„Alles Gute zum Geburtstag!“ rief Bischof Stefan Oster den im Dom versammelten Gläubigen zu. Jeder von ihnen sei Kirche - und die feiere am heutigen Pfingstsonntag ihre Geburtsstunde, eben als vor mehr als 2000 Jahren der Heilige Geist über die versammelte Jüngergemeinschaft kam.
Mit dem Heiligen Geist im Herzen habe diese junge Kirche angefangen, ihr Umfeld zu verändern. Dass dieses Geschehen kein Selbstläufer sei, verdeutlichte der Bischof in seiner Predigt. „Der Geist wirkt, aber er will unsere Mitwirkung“, sagte er. Aber: „Wie öffne ich mich dem Heiligen Geist? Wie kommen wir in die Tiefe, in die Freude, und in die Erfahrung, dass es existenziell um etwas geht in unserer Beziehung mit dem Herrn?“
Stolz und Ängste verschließen sich dem Heiligen Geist, sagte Bischof Oster. Der Stolz, niemanden zu brauchen, keine Sünden zu haben, genügend Bescheid zu wissen oder besser zu sein als andere. Verbunden mit der Angst, vielleicht doch in der eigenen Unvollkommenheit ertappt zu werden, Gewohnheiten aufgeben oder auf etwas verzichten zu müssen.
„Der Geist Gottes braucht echte Demut, um in uns existenziell wirksam werden zu können und nicht nur in Gedanken”
Vor genau 40 Jahren am 9. Juni habe Papst Johannes Paul II. zum ersten Mal von der neuen Evangelisierung gesprochen, die insbesondere die Länder mit einer langen christlichen Tradition dringend nötig hätten. Und während das kommunistische Reich zusammenbrach, wurde die Neuevangelisierung zum Leitmotiv seines Pontifikates.
„Weil sich die Kontexte dramatisch verändert haben, braucht es dazu auch neue Methoden, neue Ausdrucksformen und neue Leidenschaft“, sagte Bischof Oster und zitierte aus dem Korintherbrief des Apostels Paulus: „Keiner kann sagen: Jesus ist der Herr!, wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet.“ (1Kor 12,3b) Paulus sage also:
„Wenn ich wirklich glaube, dass Jesus der Herr ist, dass er also auch mein Herr ist, dass ich ihm folgen will, dass er in alle meine Lebensbereiche hineinwirken darf, dass ich mit ihm lerne, mein Kreuz zu tragen, und wenn ich das alles nicht nur sage, sondern auch meine, dann spreche ich im Heiligen Geist.”
Wer sich wirklich auf Jesus einlasse, wer beginne, mit ihm in Freundschaft zu leben und ihn kennen- und liebenlernen wolle, und wer den Geist Gottes demütig darum bitte, ein Jünger, eine Jüngerin zu werden, um Jesus zu bezeugen — dem werde eine Freude und ein Friede geschenkt, wie es nichts auf der Welt sonst zu geben vermöge. „Wie sehr ersehne ich mir eine Kirche, in der immer mehr Menschen demütig um Gottes Geist bitten, aus ihm leben und lieben lernen und hinausgehen in die Welt und so viele Menschen wie möglich einladen, Christus zu folgen“, sagte Bischof Oster. Und er betete: „Komm, Heiliger Geist, und erneuere das Angesicht unserer Erde. Dieser Erde! Unser Bistum Passau. Amen.“
Anlässlich des heutigen Festtages sandte Bischof Oster sogenannte „Botschafter und Botschafterinnen der Neuevangelisierung“ aus — Menschen, die sich in besonderer Weise der Neuevangelisierung widmen möchten. „Wir wollen über die Neuevangelisierung informieren, sie biblisch vertiefen und zur Umsetzung ihrer Ziele ermutigen, zum Beispiel neu zu fragen, warum, was und wem wir glauben“, sagte Hildegard Weileder-Wurm, Referentin in der Frauenseelsorge. „Gerne suchen wir das Gespräch mit allen Gläubigen des Bistums Passau und allen Interessierten.“ Des weiteren wurden Sr. Conrada Aigner, Referentin für Exerzitien und Spiritualität, Domdekan Dr. Hans Bauernfeind, Leiter der Bischöflichen Kommission für Neuevangelisierung, Domvikar Andreas Erndl, Hochschulseelsorger, Robert Guder, Referent für Lobpreismusik, Daniela Riel, Persönliche Referentin des Generalvikars, Andrea Schwemmer, Referentin für Neuevangelisierung, Josef Veit, Referent in der Ehe- und Familien- und Kinderpastoral, sowie Ingrid Wagner, Referentin für Neuevangelisierung, als Botschafter für das Bistum Passau benannt.
Text und Fotos: Anna Hofmeister