Anlässlich des 229. Todestages von Wolfgang Amadeus Mozart hat Dr. Pankraz Freiherr von Freyberg, ehemaliger Intendant der Festspiele Europäische Wochen, eine Gedenktafel zur Erinnerung an einen großen Augenblick für die Wallfahrtskirche in Passau-Mariahilf enthüllen lassen. Es soll auf das Gebet des musikalischen Wunderkindes mit Schwester „Nannerl“ und seinen Eltern 1762 an der Pilgerstätte hoch über den Dächern der Dreiflüssestadt für die Genesung des kranken Sohnes eines Freundes der Familie hinweisen. Jedes Gebet sei „ein Schritt auf Gott hin“, mahnte Generalvikar Josef Ederer beim anschließenden Adventsgottesdienst mit Musik – unter anderem von Mozart.
„Im September 1762 betete hier in dieser Kirche Wolfgang Amadeus Mozart zusammen mit seiner älteren Schwester Maria Anna, genannt „Nannerl“, und seinen Eltern Leopold und Anna Maria“ – so steht es auf der Steintafel eingraviert rechts neben dem Eingang zur Wallfahrtskirche Mariahilf geschrieben.
Überliefert ist diese Tatsache allein durch einen Brief, den Vater Leopold an seinen Freund und Hausherrn in der Getreidegasse 9 in Salzburg, Lorenz Hagenauer, am 3. Oktober 1762 aus Linz geschrieben hat, wie Freiherr von Freyberg erzählte. Darin heiße es, dass das Versprechen eingelöst worden sei, für Hagenauers schwer erkrankten Sohn Johann Lorenz zu beten.
Nach der Enthüllung der Tafel durch den Sponsor, Karl Wißpeintner, Mitbegründer des weltweit agierenden Unternehmens Micro-Epsilon Messtechnik in Ortenburg, zitierte Freiherr von Freyberg aus einem Interview mit der Geigerin Anne-Sophie Mutter in Deutschland größter Musikfachzeitung, der Neuen Musikzeitung, unter dem Titel „Wodurch man fürs ganze Leben lernt“ folgenden Satz der Ausnahme-Virtuosin über den Meister aus Salzburg: „Mozart ist der Inbegriff des Genies, der Lebensfreude und des dem Leben zugewandten Menschen, der, aus welchen unergründbaren Tatsachen auch immer, einen Zugang zu einem musikalischen Wortschatz innehatte, der uns bis heute berührt, aufregt und die Sonne ins Herz strahlen lässt.“
So soll Wolfgang Amadeus Mozart zur Zeit des Gebetsaufenthalts in Passau – im Jahr 1762 – ausgesehen haben. Dieses Gemälde von 1763 (Öl auf Leinwand) wird dem Künstler Pietro Antonio Lorenzini (1721−1782) zugeschrieben.
Diese „Mozartsche Lebensfreude“ wünschte der frühere Festspiel-Intendant allen Teilnehmern an der kleinen Feierstunde mit einem coronabedingt sehr begrenzten Personenkreis, darunter auch die Vorstandsvorsitzende des Festspielvereins Europäische Wochen, Rosemarie Weber, gerade jetzt in der Zeit der Pandemie. Die Botschaft von Freyberg: „Lassen wir uns von dem reichen musikalischen Wortschatz des Komponisten berühren, aufregen und die Sonne in unser Herz strahlen.“ Die Möglichkeit dazu bot sich gleich im Anschluss beim Gottesdienst mit Generalvikar Ederer, bei dem jeweils ein Satz aus den Sonaten für Flöte und Cembalo A‑Dur KV 12 und B‑Dur KV aus der Feder des erst achtjährigen Mozart erklang.
Ausführende auf der Orgelempore der mit ihrer beeindruckenden Atmosphäre immer wieder glänzenden Wallfahrtskirche Mariahilf waren Barbara Blumenstingl, Leiterin der Städtischen Musikschule, an der Flöte und Brigitte Fruth, stellvertretende Domkapellmeisterin und Domkantorin, an der Orgel. Bei der wunderbaren gesanglichen Umrahmung der adventlichen Eucharistiefeier am Nikolausabend unterstützte die beiden die Passauer Sopranistin Magdalena Lohr, Mitarbeiterin des Referats Kirchenmusik des Bischöflichen Ordinariats.
Als kleine Geschenke für alle Mitwirkenden hatte Freiherr von Freyberg aus Salzburg importierte Mozartkugeln und Fotografien eines Scherenschnittes der Künstlerin Irmingard Freifrau von Freyberg – seine Tante – mitgebracht. Er zeigt den Knaben Wolfgang Amadeus Mozart beim Vorspiel am Cembalo in einer höfischen Gesellschaft. So wie die Zuhörer damals offen und ganz Ohr waren für die Klänge des musikalischen Wunderkindes, so sollten sich die Menschen gerade im Advent öffnen für Gott, deutete Generalvikar Ederer in seiner Predigt an. „Gott will wirklich bei uns ankommen“, legte er den Gottesdienst-Teilnehmern ans Herz.
Ausschnitte aus Werken des musikalischen Wunderkindes Wolfgang Amadeus Mozart interpretierten Organistin Brigitte Fruth (vorn) und Flötistin Barbara Blumenstingl während des anschließenden Adventsgottesdienstes.
Während die Welt auf einen Impfstoff gegen das Corona-Virus hoffe, warteten die Christen auf die Ankunft des Herrn, gab das Mitglied des Domkapitels eingangs zu bedenken. Er rief die Gläubigen dazu auf, den Advent zu nutzen, um ihr Leben aufzuräumen und aus dem Weg zu räumen, was Christi Ankunft entgegenstehe. Bezug nehmend auf das Markus-Evangelium mit Johannes‘ Ankündigung, dass nach ihm einer kommen werde, der sie statt nur mit Wasser mit dem Heiligen Geist taufen werde, bekundete Josef Ederer zur Ankunft Jesu, „nun ist es an uns, ihm entgegenzugehen.“ Das während der Corona-Zeit heruntergefahrene Leben sei auch eine Chance, neue Wege zu ebnen.
„Ein gutes Wort kann eine Brücke sein“, unterstrich der Generalvikar. Er ermutigte die Zuhörer am Vorabend des zweiten Advents dazu, die Türe ihres Herzens zu öffnen, „damit Gott bei Ihnen eintreten kann.“
Text und Fotos: Bernhard Brunner