und Hil­fe. Sie ken­nen Bil­der aus Syri­en und Liba­non. Unse­re Part­ner blei­ben an der Sei­te der Ver­letz­li­chen und tei­len mit ihnen Ohnmacht.”

Wenn Sie die MISE­RE­OR-Fas­ten­ak­ti­on unter­stüt­zen möch­ten:
Spen­den­kon­to: DE75 3706 0193 0000 1010 10
Spen­den­mög­lich­keit im Inter­net: www​.mise​re​or​.de/​s​pende…

Text: Bischöf­li­ches Hilfs­werk Misereor

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