Der Gottesdienst begann mit der traditionellen Palmweihe im Innenhof des Passauer Doms. Bischof Dr. Stefan Oster SDB begrüßte die Gläubigen und formulierte im Anschluss an das Evangelium vom Einzug Jesu in Jerusalem einen Predigtgedanken. Er leitete diesen mit einem „provokativen Satz“, den er kürzlich gelesen habe, ein: populäres Christentum sei nicht biblisch und ein biblisches Christentum nicht populär. Der Satz sei geeignet, die Spannung des Palmsonntages zu verdeutlichen: Jesus sei, als er in seine Stadt Jerusalem einzog, bejubelt worden. Dabei seien mit ihm als dem erwarteten Messias bestimmte Vorstellungen verbunden gewesen: „Die Menschen haben von seinen Machttaten gehört, manche haben sie wohl auch gesehen, und er beansprucht auch, der Messias zu sein – und sie erwarten den Messias. Und der Messias würde das Volk einigen. Der Messias würde den Kult wiederherstellen, von seiner Korruption befreien. Jesus wird tatsächlich auch in den Tempel gehen und dort aufräumen, gewissermaßen. Und er wird die Feinde besiegen.“ Dabei hätten die Menschen nicht zuletzt die römische Besatzungsmacht im Blick gehabt.
„Jesus ist gekommen, um uns mit Gott, dem Vater, zu versöhnen.”
Wenige Tage später riefen die Menschen jedoch, darunter wohl auch viele der Teilnehmer beim Einzug Jesu: „Kreuzige ihn“. Nachdenklich fragte der Bischof, warum es zu diesem Umschwung komme, und gab zur Antwort: weil Jesus nicht diesen populären Erwartungen entsprochen habe. Den Christen sei nachher deutlich geworden, dass Jesus tatsächlich Feinde besiegen werde, aber andere Feinde als, man zunächst gedacht habe, so der Bischof: „Die Feinde, die er besiegt, um die es ihnen geht, die sind in unserem Inneren. Die Feinde sind – auf den Punkt gebracht – Sünde, Tod und Teufel. Die Angst vor dem Tod, die uns umtreibt. Unsere eigene Egozentrik. Und das Verführt-Sein durch Dinge, Atmosphären, Mächte, die uns verhindern wollen, dass wir mit Gott in lebendiger Beziehung leben.“
Jesus wolle den Menschen ein neues Herz schenken, „ein Herz, das sich berühren lässt von seiner vergebenden Liebe und Barmherzigkeit“, fügte der Bischof hinzu. Das sei anspruchsvoll und nicht automatisch populär. Von daher werde der Satz verständlich, denn, so hielt Bischof Oster fest: „Jesus ist nicht gekommen, um uns ein bisschen mitmenschlicher zu machen. Jesus ist gekommen, um uns mit Gott, dem Vater, zu versöhnen. Um uns zu neuen Menschen zu machen. Und zu Zeugen und Zeuginnen dieser Neuheit, dieser Liebe, die sich berühren lässt, die sich verändern lässt, die sich einlässt auf Gottes Beziehung, die diese Beziehung lebt: im Gebet, im Empfang der Sakramente, im Dienst der Mitmenschlichkeit, im Dienst der anderen, in der Lage ist, die Füße zu waschen – wie wir es am Gründonnerstag erleben werden.“
Im Anschluss an die Predigtworte zogen der Bischof, der Altardienst und die Gläubigen hinaus auf die Straße und dann in den Dom. Sie trugen dabei zum Zeichen ihrer Verbundenheit mit dem einziehenden Jesus Christus die geweihten Palmbuschen in den Händen. Die Messe selbst stand unter dem Zeichen des Passionsgeheimnisses, dementsprechend wurde die Passionsgeschichte aus dem Lukasevangelium (Lk 22,14 – 23, 56) vorgetragen.

Musikalisch gestaltet wurden Palmweihe, Prozession und Pontifikalamt unter der Leitung von Domkapellmeister Andreas Unterguggenberger vom Jugendchor und dem Domchor, den Diözesanblechbläsern, Domorganist Ludwig Ruckdeschel und Kantorin Marie Groß.