Papst emeritus Benedikt XVI., der am 16. April 1927 im Bistum Passau in Marktl am Inn geboren wurde, ist ein großer Sohn unserer Heimat und unserer Diözese. Zu seinem Tod lesen Sie hier einen Nachruf von Bischof Dr. Stefan Oster SDB. Gerne können Sie sich auch in ein Kondolenzbuch eintragen.
Nachruf von Bischof Dr. Stefan Oster SDB
Unser verehrter Papa emerito ist heimgegangen. Was für eine traurige Nachricht. Wir verlieren mit Papst Benedikt einen Vater, einen geistlichen und geistigen Vater; einen, der prägend gewirkt hat für viele. Wir verlieren einen, der uns das Denken und das Glauben gelehrt hat, der uns das Sehen gelehrt hat – mit den Augen des Glaubens. Wir verlieren einen, der uns geholfen hat, viele Zeichen der Zeit recht zu deuten. Wir verlieren einen großen Sohn unserer Heimat und unseres Bistums, einen Freund der bayerischen Lebensart und Kultur, einen Denker mit dem Herzen. Wir verlieren einen der größten und wichtigsten Theologen des 20. und 21. Jahrhunderts, einen Zeitzeugen der Geschichte der Kirche der letzten Jahrzehnte, vor allem einen der letzten Zeitzeugen des II. Vatikanischen Konzils, das er entscheidend mitgeprägt hat. Wir verlieren einen Mann, der von so vielen respektiert wurde für seine Tiefe und Weisheit, für seine Klarheit und Lauterkeit – und einen, der von nicht wenigen auch angefeindet wurde – vielleicht gerade deshalb.
Wir verlieren den ersten deutschen Papst seit einem halben Jahrtausend; einen, der eine Sprache sprechen konnte, die wie die Musik war, die er so liebte. Aber auch einen, der doch leise und schüchtern war, nicht aufdringlich in der Begegnung; einen, der wunderbar zuhören konnte – und dann Antworten geben konnte, die so unmittelbar das Gegenwärtige trafen und doch so sehr angefüllt waren mit Weisheit aus dem großen Schatz der Überlieferung.
Wir verlieren einen Mann, der einer der gelehrtesten Menschen seiner Zeit war, einer mit intellektueller Brillanz und Deutungskraft, die aber bei ihm wundersam geeint waren mit dem so demütig und vertrauensvoll gewordenen Glauben eines Kindes. Wir verlieren einen Mann, der am liebsten in Altötting war, bei der Mutter der Gnaden, der so gerne vereint war mit der Gläubigkeit der einfachen Pilger im Herzen Bayerns – im Beten und Flehen um das Heil für alle. Wir verlieren einen Mann, für den Jesus Christus das Herz der Welt war – und der ihm buchstäblich alles bedeutete. Seine Jesus-Bücher, aber natürlich nicht nur sie, sind uns bleibendes Andenken und leuchtende Erinnerung an diese Mitte von allem.
Wir verlieren einen großen Diener der Kirche, einen, der uns als Papst immer wieder Überraschungen beschert hat, mit seinen Enzykliken (die erste über die Liebe: „Gott ist die Liebe“), mit seiner Gabe der brillanten freien Rede in so vielen Situationen, mit seinem Umgang mit eigenen Fehlern oder Fehleinschätzungen und den Wunden der Kirche, mit seiner Fähigkeit zum echten Dialog, mit seiner Forderung nach weniger Abhängigkeit von der Welt, damit wir als Kirche freier und liebender und wirklich dienend in sie hinein gehen können; mit seinem Rücktritt, der uns gezeigt hat, wie wenig er an der Macht hängt und wie sehr ihm am guten Fortkommen der Kirche gelegen ist.
Wir verlieren einen Mann, der in den letzten Jahren seines Lebens noch sehen musste und auch eingestanden hat, als Erzbischof von München und Freising Betroffene von sexuellem Missbrauch in der Kirche zu wenig im Blick gehabt zu haben. Wir verlieren aber auch einen Mann, der als Präfekt der Glaubenskongregation entscheidend dazu beigetragen hat, dass das Problem des Missbrauchs in der Kirche in seiner ganzen Dramatik erkannt wurde und der deshalb wesentliche Veränderungen angestoßen hat.
Papst Benedikt ist heimgegangen. Was für eine tröstliche Nachricht. Aus mehreren Begegnungen mit ihm weiß ich, dass er sich nach dem Heimgang gesehnt hat. Nach der Begegnung mit seinem Herrn, für den er gelebt und den er geliebt hat. Papst Benedikt ist heimgegangen. Wie tröstlich, denn wir gewinnen einen Beter im Himmel, einen Fürsprecher für unsere Heimat, das Bistum Passau und die ganze Kirche. Papst Benedikt ist heimgegangen! Wir danken ihm von Herzen für alles, was er uns geschenkt hat. Wir danken dem Herrn, dass Er uns ihn geschenkt hat – und wir bitten den Herrn, dass er an Papst Benedikt alle seine Verheißungen erfüllen möge.
Bischof Oster zum Tod von Papst em. Benedikt XVI.
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Gebet für den verstorbenen Papst emeritus Benedikt XVI.
angeregt von seinen Gedanken zur Auferstehung des Gottessohnes Jesus Christus*
Auferstandener Herr Jesus Christus,
die Liebe, die dich mit dem Vater im Himmel und dem Heiligen Geist verbindet, hat dich aus dem Tod auferweckt.
Mit verwandeltem Leib bist du in die göttliche Fülle unzerstörbaren Lebens erhoben.
Du bist der Lebende, der uns die Tür zum ewigen Leben öffnet. Du nimmst uns auf in deine unendlich bergende Gegenwart. Wie gut ist es, dass wir schon jetzt in dir leben, uns bewegen und sein dürfen.
Es bedeutet Heil für uns.
Wie gut tut es, dass du uns von der Sünde erlöst hast, die uns trennt von dir. Wir danken dir für diese heilbringende Gemeinschaft, die du uns in der Taufe gibst. Du rufst uns, mit dir gemeinsam das Leben zu gestalten: Christen und Christinnen zu sein.
Herr Jesus Christus, Papst emeritus Benedikt XVI. ist gestorben. Er hat aus der Taufe gelebt.
Mit seinen Worten hat er uns erschlossen, wie unfassbar erfüllend das Heil ist, zu dir zu gehören und mit dir, dem Ewig-Liebenden, verbunden zu sein.
Wir danken dir für Papst emeritus Benedikt XVI., der als Mensch, gelehrter Christ, als Diakon, Priester, Bischof und als Papst uns das Geschenk deines Heils verkündet hat.
Wir danken dir für sein Leben und Wirken.
Verzeih ihm, wenn er gefehlt hat. Lass alles Gute für viele zum Segen werden.
Schenke ihm die selige Gemeinschaft mit dir, die alle frohmachende Vorstellung übertrifft.
Mit Thomas rufen wir voll Staunen und Glauben: „Mein Herr und mein Gott!“ (Joh 20,28)
Amen.
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für ihn!
Verfasser: Domdekan Dr. Hans Bauernfeind
*(vgl. Joseph Ratzinger, Einführung in das Christentum. Vorlesungen über das Apostolische Glaubensbekenntnis, München 1968[4] – Joseph Ratzinger Benedikt XVI., Jesus von Nazareth. Zweiter Teil vom Einzug in Jerusalem bis zur Auferstehung. Freiburg-Basel-Wien. o. Z.)