Bistum

Bewegt und erfüllt von Pilgerfahrt nach Tschechien zurückgekehrt

BAY am 31.10.2019

1591_Pilgergruppe Stadtpl Klattau_01B Foto: Walter Sendner

Wallfahrer aus der Diözese Passau wandelten auf den Spuren böhmisch-bayerischer Marienverehrung und gedenken der friedlichen Öffnung des Eisernen Vorhangs vor 30 Jahren.

Die zwei­tä­gi­ge Pil­ger­fahrt nach Tsche­chi­en, die von der Män­ner- und Senio­ren­seel­sor­ge des Bis­tums Pas­sau Mit­te Okto­ber initi­iert war, gab auf­schluss­rei­che Ein­bli­cke in die sehr beweg­te Geschich­te der böh­misch-baye­ri­schen Mari­en­ver­eh­rung. In Zusam­men­ar­beit mit dem Baye­ri­schen Pil­ger­bü­ro und der Diö­ze­san­pil­ger­stel­le Pas­sau war die Fahrt vor­be­rei­tet und durch­ge­führt wor­den. Die bekann­ten Wall­fahrts­or­te Pří­bram, Kla­to­vy, der Geburts­ort des Hl. Johan­nes Nepo­muk und der Medi­ta­ti­ons­gar­ten Denk­mal für die Opfer des Bösen in der Welt“ in Plzeň (Pil­sen) stan­den auf dem Pro­gramm. Pil­ger­be­glei­ter waren The­re­sia Hof­bau­er und Wal­ter Send­ner von der Senio­ren- und Männerseelsorge.

Pil­ger auf dem Wege, Frie­den suchen wir; uner­füll­te Sehn­sucht, über­all und hier. Wer hört unse­re Bit­ten und den Ruf Shalom?“ Komm in uns­re Mit­te, Gott des Frie­dens komm.“ So hieß es im Eröff­nungs­lied des Wall­fahrts­got­tes­diens­tes im Klos­ter Sva­tá Hora, auf dem Hei­li­gen Berg Pří­brams. Es wur­de in Dank­bar­keit der fried­li­chen Öff­nung des Eiser­nen Vor­hangs vor 30 Jah­ren gedacht. Die meis­ten Pil­ger hat­ten auch per­sön­li­che und fami­li­en­ge­schicht­li­che Anlie­gen mit an den über 300 Jah­re alten Mari­en­wall­fahrts­ort gebracht. Die Ruhe­stands­geist­li­chen Erwin Böh­misch und Josef Rem­ber­ger zele­brier­ten vor dem sil­ber­nen Gna­den­al­tar der Schwar­zen Madon­na“ die Eucha­ris­tie­fei­er mit den Pil­gern aus der Diö­ze­se Pas­sau. Das Mit­tags­mahl konn­ten die Pil­ger im ehe­ma­li­gen Refek­to­ri­um des Klos­ters Sva­tá Hora einnehmen. 

Got­tes­volk kann sie­gen, über Hass und Streit. Stär­ker als Gewalt­tat ist Gerech­tig­keit. Tau­send­mal getre­ten, tau­send­mal ver­lacht, doch noch strahlt die Hoff­nung in die dunk­le Nacht.“ Die­se Zei­len aus einem Text von Diet­hard Zils auf die Melo­die von Land of hope and glo­ry“ von Edgar Elgar gesun­gen, brach­te zum Aus­druck, was die Pil­ger im Medi­ta­ti­ons­gar­ten Denk­mal für die Opfer des Bösen“ erfah­ren konn­ten. Der Grün­der die­ses Gar­tens war Lub­oš Hruš­ka (19272007). Er hat selbst als poli­ti­scher Gefan­ge­ner des kom­mu­nis­ti­schen Regimes in der ehe­ma­li­gen Tsche­cho­slo­wa­kei unter Gewalt und Ver­bre­chen gelit­ten. Zusam­men mit dem Bild­hau­er Roman Podráz­ský, den er dafür begeis­ter­te, ein Gedenk­ort für alle Opfer von Gewalt­herr­schaft zu errich­ten, ent­stan­den aus­drucks­star­ke Sand­stein­plas­ti­ken, die den Kreuz­weg­sta­tio­nen Jesu nach­emp­fun­den sind. Ein­ge­bet­tet sind die Skulp­tu­ren in eine bota­nisch sorg­sam gestal­te­te Gar­ten­land­schaft mit frem­den und ein­hei­mi­schen Bäu­men und Gewäch­sen. Die Ruhe, das üppi­ge Grün, die Stein­ma­le und die reli­giö­se Aus­strah­lung haben mich über­wäl­tigt und nach­hal­tig beein­druckt“, äußer­te ein Pil­ger. In der Kapel­le des Gar­tens, die dem Mär­ty­rer Maxi­mi­li­an Kol­be geweiht ist, hiel­ten die Wall­fah­rer eine Gedenkandacht. 

Der Besuch des Geburts­or­tes des Hei­li­gen Johan­nes Nepo­muk war ein wei­te­rer Höhe­punkt der Pil­ger­fahrt. An dem Ort, an dem etwa 1350 das Eltern­haus des böh­mi­schen Natio­nal­hei­li­gen stand, wur­de von dem bekann­ten Bau­meis­ter Kili­an Ignaz Dient­zen­ho­fer ab 1736 die dop­pel­tür­mi­ge baro­cke Kir­che geplant und erbaut. Im alten Pfarr­hof der ursprüng­li­chen St. Jako­bus Kir­che wur­de nach dem Fall des Eiser­nen Vor­hangs ein sehr auf­schluss­rei­ches Nepo­muk-Muse­um ein­ge­rich­tet. Die Pil­ger erfuh­ren hier, dass es wohl weni­ger eine Beich­te der Köni­gin war, wes­halb der Hl. Johan­nes Nepo­muk von der Pra­ger Karls­brü­cke in die Mol­dau gesto­ßen wor­den war, son­dern weil er den König mit der Durch­füh­rung einer Abts­wahl sehr erzürnt hat­te, die dem Herr­scher aus Macht­in­ter­es­se nicht gele­gen war. Peter Křis­zek, ein ein­hei­mi­scher Rei­se­lei­ter hat­te im Auf­trag des Baye­ri­schen Pil­ger­bü­ros, die Füh­rung über­setzt und kom­men­tier­te im Nepo­muk-Muse­um den Hin­ter­grund des Mär­ty­rer­to­des Nepomuks.

Er ver­stand es, den Pil­gern die beweg­te Geschich­te des Chris­ten­tums in Böh­men in aller Kür­ze trans­pa­rent zu machen. Er schlug einen Bogen von der Chris­tia­ni­sie­rung vor der ers­ten Jahr­tau­send­wen­de bis zum 21. Jahrhundert.

Er benann­te die Oppres­sio­nen die zu den Hus­si­ten­krie­gen führ­ten, die Refor­ma­ti­on, den 30-jäh­ri­gen Krieg und die Gewalt­herr­schaft des kom­mu­nis­ti­schen Regimes, wie auch die Gegen­be­we­gun­gen, die das Land rui­nier­ten oder zum Blü­hen brach­ten. Die Fröm­mig­keit der letz­ten bei­den Jahr­hun­der­te und ins­be­son­de­re die Mari­en­ver­eh­rung sei­en haupt­säch­lich von den Habs­bur­gern und durch die Zuwan­de­run­gen aus dem baye­ri­schen Raum nach Böh­men gekom­men. Das kirch­li­che Leben in Tsche­chi­en lei­de eben­so wie in ande­ren euro­päi­schen Län­dern am Neo­li­be­ra­lis­mus der Moder­ne, führ­te Peter Křis­zek mit aktu­el­len sta­tis­ti­schen Fak­ten­an­ga­ben aus.

Er beglei­te­te die Pil­ger­grup­pe bis nach Kla­to­vy (Klatt­au). In der goti­schen Stadt­pfarr­kir­che Mariä Geburt aus dem 13. Jahr­hun­dert erläu­ter­te er den Wall­fah­rern die Kir­che und die Bauepo­chen der Stadt. Die alte Kir­che beher­bergt das wun­der­tä­ti­ge Mari­en­bild der Klatt­au­er Madon­na. Das Bild­nis ist seit 1684 das Ziel zahl­rei­cher Wall­fahr­ten aus Bay­ern und Böh­men. Die Pas­sau­er waren ins­be­son­de­re auch von dem üppig baro­cken Böh­mi­schen Him­mel“ an einem Sei­ten­al­tar der Kir­che fas­zi­niert. Nach einer Andacht und dem Segen des Kaplans der Klatt­au­er Stadt­kir­che vor dem Gna­den­al­tar hat­ten die Pil­ger Zeit, sich in der Stadt wei­te­rer Sehens­wür­dig­kei­ten anzu­se­hen. Die Jesui­ten­kir­che, ein Werk von dem aus Pas­sau bekann­ten Barock­bau­meis­ter Car­lo Lura­go, war aller­dings wegen Reno­vie­rungs­ar­bei­ten geschlos­sen. Ähn­lich war es den Pil­gern in Plzeň (Pil­sen) ergan­gen. Die Gro­ße Syn­ago­ge und die St. Bar­tho­lo­mä­us Kathe­dra­le waren wegen Bau­ar­bei­ten geschlos­sen und konn­ten nur von außen besich­tigt werden.

Die Wall­fah­rer waren sich einig: Das sind gute Grün­de sich bald wie­der auf den Weg nach Böh­men zu machen. Land der gro­ßen Hoff­nung, Zukunft die uns winkt, Gott in uns­rer Mit­te, Son­ne die nicht sinkt,“ heißt es in der letz­ten Stro­phe des oben schon zitier­ten Wall­fah­rer­lie­des. Damit war im Lied­text aller­dings die Voll­endung aller Pil­ger­schaft im Reich Got­tes gemeint und nicht nur das böh­mi­sche Land.

Fotos und Text: Wal­ter Sendner

Weitere Nachrichten

Silvester 1
Bistum
31.12.2024

Was Hoffnung macht

Zum Jahresabschluss fand im Passauer Stephansdom eine Pontifikalandacht mit Bischof Stefan statt.

241230 Sternsingeraussendung 8
Bistum
30.12.2024

„Ihr geht im Auftrag des Königs“

Mit einem festlichen Gottesdienst im Passauer Stephansdom wurde am Montag die diözesane Sternsingeraussendung…

432 A8866 1
Bischof
29.12.2024

Heiliges Jahr 2025 eröffnet!

Mit einem Pontifikalgottesdienst im Stephansdom hat Bischof Oster das Heilige Jahr 2025 im Bistum Passau…

Weihnacht Mitterskirchen
Kirche vor Ort
27.12.2024

Niederbayerische Weihnacht in Mitterskirchen

Durch Gesang und Musik die Herzen der Menschen zu erreichen, diesem Anliegen widmet sich die „Bama a capella…