„Eine neue Sozialgestalt von Kirche“ war das Thema der diesjährigen Pastoraltagung mit Bischof Stefan Oster SDB in Spectrum Kirche Passau und im Haus der Begegnung Burghausen im Oktober. Zentral dabei waren das Strategiepapier und die Ausgestaltung der neuen pastoralen Räume. Mehr dazu auch unter #pastoralerraum.
Das Strategiepapier (Entwurf)
„Ecclesia semper reformanda!“ („Die Kirche ist immer im Wandel“) – das gilt angesichts der Herausforderungen unserer Zeit mehr denn je. Die Kirche von Passau ist seit einigen Jahren strategisch unterwegs, um diesen Wandel aktiv zu gestalten. Stichwort „pastoral-struktureller Erneuerungsprozess“. Bei der diesjährigen Pastoraltagung vom 5. bis 11. Oktober in Passau und Burghausen ging man erneut einen Schritt weiter. Unter dem Motto „Gemeinschaften von Gemeinschaften“ wurde miteinander bedacht und diskutiert, wie die Kirche in Zukunft aufgestellt sein muss, um ihrem Auftrag gerecht werden zu können. Domkapitular Anton Spreitzer, Hauptabteilungsleiter Bildung und Evangelisierung, hat dazu das Strategiepapier präsentiert. Dieses „work in progress“ Arbeitspapier gibt den Pfarreien beispielhaft Impulse an die Hand, wie sie ganz konkret gut in die Zukunft gehen können – unter aktiver Beteiligung aller Hauptamtlicher, Einbezug (neuer) Ehrenamtlicher, Räten, Verbänden, Gruppen und weiterer Glaubensgemeinschaften. Ein pastoraler Raum umspanne mehrere Pfarrverbände mit all seinen Pfarreien. „Die Dekane und Prodekane haben hier einen ganz wesentlichen Part, ebenso die Gemeindeberatung“, betonte Spreitzer. Sie wären eine Art „Schaltzentrale“, in der die Fäden zusammenlaufen. Sie strukturieren und organisieren, in enger Kooperation mit den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern. „Eine qualitätsvolle Seelsorge unter Beachtung von Seelsorge-Standards wird hier die große Herausforderung sein“, so Spreitzer. Einige Beispiele für Arbeitsfelder in pastoralen Räumen wurden genannt: Jugendpastoral, Sakramentenpastoral, Trauerpastoral, Notfallseelsorge oder auch Qualifizierung und Begleitung des Ehrenamtes. Die pastoralen Räume können auf viele Kooperationspartner setzen z. B. auch auf die Jugendbüros, die Bildungshäuser mit ihren Netzwerken, die Verbände, geistliche Gemeinschaften, und viele mehr. All diese kleinen Glaubensgemeinschaften summierten sich schließlich zu einer großen ganzen Gemeinschaft, der Kirche von Passau. „Wir befinden uns hier in einem Prozess, in den diverse Erfahrungen einfließen. Der Text bleibt ein Arbeitspapier, ein Entwurf“, betonte Spreitzer. Die Entwurfsphase, in der man alle textlichen und inhaltlichen Modifikationen vornehmen will, solle Ostern 2023 beendet sein, gab der Domkapitular einen Ausblick und meinte schließlich: „Dieser Prozess wird Zeit und Geduld brauchen.“
Mensch-Gott-Beziehung – Vortrag von Bischof Oster
Doch nicht nur das Strategiepapier waren maßgeblich für den Titel der Pastoraltagung „Gemeinschaft von Gemeinschaften – Eine neue Sozialgestalt von Kirche“. Auch die beiden Vorträge von Bischof Stefan Oster SDB standen ganz im Zeichen von Wandel und Aufbruch. „Die Frage, wo die Reise hingeht, beschäftigt mich natürlich sehr“, betonte der Bischof eingangs. Er habe, gerade auch bei Visitationen, oft das Gefühl, dass der Wandel in den Pfarreien noch nicht so angekommen ist. Man müsse sich aber schon jetzt auf die Kirche von morgen vorzubereiten, und die sehe er eher als eine Art „Gemeinschaft von Gemeinschaften“. Was das bedeutet, führte er im ersten anthropologischen Vortrag genauer aus. „Es geht im tiefsten Sinn immer um das Gott-Mensch-Verhältnis“, betonte er. Überhaupt bestimmten Beziehungen unser menschliches Dasein; der Mensch sei immer auf Gemeinschaft ausgelegt. „Persönliche Entfaltung ist nur möglich in der Begegnung und im Sich-Verschenken für Andere“, betonte der Bischof. In der Glaubensgemeinschaft der Kirche könne sich der Mensch stets getragen von Gott und Jesus und umgeben vom Heiligen Geist wissen, stets „bedacht“ von der Gottesmutter Maria („Wohnung Gottes in der Welt“). Und in Zukunft würde es viele solcher kleinen Glaubensgemeinschaften geben, in der sich Menschen zusammenfänden, von Jesus erzählen, Zeugnis geben und so Teil sein einer großen „Gemeinschaft von Gemeinschaften“.
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Die große Erzählung – Vortrag von Bischof Oster
„Erzählung und Erzählgemeinschaften“ lautete der Titel des zweiten Vortrags von Bischof Stefan Oster in Anknüpfung an den ersten. Grundsätzlich hätte jeder Mensch seine eigene Erzählung, seine Lebensgeschichte, die er mit anderen mit wirkmächtigen Worten teilen könne. Im Gegensatz zu diesen immerfort währenden kleinen Geschichten seien allerdings im Zeitalter der Postmoderne „die großen Erzählungen vorbei“. Aber: „Als Christen haben wir die letzte große Erzählung zu erzählen: die Heilsgeschichte“, betonte der Bischof. „Wir dürfen eintreten in die große Erzählung Gottes. Das bedeutet Glauben für mich.“ In unserem Zeitalter seien wir dazu berufen, unsere eigene Geschichte als eine Erzählung Gottes zu deuten. Der Bischof gab sich schließlich überzeugt: „Wer heute im Glauben bestehen will, sucht erstens ein tieferes persönliches Verstehen, zweitens erneuertes Gebetsleben und eine tiefere Christusbeziehung, und drittens die Gemeinschaft von Glaubensgeschwistern.“
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