
Zwischen Händewaschen, Lüften und Mund-Nasen-Schutz kommt der Spaß in der Schule momentan zu kurz. Könnte man meinen. Die Grundschule Büchlberg zeigt, dass auch trotz Einschränkungen die spielerische und aktive Gestaltung des Schulalltags nicht komplett aufgegeben werden muss. Nachdem ein ursprünglich geplanter Gottesdienst im Freien nicht stattfinden konnte, hat sich Religionspädagogin Alexandra Friedl kurzerhand eine Alternative überlegt. Eine Alternative, die in eine Tasche passt und die sie zu den Kindern bringt.
Als Alexandra Friedl das Klassenzimmer betritt, kommt erstmal Verwirrung auf. „Wir haben doch jetzt eigentlich Deutsch und nicht Religion. Oder?“ Was folgt, steht so nicht im Stundenplan. Im Rahmen der Schulpastoral des Bistums Passau organisiert Friedl an ihrer Grundschule ein Projekt, das ganz unter dem Motto „Mit der Bibel durchs Jahr“ steht. Dabei bereitet sie im Lauf des Schuljahrs zusammen mit allen Klassen verschiedene Bibeltexte auf kreative Art auf. Mitmachen darf jeder. Schnell ist die anfängliche Verwirrung überwunden und die Vorfreude steigt an. Normalerweise würden die Grundschüler mit ihrer Religionslehrerin Texte und Lieder einüben für Gottesdienste oder Musicals, die gemeinsam aufgeführt werden. Da sich die verschiedenen Klassen aufgrund der Hygienevorschriften aber nicht vermischen dürfen, ist ein solches Gemeinschaftsprojekt dieses Schuljahr nicht möglich. Umso größer die Freude, als Alexandra Friedl im Klassenzimmer auf dem Boden vor der Tafel ihre Tasche ausräumt. Kerzen, Tücher, einige Blätter, Dornen. Die Schüler fangen an, zu raten, was sie erwartet.
Bereits zwei Wochen zuvor haben sich die Schüler aller Klassen auf dem Schulgelände auf die Suche gemacht nach verschiedenen Untergründen. Alles, was sie gefunden haben, wurde fotografiert. Dabei haben die Kinder von Pflastersteinen über Erdboden bis hin zu Sand alles gefunden, was die Schule zu bieten hat. In einer Fotoshow projiziert Friedl die Bilder nun an die Wand. Am Ende des Videos erzählt sie schließlich die Geschichte, um die es geht: die Geschichte des Sämanns. Sie erklärt, dass Jesus den Jüngern gesagt hat, sie können sich Gott wie einen Sämann vorstellen. Der Sämann sät seine Samen auf verschiedene Untergründe. Fällt die Saat auf die Straße, wird sie von Vögeln gefressen. Dornen erdrücken die Triebe und zwischen Pflastersteinen verbrennen sie. Erst gute Erde lässt die Saat wachsen. Auf die Frage, was Gott denn aussät, fällt den Schülern vieles ein: Freundschaft, Hoffnung, Schutz, Geborgenheit und Liebe. Alexandra Friedl erklärt, dass auch diese Saat mal auf schlechtem Boden landen kann. Die Aufgabe der Menschen sei es, sie wachsen zu lassen.
Vor dieser Aufgabe stehen auch die Kinder jeden Tag, momentan ganz besonders. Was sie vermitteln will, verpackt Alexandra Friedl für ihre Schüler in einer Verschnaufpause inmitten des anstrengenden Schulalltags. Bei einem Spiel treten zum Schluss zwei Kinder gegeneinander an. Zwar muss auch hier Maske getragen und alles zwischendurch desinfiziert werden, aber was bleibt, ist vor allem der Spaß am Spiel. Am Platz tanzen alle zu einem Lied, das die ganze Schule, so erzählt Friedl, seit Anfang des Schuljahres übe. Wohin man im Schulhaus auch gehe, irgendwo höre man jemanden das Lied pfeifen. Den Refrain können alle auswendig: „Du bist spitze, du bist genial. Jemanden wie dich, den gibt es nicht nochmal. So wie du bist, hat Gott dich ausgedacht. Er hat dich wirklich wunderbar gemacht.”