
Ökumenischer Zwischenruf appelliert, sich zu informieren, genau hinzuschauen und vor allem: überhaupt wählen zu gehen. Unter dem Motto „Mit Begeisterung für Demokratie und Freiheit“ machen katholische und evangelische Christen ihre Position deutlich.
Doch es gibt etwas, das jeder tun kann, finden jedenfalls der Diözesanrat der Katholiken im Bistum Passau und der Dekanatsausschuss des Evangelisch-Lutherischen Dekanats: wählen gehen. Gerade in einer Zeit wie unserer, die geprägt ist von Umbrüchen auf allen Ebenen, von Ereignissen, die verunsichern und vom Empfinden vieler, abgehängt zu sein und nicht gerecht behandelt zu werden, sei es wichtiger denn je, Verantwortung zu übernehmen und mitzuentscheiden, wie die Zukunft aller aussehen wird.
„Es ist uns wirklich ein Anliegen, das Feld nicht Angstmachern, Ignoranten und Spaltpilzen zu überlassen“, so Angelika Görmiller, die gemeinsam mit Markus Biber, Peter Oberleitner, Jochen Wilde, Dr. Hartmann Beck und Pfarrer Christian Leist-Bemann an dem ökumenischen Papier gearbeitet hat. Dabei gehe es keineswegs primär darum, sich gegen einzelne Akteure, Gruppierungen oder Parteien zu positionieren, sondern darum, in der Gesellschaft beobachtbare Mechanismen und Prozesse kritisch zu hinterfragen. Die vielleicht schwierigste Aufgabe dabei: Bereit zu sein, die Wahrheit zu hören und zu ertragen, zu sehen, welche Konsequenzen bestimmte Verhaltensweisen haben und wohin gewisse Entscheidungen führen.
Ganz bewusst haben die Verfasser ihren „Zwischenruf“ deswegen auch jetzt schon veröffentlicht, obwohl es noch einige Wochen sind bis zur Wahl. Denn sie möchten die Menschen dazu ermutigen, sich zu informieren, nachzufragen, zu differenzieren. Das sei bei dieser Wahl, bei der, zumindest oberflächlich, unter den demokratischen Parteien hinsichtlich der wesentlichen Ziele weitgehend Konsens zu bestehen scheint, vielleicht schwieriger denn je, gleichzeitig aber auch wichtiger: „Natürlich stehen die entscheidenden ‚Wahrheiten‘ oft nicht direkt im Parteiprogramm“, sieht auch Markus Biber. „Aber wenn man sich die Konzepte der Parteien genau anschaut, dann kann man sehr wohl erkennen, mit welchen Lösungsstrategien sie die großen Probleme unserer Zeit angehen wollen. Vieles davon hört sich toll an. Als Wählerinnen und Wähler müssen wir aber hinterfragen: Ist die Um- und Durchsetzbarkeit der einzelnen Ziele klar, realistisch und demokratisch beschrieben? Sind die (materiellen und ideellen) Kosten offen und nachvollziehbar berechnet?“ Nur so würden Widersprüche sichtbar, eine verantwortungsbewusste Wahlentscheidung möglich.
Diözesanrat und Dekanatsausschuss ist es dabei ein Anliegen, deutlich zu machen, dass sie sich einerseits stellvertretend für die Christinnen und Christen aus unserer Region äußern, gleichzeitig aber keineswegs aus der Warte derer, „die es besser wissen. Das steht uns“, so Dekan Jochen Wilde, „keinesfalls zu, schon gar nicht, seit auch die Kirchen aufgrund eigenen Fehlverhaltens an Vertrauen und Zustimmung eingebüßt haben. Wir äußern uns als Suchende und Fragende, die keine Antworten geben wollen, sondern die jene, denen wie uns die freiheitlich-demokratischen Grundwerte ein Anliegen sind, unterstützen wollen, die richtigen Fragen zu stellen. Entscheiden kann nur jeder für sich.“
Das gemeinsam erarbeitete Papier wird in den kommenden Wochen so vielen Menschen wie möglich zugänglich gemacht, über Pfarr- und Gemeindebriefe, Aushänge in Schaukästen, die lokalen Medien und über weitere Aktionen.
Text und Foto: Barbara Osdarty