Bischof

„Ohnmacht“ – Gebetstag mit Betroffenen

Stefanie Hintermayr am 13.11.2023

432 A2801 1 Foto: Stefanie Hintermayr/pbp

Bischof Stefan Oster SDB hat die Pontifikalandacht für Betroffene und mit Betroffenen sexuellen Missbrauchs am 12. November im Passauer Stephansdom zelebriert. Anschließend bestand die Möglichkeit zum Gespräch im LaCantina (HOME) am Domplatz.

Die Skulp­tur Ohn­macht“ war das zen­tra­le Ele­ment bei der Pon­ti­fi­ka­lan­dacht für Betrof­fe­ne und mit Betrof­fe­nen sexu­el­len Miss­brauchs im Pas­sau­er Ste­phans­dom am Sonn­tag, den 12. Novem­ber mit Bischof Ste­fan Oster. Das Kunst­werk von Künst­ler und Bild­hau­er Andre­as Kuhn­lein wur­de zu Beginn der Andacht von Bet­ti­na Sturm, Prä­ven­ti­ons­be­auf­trag­te im Bis­tum Pas­sau, ent­hüllt. Die Skulp­tur mit ihrem Hin­ter­grund vor­ge­stellt und zum The­ma hin­ge­führt hat dann Sieg­fried Lang, Spre­cher des Betrof­fe­nen­bei­rats im Bis­tum. Das Wort Ohn­macht führt uns unmit­tel­bar zum Anlie­gen die­ses Got­tes­diens­tes: Gedan­ken und Gebet für die Opfer des erschüt­tern­den Miss­brauchs­ge­sche­hens in der katho­li­schen Kir­che. Ich den­ke, es ist nicht schwer, der Not und dem Leid Betrof­fe­ner nach­zu­spü­ren, zu ver­ste­hen, dass phy­si­sche und psy­chi­sche Belas­tun­gen unter­schied­li­cher Aus­prä­gung den Lebens­weg belas­ten“, erklär­te Lang. Die Skulp­tur len­ke den Blick sowohl auf die Betrof­fe­nen, als auch auf die Täter, die Fami­li­en und die Gesell­schaft all­ge­mein. Sie for­de­re die katho­li­sche Kir­che auf, die kon­se­quen­te Auf­ar­bei­tung des Miss­brauchs­ge­sche­hens nach­hal­tig vor­an­zu­trei­ben“, so Lang. Er schloss mit den Wor­ten: Der Betrof­fe­nen­bei­rat wünscht sich, (…) dass auf der Grund­la­ge unse­res christ­li­chen Glau­bens wie­der gegen­sei­ti­ges Ver­trau­en mög­lich wird.“

Mit einem Dank an die Gebets­ge­mein­schaft, dem Betrof­fe­nen­bei­rat und der Auf­ar­bei­tungs­kom­mis­si­on im Bis­tum Pas­sau eröff­ne­te Bischof Ste­fan Oster die Andacht. Das ist ein The­ma, das uns alle ins Mark trifft“, bekun­de­te er sei­ne tie­fe Betrof­fen­heit. Das ist eine Lern­ge­schich­te für uns als Kir­che, die hin­ter und sicher auch noch vor uns liegt.“

Die Skulp­tur sei Sym­bol für die Bru­ta­li­tät des Daseins, des Men­schen“, beton­te Dr. Ste­fan Ram­mer, Mit­glied der Auf­ar­bei­tungs­kom­mis­si­on im Bis­tum Pas­sau, bei sei­nen Gedan­ken zur Skulp­tur. Zugleich zei­ge sie die Ver­letz­lich­keit des Men­schen und for­de­re zum Hin­hö­ren, Hin­se­hen und Hel­fen auf, so Ram­mer. Eine sol­che Kunst braucht es hier im Dom. Es wäre schön, wenn auf die­se Skulp­tur eine folgt, die dau­er­haft auf die Fehl­bar­keit der Men­schen inner­halb der Insti­tu­ti­on Kir­che ver­weist, die uns anschreit, auf dass wir hin­se­hen mögen.“

„Eingedreht-sein und die ausgebreiteten Arme des Gekreuzigten“

Das The­ma Ohn­macht“ bestimm­te auch die Pre­digt von Bischof Oster. Aus Ver­let­zung, Angst, Ver­trau­ens­ver­lust und Miss­brauch“ kön­ne man ohn­mäch­tig sein, beton­te er zu Beginn. Für Betrof­fe­ne von Miss­brauch könn­ten Ver­let­zun­gen zer­stö­re­risch sein, so Oster, und könn­ten bis hin zur Depres­si­on füh­ren. Was tun?“ Das möch­te er beim Blick auf den gekreu­zig­ten Chris­tus fra­gen. Hand­lungs­un­fä­hig und qual­voll ster­bend tei­le er uns mit: Es ist für dich!“ Nicht zusam­men­ge­krümmt, son­dern mit aus­ge­brei­te­ten Armen, habe uns Jesus am Kreuz sein Herz ent­ge­gen­ge­streckt, beton­te der Bischof, ein Herz, das sich frei­wil­lig ver­wund­bar macht bis in den Tod“. All das tue Chris­tus, damit es ein all­mäh­lich wach­sen­des Ver­trau­en geben kön­ne in einer Welt, die ursprüng­lich in der Hand Got­tes lie­ge. Auch bei uns in der Kir­che gibt es eine Ohn­macht“, so der Bischof, eine Ein­krüm­mung, die nicht sehen und hören las­se, die blind mache, nur das Eige­ne sehe und das Leid der Betrof­fe­nen nicht als Her­zens­an­lie­gen sehe, weil es auch das eige­ne Herz ver­wun­den könn­te. Für jeden Chris­ten gel­te aber grund­sätz­lich: Der Gekreu­zig­te mit den aus­ge­brei­te­ten Armen ist die alles Leid auf sich neh­men­de, alle Ver­söh­nung und Ver­ge­bung ermög­li­chen­de, ewi­ge Lie­be in Per­son.“ Alle bräuch­ten Chris­tus als eine Quel­le der Hei­lung, die von die­ser Welt nicht mehr zu erwar­ten sei, beton­te der Bischof. Chris­tus allein sei die­se inne­re Nah­rung, damit sich Ver­krüm­mun­gen lösen, Wun­den hei­len und wir alle den Weg trotz Allem wei­ter­ge­hen können.“

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Die Predigt zum Nachhören als Podcast

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Nach dem gemein­sa­men Gebet zum Gedenk­tag und den Für­bit­ten, ver­le­sen durch Mit­glie­der der Auf­ar­bei­tungs­kom­mis­si­on und des Betrof­fe­nen­bei­rats, lud Bischof Ste­fan Oster noch zum Gespräch im LaCan­ti­na (HOME) am Domplatz.

Orga­ni­siert wur­de der Gebets­tag von der Stab­stel­le Prä­ven­ti­on gegen sexua­li­sier­te Gewalt in Koope­ra­ti­on mit dem Betrof­fe­nen­bei­rat im Bis­tum Pas­sau. Musi­ka­lisch umrahmt hat die Pon­ti­fi­ka­lan­dacht das Vokal­ensem­ble CAPEL­LA CATHE­DRA­LIS unter der Lei­tung von Dom­ka­pell­meis­ter Andre­as Unterguggenberger.

432 A2825 1 Foto: Stefanie Hintermayr/pbp

Die Skulptur „Ohnmacht“

Die Skulp­tur Ohn­macht“ von Andre­as Kuhn­lein ist noch bis zum 26. Novem­ber im Dom aus­ge­stellt. Alle Besu­che­rin­nen und Besu­cher sind dazu ein­ge­la­den, ihre Gedan­ken zur Skulp­tur und zum The­ma sexua­li­sier­te Gewalt“ in das bereit­ge­leg­te Buch zu schreiben.

Podcast mit Siegfried Lang (Sprecher Betroffenenbeirat)

Im Pod­cast spricht Sieg­fried Lang, Spre­cher des Betrof­fe­nen­bei­rats im Bis­tum Pas­sau, über die Arbeit im Rat, den Gebets­tag und erklärt, was es mit der Skulp­tur Ohn­macht” von Andre­as Kuhn­lein auf sich hat.

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