Text: Lena und Viola; Photos: pbp
Sehr geehrter Herr Bischof, wir haben einige Fragen zu Osterfest vorbereitet. Jedes Kind kennt Ostern, aber was wird eigentlich an Oster genau gefeiert?
Es gibt einen einzigen Menschen, von dem wir wissen, dass er von den Toten zurückgekommen ist – und zwar Jesus. Und das Fest der Auferstehung Jesu von den Toten feiern wir an Ostern. Das Besondere: Jesus ist nicht einfach nur genauso zurückgekommen, wie er gegangen ist. Sondern die Menschen, die ihm begegnet sind – nach seinem Tod – die haben gespürt: Er ist ganz anders, aber trotzdem derselbe. Ganz eigenartig. Er kommt irgendwie aus der Welt Gottes und ist gewissermaßen verwandelt – also sehr rätselhaft. Aber die Jünger waren sich sicher: Er ist es und er kommt aus einer anderen Wirklichkeit. Das feiern wir an Ostern. Und, dass er uns in diese Wirklichkeit mit hineinnehmen will.
Und woher kommt der Begriff Ostern?
Da hab ich echt nochmal nachschauen müssen. Mein Name ist ja auch „Oster“ – vielleicht kommt er aus derselben Ecke. Also, es gibt zwei Erklärungen:
Einmal gibt‘s eine aus der germanischen Mythologie: In den frühen germanischen Sagen gibt es eine Fruchtbarkeitsgöttin namens „Ostera“. Frühling, Fruchtbarkeit – das hängt vielleicht zusammen.
Oder vielleicht kommt der Begriff auch von dem Wort „Osten“. Jesus wird nämlich als „die aufgehende Sonne“ in der Bibel verehrt. Und unsere Kirchen sind normalerweise geostet, weil die Menschen den wiederkommenden Christus von Osten her erwarten. Das könnte also auch noch eine Erklärung sein.
Was haben Hasen und Eier mit Ostern zu tun?
Eine ganz schwierige Frage – wobei, vielleicht auch wieder nicht! Ein Ei ist auch ein Symbol der Fruchtbarkeit. Und die Christen haben, wenn auch erst relativ spät, Eier als Symbol des „neuen Lebens“ verwendet – also, da zerbricht die Eierschale und es kommt neues Leben hervor – und sie haben diese Eierschale und daraus kommende neue Leben mit dem Grab Jesu verglichen: Also der Grabstein wird weggerollt und der Auferstandene kommt heraus.
Und der Hase: Das ist wahrscheinlich auch so eine Geschichte mit der Fruchtbarkeit. Wir glauben, dass die Auferstehung Jesu unglaublich fruchtbar für die Menschen ist – neues Leben entsteht. Wenn wir getauft werden glauben wir, dass wir am neuen Leben teilnehmen. Und es gibt auch, in der Ostkirche zumindest, den Hasen als Symbol für Jesus. Aber warum das so ist, weiß ich eigentlich gar nicht genau.
Warum sind Ostereier eigentlich bunt?
Also ich hab auch da noch einmal nachgelesen: Zuerst waren sie rot, weil das Rot eine Symbolfarbe für das Blut Christi ist. Irgendwann hat man angefangen die Eier zu verzieren und zu verschönern – dann waren sie bunt. Das war wohl eher eine kreative, künstlerische Entwicklung.
Und was hat es mit dem Osterlamm auf sich?
Das Osterlamm ist sehr biblisch! Das Johannesevangelium erzählt beispielsweise vom Passa-Fest der Juden und erinnert damit an den Auszug aus Ägypten. Vielleicht kennt ihr die alte Geschichte: Israel war ein Volk, das in Ägypten gelebt hat und die Einheimischen haben die Israeliten sozusagen versklavt. Sie haben jedoch erlebt, dass Gott sie befreit hat. Und als Kennzeichen für die Nacht der Befreiung haben sie ein Lamm geschlachtet und das Blut an die Türpfosten der Häuser gestrichen, so dass Gott, so erzählt es die biblische Geschichte, überall wo das Blut des Lammes an den Türpfosten war, vorbeigezogen ist und das Volk verschont hat.
Warum hat das etwas mit Jesus und der Auferstehung zu tun?
Die Juden haben jedes Jahr das Passa-Fest gefeiert, als Erinnerung an den befreienden Auszug aus Ägypten. Und Jesus hat seinen Jüngern gesagt sie sollen das Passa-Fest in neuer Form feiern: Denn er selbst ist das Passa-Lamm, das Lamm, dass geopfert wird, damit wirklich ein neuer Bund entsteht – durch sein Blut, durch seine Hingabe, durch sein Leben, das er am Kreuz hingegeben hat, ist er gewissermaßen das Lamm, das geschlachtet worden ist – und dadurch alle Menschen rettet.
Wann beginnt eigentlich die Osterzeit und wie lange dauert sie?
Die Osterzeit beginnt mit dem Ostersonntag und dauert bis Pfingsten – und das sind genau 50 Tage. Der 50. Tag nach Ostern ist der Tag an dem die alte Kirche erfahren hat, dass sie irgendwie von innen her so berührt und verwandelt war, dass der Heilige Geist über sie gekommen ist (wie Flammen von Feuer). Und die Jünger sind ab diesem Zeitpunkt rausgegangen und haben vom neuen Leben erzählt. Ab dem Pfingstmontag beginnt sozusagen die „normale Zeit“ im Kirchenjahr.
Ostern ist das höchste Fest im Kirchenjahr – was bedeutet das Fest Ihnen persönlich?
Manchmal, wenn mich die Menschen fragen wie ich heiße, dann sage ich: Oster. Und ich erzähle, dass mir mein Name auch sehr gut gefällt, weil ich Zeuge der Auferstehung sein möchte. Das ist, denke ich, auch für meinen Dienst wichtig: dass man als Bischof ein Zeuge der Auferstehung ist. Spüren die Menschen, dass wir irgendwie geheimnisvoll teilnehmen an diesem neuen Leben, oder sind wir einfach nur wie alle anderen auch? Oder haben wir irgendetwas vom neuen Leben und von der Freude an der Auferstehung in uns? An Ostern feiern wir, dass wir das neue Leben geschenkt bekommen – und ich freue mich immer sehr auf Ostern.
Wie verbringen Sie Ostern?
Ich habe meistens in den Kartagen junge Menschen zu Besuch. Wir feiern gemeinsam, führen intensive Gespräche, arbeiten in kreativen Einheiten und bereiten uns so auf das Osterfest vor. Und ich feiere dann im Dom die Liturgie – Gründonnerstag, Karfreitag, die Osternacht – und die Jugendlichen sind immer dabei. In der Osternacht selbst, das ist die Feier der Auferstehung und die beginnt um 21 Uhr, da ist danach dann noch richtige Party bei uns – Osterparty. Am Ostersonntag ist dann zum Abschluss noch ein gemeinsamer Brunch.
Unsere letzte Frage: Essen Sie selbst gerne Ostereier?
Hm… geht so. Also Schokoladeneier lieber als richtige Eier (schmunzelt).
Vielen Dank für Ihre Zeit und das ausführliche Interview!
Das Interview mit Bischof Dr. Stefan Oster SDB ist im Kinderklinik-Magazin erschienen (Ausgabe 1/2019).