Für Archäologen ist es nichts Besonderes: Bei Grabungen werden immer wieder menschliche Überreste aus längst vergangenen Zeiten gefunden. In der Regel landen die Gebeine nicht wieder in der Erde, sondern werden in Magazinen aufbewahrt. Ganz anders geschah es mit Knochen und Skeletten von Menschen, die bei Bauarbeiten auf dem Parkplatzgelände von St. Valentin am Domplatz aufgetaucht waren. Sie wurden von Dompropst Dr. Michael Bär im Beisein von Domdekan Dr. Hans Bauernfeind feierlich beigesetzt.
Die Beerdigung der Gebeine lag Bär sehr am Herzen. Er betonte, dass die Zeremonie als Wertschätzung gegenüber den Verstorbenen zu verstehen sei. „Wir können die Gebeine nicht behandeln wie Müll. Es braucht ein Ritual in aller Ernsthaftigkeit. Das sind wir diesen Menschen schuldig. Wir haben sie gestört – wir haben sie wieder herausgeholt. Es ist unsere Verantwortung, sie wieder der geweihten Erde anzuvertrauen“, sagte Bär.
„Es ist unsere Verantwortung, sie wieder der geweihten Erde anzuvertrauen!”
Die Gebeine waren im Laufe des Frühjahrs entdeckt worden, als im Rahmen der Baumaßnahmen Teile des einstigen Friedhofs St. Paul angeschnitten wurden. „Da kam es bereits in geringer Tiefe zu ersten Auffindungen von verlagerten Knochen, darunter auch eine bemerkenswerte Konzentration von 30 bis 40 Schädeln. In der Nähe wurde dann noch ein Leitungsgraben gezogen. Diese Baumaßnahme hat die Stadtarchäologie ebenfalls begleitet. Da kamen dann in größerer Tiefe Bestattungen in sito – also noch am ursprünglichen Platz – zu Tage, bei denen teilweise noch Beigaben wie Kruzifixe oder Rosenkränze dabei waren“, berichtete der Passauer Stadtarchäologe Dr. Thomas Maurer, der selbst erstmals bei einer Wiederbestattung dabei war.
„Da kam es bereits in geringer Tiefe zu ersten Auffindungen von verlagerten Knochen, darunter auch eine bemerkenswerte Konzentration von 30 bis 40 Schädeln.”
Hier der Radiobeitrag über die außergewöhnliche Bestattung:
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Er geht davon aus, dass ein Großteil der gefundenen Gebeine aus dem 16. bis 18. Jahrhundert stammt. Die menschlichen Überreste wurden zunächst in Plastikkisten zwischengelagert und schließlich in 16 Särge gebettet, die die Domschreinerei eigens angefertigt hatte. Die Umlagerung der Gebeine war für das Team um Domschreiner Martin Sattler keine alltägliche, aber eine sehr interessante Aufgabe. Anschließend wurden die schweren Kisten – eine jede wiegt zwischen 40 und 60 Kilo – mit Hilfe eines Krans in das ausgehobene Grab eingesetzt.
„Wir hoffen, dass von nun an die Ruhe für die jetzt wieder Bestatteten anhalten wird.”
Die neue letzte Ruhestätte der Gebeine befindet sich unweit des ursprünglichen Friedhofs, nämlich im Garten von St. Valentin neben Obstbäumen, und gilt laut Stadtarchäologe Thomas Mauerer nun als Sekundärfundstätte. „Wir hoffen, dass von nun an die Ruhe für die jetzt wieder Bestatteten anhalten wird“, so Dompropst Bär abschließend.
Text und Bilder: Mareen Maier