Bistum

Bistum Passau trauert um Papst emeritus Benedikt XVI.

Redaktion am 31.12.2022

Papst Benedikt XVI Nachruf Foto: Friedenberger / Bayer

Papst emeritus Benedikt XVI., der am 16. April 1927 im Bistum Passau in Marktl am Inn geboren wurde, ist ein großer Sohn unserer Heimat und unserer Diözese. Zu seinem Tod lesen Sie hier einen Nachruf von Bischof Dr. Stefan Oster SDB. Gerne können Sie sich auch in ein Kondolenzbuch eintragen.

Nachruf von Bischof Dr. Stefan Oster SDB

Unser ver­ehr­ter Papa eme­ri­to ist heim­ge­gan­gen. Was für eine trau­ri­ge Nach­richt. Wir ver­lie­ren mit Papst Bene­dikt einen Vater, einen geist­li­chen und geis­ti­gen Vater; einen, der prä­gend gewirkt hat für vie­le. Wir ver­lie­ren einen, der uns das Den­ken und das Glau­ben gelehrt hat, der uns das Sehen gelehrt hat – mit den Augen des Glau­bens. Wir ver­lie­ren einen, der uns gehol­fen hat, vie­le Zei­chen der Zeit recht zu deu­ten. Wir ver­lie­ren einen gro­ßen Sohn unse­rer Hei­mat und unse­res Bis­tums, einen Freund der baye­ri­schen Lebens­art und Kul­tur, einen Den­ker mit dem Her­zen. Wir ver­lie­ren einen der größ­ten und wich­tigs­ten Theo­lo­gen des 20. und 21. Jahr­hun­derts, einen Zeit­zeu­gen der Geschich­te der Kir­che der letz­ten Jahr­zehn­te, vor allem einen der letz­ten Zeit­zeu­gen des II. Vati­ka­ni­schen Kon­zils, das er ent­schei­dend mit­ge­prägt hat. Wir ver­lie­ren einen Mann, der von so vie­len respek­tiert wur­de für sei­ne Tie­fe und Weis­heit, für sei­ne Klar­heit und Lau­ter­keit – und einen, der von nicht weni­gen auch ange­fein­det wur­de – viel­leicht gera­de deshalb.

Wir ver­lie­ren den ers­ten deut­schen Papst seit einem hal­ben Jahr­tau­send; einen, der eine Spra­che spre­chen konn­te, die wie die Musik war, die er so lieb­te. Aber auch einen, der doch lei­se und schüch­tern war, nicht auf­dring­lich in der Begeg­nung; einen, der wun­der­bar zuhö­ren konn­te – und dann Ant­wor­ten geben konn­te, die so unmit­tel­bar das Gegen­wär­ti­ge tra­fen und doch so sehr ange­füllt waren mit Weis­heit aus dem gro­ßen Schatz der Überlieferung. 

Wir ver­lie­ren einen Mann, der einer der gelehr­tes­ten Men­schen sei­ner Zeit war, einer mit intel­lek­tu­el­ler Bril­lanz und Deu­tungs­kraft, die aber bei ihm wun­der­sam geeint waren mit dem so demü­tig und ver­trau­ens­voll gewor­de­nen Glau­ben eines Kin­des. Wir ver­lie­ren einen Mann, der am liebs­ten in Alt­öt­ting war, bei der Mut­ter der Gna­den, der so ger­ne ver­eint war mit der Gläu­big­keit der ein­fa­chen Pil­ger im Her­zen Bay­erns – im Beten und Fle­hen um das Heil für alle. Wir ver­lie­ren einen Mann, für den Jesus Chris­tus das Herz der Welt war – und der ihm buch­stäb­lich alles bedeu­te­te. Sei­ne Jesus-Bücher, aber natür­lich nicht nur sie, sind uns blei­ben­des Andenken und leuch­ten­de Erin­ne­rung an die­se Mit­te von allem.

Wir ver­lie­ren einen gro­ßen Die­ner der Kir­che, einen, der uns als Papst immer wie­der Über­ra­schun­gen beschert hat, mit sei­nen Enzy­kli­ken (die ers­te über die Lie­be: Gott ist die Lie­be“), mit sei­ner Gabe der bril­lan­ten frei­en Rede in so vie­len Situa­tio­nen, mit sei­nem Umgang mit eige­nen Feh­lern oder Fehl­ein­schät­zun­gen und den Wun­den der Kir­che, mit sei­ner Fähig­keit zum ech­ten Dia­log, mit sei­ner For­de­rung nach weni­ger Abhän­gig­keit von der Welt, damit wir als Kir­che frei­er und lie­ben­der und wirk­lich die­nend in sie hin­ein gehen kön­nen; mit sei­nem Rück­tritt, der uns gezeigt hat, wie wenig er an der Macht hängt und wie sehr ihm am guten Fort­kom­men der Kir­che gele­gen ist.

Wir ver­lie­ren einen Mann, der in den letz­ten Jah­ren sei­nes Lebens noch sehen muss­te und auch ein­ge­stan­den hat, als Erz­bi­schof von Mün­chen und Frei­sing Betrof­fe­ne von sexu­el­lem Miss­brauch in der Kir­che zu wenig im Blick gehabt zu haben. Wir ver­lie­ren aber auch einen Mann, der als Prä­fekt der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on ent­schei­dend dazu bei­getra­gen hat, dass das Pro­blem des Miss­brauchs in der Kir­che in sei­ner gan­zen Dra­ma­tik erkannt wur­de und der des­halb wesent­li­che Ver­än­de­run­gen ange­sto­ßen hat. 

Papst Bene­dikt ist heim­ge­gan­gen. Was für eine tröst­li­che Nach­richt. Aus meh­re­ren Begeg­nun­gen mit ihm weiß ich, dass er sich nach dem Heim­gang gesehnt hat. Nach der Begeg­nung mit sei­nem Herrn, für den er gelebt und den er geliebt hat. Papst Bene­dikt ist heim­ge­gan­gen. Wie tröst­lich, denn wir gewin­nen einen Beter im Him­mel, einen Für­spre­cher für unse­re Hei­mat, das Bis­tum Pas­sau und die gan­ze Kir­che. Papst Bene­dikt ist heim­ge­gan­gen! Wir dan­ken ihm von Her­zen für alles, was er uns geschenkt hat. Wir dan­ken dem Herrn, dass Er uns ihn geschenkt hat – und wir bit­ten den Herrn, dass er an Papst Bene­dikt alle sei­ne Ver­hei­ßun­gen erfül­len möge. 

Bischof Oster zum Tod von Papst em. Benedikt XVI.

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Gebet für den verstorbenen Papst emeritus Benedikt XVI.

ange­regt von sei­nen Gedan­ken zur Auf­er­ste­hung des Got­tes­soh­nes Jesus Christus*

Auf­er­stan­de­ner Herr Jesus Chris­tus,
die Lie­be, die dich mit dem Vater im Him­mel und dem Hei­li­gen Geist ver­bin­det, hat dich aus dem Tod auferweckt.

Mit ver­wan­del­tem Leib bist du in die gött­li­che Fül­le unzer­stör­ba­ren Lebens erho­ben.
Du bist der Leben­de, der uns die Tür zum ewi­gen Leben öff­net. Du nimmst uns auf in dei­ne unend­lich ber­gen­de Gegen­wart. Wie gut ist es, dass wir schon jetzt in dir leben, uns bewe­gen und sein dür­fen.
Es bedeu­tet Heil für uns.
Wie gut tut es, dass du uns von der Sün­de erlöst hast, die uns trennt von dir. Wir dan­ken dir für die­se heil­brin­gen­de Gemein­schaft, die du uns in der Tau­fe gibst. Du rufst uns, mit dir gemein­sam das Leben zu gestal­ten: Chris­ten und Chris­tin­nen zu sein.

Herr Jesus Chris­tus, Papst eme­ri­tus Bene­dikt XVI. ist gestor­ben. Er hat aus der Tau­fe gelebt.
Mit sei­nen Wor­ten hat er uns erschlos­sen, wie unfass­bar erfül­lend das Heil ist, zu dir zu gehö­ren und mit dir, dem Ewig-Lie­ben­den, ver­bun­den zu sein.
Wir dan­ken dir für Papst eme­ri­tus Bene­dikt XVI., der als Mensch, gelehr­ter Christ, als Dia­kon, Pries­ter, Bischof und als Papst uns das Geschenk dei­nes Heils ver­kün­det hat.
Wir dan­ken dir für sein Leben und Wir­ken.
Ver­zeih ihm, wenn er gefehlt hat. Lass alles Gute für vie­le zum Segen wer­den.
Schen­ke ihm die seli­ge Gemein­schaft mit dir, die alle froh­ma­chen­de Vor­stel­lung über­trifft.
Mit Tho­mas rufen wir voll Stau­nen und Glau­ben: Mein Herr und mein Gott!“ (Joh 20,28)

Amen.

Hei­li­ge Maria, Mut­ter Got­tes, bit­te für ihn!

Ver­fas­ser: Dom­de­kan Dr. Hans Bauernfeind

*(vgl. Joseph Ratz­in­ger, Ein­füh­rung in das Chris­ten­tum. Vor­le­sun­gen über das Apos­to­li­sche Glau­bens­be­kennt­nis, Mün­chen 1968[4] – Joseph Ratz­in­ger Bene­dikt XVI., Jesus von Naza­reth. Zwei­ter Teil vom Ein­zug in Jeru­sa­lem bis zur Auf­er­ste­hung. Frei­burg-Basel-Wien. o. Z.)

Todesnachricht Papst em Benedikt

Hier können Sie eine Kondolenz für Papst emeritus Benedikt XVI. hinterlassen:

Benedikt XVI. - ein Papst aus Bayern

Papst em. Benedikt XVI.

Große Freude am 19. April 2005 im Bistum Passau: Joseph Kardinal Ratzinger ist im Konklave von den Kardinälen zum Papst gewählt worden. Er nennt sich Benedikt XVI. und tritt die Nachfolge von Johannes Paul II. an.

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