3000 Liter Olivenöl werden in Edelstahlbehälter mitten in Mytilini, der Hauptstadt der griechischen Insel Lesbos gelagert. 50 Liter davon werden am Montag, 25. März von Bischof Dr. Stefan Oster um 15 Uhr im Pontifikalamt, der „Missa Chrismatis“, im Dom St. Stephan geweiht. Die Öle werden dann im ganzen Bistum verteilt und bei den verschiedenen Salbungs- und Weiheakten der katholischen Kirche verwendet.
Dass das griechische Olivenöl seinen Weg nach Passau gefunden hat, ist Diakon Günther Jäger aus Oberbuch zu verdanken. Seit dem Jahr 2021 ist er auf der griechischen Insel Lesbos, etwa 10 Kilometer vor dem türkischen Festland in der Flüchtlingshilfe tätig. Er hat sich die Aufforderung von Papst Franziskus „geht an die Ränder“ zu Ostern 2013 zu Herzen genommen und setzt ihn seitdem tatkräftig um. In der NGO „Home for all“ hilft er mit und setzt alles daran, vulnerablen Flüchtlingsgruppen ein nahrhaftes, protein- und vitamreiches Essen einmal am Tag anzubieten. Dazu gehören Menschen, die nachgewiesen an Diabetes, Gastritis oder einer anderen Stoffwechselerkrankung leiden, sowie Schwangere und Frauen nach Kaiserschnitt. Es werden aber auch zwei Behindertengruppen in der Stadt, Waisenkinder und eine Mutter-Kind Gruppe mit diesem Essen versorgt.
„Home for all“, diese Organisation, die auf der Insel nun schon bestens bekannt und geschätzt ist, hat das Ehepaar Nikos und Katarina gegründet und sind seit über 10 Jahren fast täglich dabei dieses Essen zu kochen. Um die Versorgung zu gewährleisten, sind sie auf Spenden angewiesen. Doch sie tun auch selbst einiges, um sich selbst zu versorgen. Es wurde eine Landwirtschaft mit Küche aufgebaut, ein Brunnen gegraben und vor zwei Jahren begonnen Land weiter urbar zu machen und dieses mit Olivenbäumen zu bepflanzen. Zudem hat Nikos hat einen Olivenhain gepachtet. Die Ernte war im Herbst gut und alle freuten sich über den Ertrag des wertvollen Öls.
Bischof Stefan Oster ist nicht nur über die Aktivitäten von Günther Jäger bestens informiert, sondern durfte nun auch schon in den Genuss des Öles kommen – in diesem Fall verwendet er es für die heimische Küche. Aus einem Gespräch mit Pfarrer Michael Witti, in dessen Pfarrverband Günther Jäger tätig ist, kam man per Zufall ins Gespräch und unterhielt sich über weitere Verwendungsmöglichkeiten außerhalb der Küche. Der Vorschlag, dieses hochwertige Öl als Salbungsöl zu verwenden wurde an Domdekan Dr. Hans Bauernfeind und Dompropst Dr. Michael Bär herangetragen. Auch Bischof Oster zeigte sich schnell begeistert und so konnte Jäger bei seiner jüngsten Reise abfüllen und mit in das Bistum bringen, wo es von Dommesner Alexander Köllnberger entgegengenommen wurde.
Als Katechumenenöl, das mit Zitronenduft versetzt wird, kommt es für Taufbewerber zum Einsatz. Das Krankenöl mit Zimtduft wird für Krankensalbungen verwendet und zum Chrisamöl wird Balsam und Rosenöl hinzugefügt und dann für die Salbungen bei der Taufe und Firmung, Priester- und Bischofsweihen, sowie bei der Weihe von Altären, Kirchen und Glocken verwendet.
Die Oliven werden auf Lesbos per Hand geerntet. Hier arbeiten nicht nur Einheimische mit, sondern auch Flüchtlinge, die durch „Home for all“ nicht nur eine neue Heimat, sondern auch Arbeit gefunden haben und sich unabhängig vom Staat ihren Lebensunterhalt bestreiten.
Eine gute Sache, befanden nicht nur Ortspfarrer Michael Witti, Domdekan Dr. Hans Bauernfeind und Dompropst Dr. Michael Bär, sondern auch Bischof Oster.
Text: Tine Limmer