Ihre Strategie ist, für alle da zu sein, viele einzuladen und in wenige zu investieren: Seit einem Jahr begleiten vier Missionare der „Fellowship of Catholic University Students“ (FOCUS) aus den USA Passauer Studierende auf dem Weg in ein vertieftes Christsein.
„In diesem Jahr haben wir ungefähr 250 Studenten kennengelernt, mit vielen von ihnen sind wir befreundet. In sechs ‚Bible Studies‘ betreuen wir 35 Studenten; 20 von ihnen waren vorher noch nie auf einer Veranstaltung der Katholischen Studentengemeinde oder in einem Gottesdienst in St. Nikola“, fasst Jimmy das Wirken der Gruppe zusammen. Eine Passauer Studentin leite inzwischen sogar selbst eine eigene Bibelgruppe. Den jungen Menschen zeige das, dass das FOCUS-Prinzip, Freundschaft untereinander mit Blick auf Jesus zu leben, auch international funktioniert.
Ein Jahr Passau – welche Erfahrungen habt Ihr gemacht?
Maggie: Ich war freudig überrascht, wie gut wir von so vielen Studenten, denen wir begegnet sind, aufgenommen wurden. Die Leute waren so geduldig mit unserem Deutsch, damit, dass wir die Sprache und die Kultur erst noch kennenlernen mussten. Sie haben sich wirklich für uns Zeit genommen – ein echtes Geschenk auf jeden Fall. Ich fühle mich definitiv willkommen.
Jimmy: Ich erinnere mich daran, dass ich nicht wusste, wie die Deutschen darauf reagieren würden, wie wir als amerikanische Missionare arbeiten. Aber was sehr schön durch das ganze Jahr hindurch zu sehen war, ist: Einfach jedes menschliche Herz ist für die Freundschaft mit Gott geschaffen – sodass unsere Arbeit hier genau dieselbe ist wie in den USA, oder wie sie in Russland, China oder sonstwo wäre. Und so ist es wunderschön zu sehen, wie ähnlich die Menschen auf diese Sehnsucht nach einer Gottesbeziehung antworten.
Habt Ihr bestimmte Unterschiede im kirchlichen Leben zwischen USA und Deutschland bemerkt?
Jimmy: Wir sprechen ja von derselben einen, heiligen katholischen und apostolischen Kirche. Aber die Erfahrung von Kirche in Europa ist anders. Schon aufgrund der Geschichte in Deutschland und Europa gibt es hier ein anderes Verständnis von Kirchenhierarchie, kirchlicher Autorität und Mission allgemein. Das sind für uns nicht unbedingt Hindernisse, aber wir müssen lernen, dieselbe Wahrheit auf andere Weise zu kommunizieren. Dieser Aufgabe wollen wir gerecht werden, da sind wir gerade dabei.
Welcher für Euch vielleicht seltsamer Unterschied ist Euch denn zum Beispiel aufgefallen?
Jimmy: Eine Sache, die ich komisch fand, als ich hierherkam, war – einfach, weil es für mich so anders war – dass wir in Deutschland keinen unserer Priester „Vater“ nennen. Klar, ich sehe Gründe dafür, aber ich denke, es wäre schön, dass jeder und jedem in der Kirche bewusst ist, dass der Priester in gewisser Weise ein Vater ist, ein geistlicher Vater. Einer der wichtigsten Aspekte von Kirche ist, finde ich, dass sie „Familie“ ist. Die Kirche ist nicht zuerst eine Organisation, sondern ein Organismus. Wir sind eine Familie.
Wie habt Ihr hier bislang als Missionare gearbeitet?
Maggie: Ähnlich wie in den USA, aber auch unterschiedlich. Wir laden Menschen zu „Bible Studies“ ein, bieten ihnen die Freundschaft an, das gemeinsame Wachsen im Glauben. Die Leute hier in Passau nehmen sich mehr Zeit für uns. Wenn wir uns zum Beispiel auf einen Kaffee treffen, dann dauert das nicht nur schnelle 40 Minuten, wie in meiner Heimat, wo gerne auf Effizienz geachtet wird. Auch die „Bible Studies“ dauern hier ein wenig länger. Das gefällt mir gut!
Jimmy: Es macht Freude, mit dem Bistum hier zusammenzuarbeiten. Wir arbeiten immer, egal, wo wir hingehen, mit dem örtlichen Bischof zusammen; und es ist toll zu sehen, wie der Passauer Bischof voller Freude und Freundschaft im Evangelium auf die Menschen zugeht. Und dass hier Gemeinschaften entstehen aus der Liebe zu Jesus Christus und mit der Sehnsucht, Jüngerschaft zu leben. Es gibt uns Kraft, hier Brüder und Schwestern im Glauben zu haben.
Wie ist es für Euch, mit anderen über Gedanken und religiöse Gefühle zu sprechen?
Maggie: Ich finde, die Leute sind sehr ehrlich hier – und sie haben keine Scheu, zu sagen, ob sie einer Sache weniger zustimmen oder etwas nicht verstehen. Das erlaubt eine andere Tiefe im Gespräch.
Also habt Ihr hier sehr interessante und auch herausfordernde Freundschaften?
Maggie: Ja, und sehr lebendige Freundschaften. Einfach echte Freundschaften. Ich habe viele junge Frauen kennengelernt, bei denen ich mich einfach wohlfühle. Ihre Freundschaft schenkt mir ein Gefühl von Zuhause hier in Deutschland.
Stoßt Ihr bisweilen auch auf Ablehnung?
Jack: Ja, manchmal schon. Aber ich war auch überrascht, dass viele Leute sehr aufgeschlossen waren, sogar, wenn sie nicht richtig verstanden haben, was wir hier tun. Oft stellten sie dann weitere Fragen wie „Warum sollte das eine gute Idee sein?“ oder „Warum tust du dir sowas an?“ oder so ähnlich. Was immer zu einem guten Gespräch geführt hat. Viele Leute waren interessiert, stellten herausfordernde Fragen, aber eher aus Neugier, was ich wirklich gut finde.
Habt Ihr nun besondere Pläne für das kommende Jahr, jetzt, wo Ihr so richtig angekommen seid, die Gegend und die Stadt gut kennt?
Maggie: Ich möchte meine Freundschaften vertiefen. Besser kennenlernen, woher sie kommen und wie sie leben – um sie besser zu verstehen.
Jimmy: Auch ich möchte mehr Zeit mit den Menschen hier verbringen. Wenn ich sie besser verstehe, kann ich besser davon erzählen, wer Gott ist, auf eine Weise, die sie gut verstehen.
Michaela: Ich versuche, nicht zu viele Erwartungen zu haben. Meine Hoffnung ist, dass ich mich so verändere, dass ich Jesus besser repräsentieren kann, egal, welche Sprachbarrieren, kulturelle Unterschiede oder andere solche Dinge es gibt. Einige Menschen hier haben mir schon gezeigt, dass sie offen für eine Freundschaft mit mir sind, auch wenn ich noch nicht so gut deutsch sprechen kann. Ich will viel lernen, um die Menschen für das, was sie sind zu lieben, so wie ich bin. Und zu erlauben, dass uns das jeweils formt. Da werde ich bestimmt ein paar Fehler machen, aber letztlich daran wachsen.
Maggie: Wir sind gespannt, was das kommende Jahr mit sich bringt und freuen uns sehr, hier zu sein!