Er lacht gerne – und es bereitet ihm sichtlich Freude, andere zum Lachen zu bringen. Aber auch zum Nachdenken. Domkapitular im Ruhestand Max Huber trägt sein Herz auf der Zunge, packt Gedanken in Aphorismen. Heute, am 9. Mai 2019, ist er 90 Jahre alt geworden.
Mit den üblichen Altersbeschwerden hat er zu tun, ansonsten erfreut sich Prälat Max Huber bester Gesundheit. „Da kann ich sehr froh sein. Ich staune selbst, dass ich kein Grufti und Komposti bin“, schmunzelt der Jubilar. Auch für ihn selbst ist der runde Geburtstag ein Anlass für einen Lebensrückblick. „Das ist wie die Rückseite eines Gobelins – lauter Fäden, ein wirres Durcheinander. Erst, wenn man es im Rückblick wieder zurückschlägt, sieht man, dass ein Muster daraus geworden ist.“ Wie ein roter Faden durch sein gesamtes Leben begleitet habe ihn dagegen immer das Bewusstsein, Priester sein zu wollen. „Schon als Kind habe ich zu Hause die Messe gehalten, da war ich noch nicht in der Schule.“ Priester sein, Seelsorger sein – das war und ist seine Berufung. „Ein Satz aus dem Alten Testament – ‚Schon vom Mutterschoß an hast du mich berufen‘ – hat mich nicht losgelassen. Seitdem rumort Gott in meinem Leben.“
Geboren wurde Max Huber im Jahr 1929 in Reisbach an der Vils. Seine Kindheit und frühe Jugendzeit beschreibt er selbst als „sehr bewegt“, geprägt von Hitlers Machtergreifung, den Gräueltaten des Nationalsozialismus, den Schrecken des Zweiten Weltkrieges. Hubers Vater, selbst ein sehr gläubiger Katholik, war Dorfpolizist, was zahlreiche Umzüge für die gesamte Familie zur Folge hatte. „Mindestens 13 Mal sind wir umgezogen. Im Krieg haben wir auch vier Jahre in Polen gelebt, später dann in Winterberg im Böhmerwald.“ Von dort wurden die Hubers nach Kriegsende als Flüchtlinge ausgewiesen, mussten sich zwei Jahre auf der Straße oder untergebracht auf dem Dachboden bei einer Tante durchschlagen, bevor der Vater 1947 in Kirchham am Aufbau einer Polizeistation beteiligt war. „Kirchham war damals die längste Zeit meine Heimat, mit dem Höhepunkt meiner Primiz.“
Am 29. Juni 1957 wurde Max Huber zum Priester geweiht. Er war zunächst Kaplan in Isarhofen und dann für zehn Jahre in Pfarrkirchen. Im Jahr 1967 übernahm er schließlich die Pfarrei Grubweg in Passau. „Das war eine einmalige Chance. Denn dort durfte ich eine Gemeinde vom Punkt null weg aufbauen“, so Huber. „Als erstes habe ich einen Altenclub für die Senioren gegründet“, erinnert er sich. Es folgten unter anderem ein Frauenbund-Zweigverein, die KAB und verschiedene Jugendgruppen, eine Theatergruppe und der Kirchenchor. „Und wir haben die erste pfarrliche Bläsergruppe gegründet. Ich bin sozusagen der Vater der St. Michaelsbläser“, lacht Huber und stellt fest: „Grubweg war der Höhepunkt meiner seelsorgerlichen Tätigkeit. Da konnte ich alles tun, was ein Pfarrer sonst nur übernehmen musste. Ich konnte dort experimentieren.“
Im Jahr 1983 wurde Max Huber dann in das Domkapitel berufen und zum Leiter des Bischöflichen Seelsorgeamtes ernannt. In dieser Zeit hat er für die großen Bistumsfeste ganze Mappen von liturgischen Hilfen und Predigten herausgegeben, so wie er zuvor schon als Kaplan rhythmische Messen geschrieben hatte, allen voran sei die „Pfarrkirchner Messe“ genannt. Zentral war in den 17 Jahren als Seelsorgeamtsleiter sicherlich auch die Entwicklung des Passauer Pastoralplans. Nach dessen Fertigstellung im Jahr 2000 ging Max Huber in den Ruhestand, übernahm als „Ruheständler“ für neun Jahre die Polizeiseelsorge. Als Polizistensohn lag ihm dieser Dienst sehr am Herzen. „Das hat mir wirklich viel Spaß gemacht. Da war ich daheim.“ Davon abgesehen geht Max Huber im Ruhestand weiter seiner großen Leidenschaft nach: Dem Texten und Dichten. Insgesamt hat er in seiner Schaffenszeit 28 Bücher geschrieben. In diesem Zusammenhang verweist er auf seinen Primizspruch: „Betet für uns, dass Gott uns eine Tür für das Wort auftue, damit wir das Geheimnis Christi verkünden.“ (Paulus an die Kolosser).
„Es war mir immer wichtig, das Evangelium so an die Leute zu bringen, wie Jesus es auch probiert hat. In Bildern, Gleichnissen und Vergleichen, die aus der Welt und der Natur genommen sind. Also in geerdeter Sprache. Deshalb ist der Primizspruch immer mein Leitspruch gewesen und dadurch sind später wahrscheinlich auch all meine Bücher entstanden“, so Huber.
„In der Regel sind es pastoralliturgische und katechetische Bücher, wenn bei mir auch die Mundart eine große Rolle spielt. Mundart ist mir wichtig, es ist eine andere Sprache der Verkündigung, die näher an den Menschen ist, weil es ja auch ihre Sprache ist. Außerdem ist der Dialekt reicher in seinen Ausdrucksmöglichkeiten als das Hochdeutsche“, führt er aus und verweist insbesondere auf zwei seiner Dialektbücher, die ihm besonders am Herzen liegen: „Glaubn auf boarisch“ und „Wia Weihnachtn worn is“.
Hubers jüngstes Buch ist erst vor gut einem Jahr erschienen und trägt den Titel: „Antibigotterien und andere Rippenrempler“. Darin sammelt er 100 Aphorismen über den Glauben, die Theologie, die Kirche und ihr „Bodenpersonal“ sowie zu gesellschaftlichen Themen. Dieses Büchlein beweist einmal mehr, dass Max Huber ein Mensch ist, der kein Blatt vor den Mund nimmt und sich traut, auch heiße Eisen aufzugreifen.
So positioniert er sich beispielsweise als eifriger Verfechter des Priestertums für Frauen und kritisiert den Zölibat. „Es ist nicht meine Art, alles zu schlucken. Aber natürlich eckt man auch an, wenn man sagt, was andere lieber verschwiegen hätten.“ Doch das will Max Huber beibehalten – sein Herz wird er weiter auf der Zunge tragen, beispielsweise bei den zahlreichen Autorenlesungen, für die er immer wieder angefragt wird.
Heute feiert er seinem 90. Geburtstag – und freut sich besonders auf eine der Einladung seiner ehemaligen Pfarrei Passau-Grubweg. Zu seinen Ehren wird am 11. Mai 2019 um 18 Uhr in der Pfarrkirche St. Michael Gottesdienst gefeiert.
Der Crescendo-Chor wird den Pfarrgottesdienst mit Gesängen aus der „2. Pfarrkirchner Messe“, die ja von Prälat Huber stammt, gestalten, die St. Michaelsbläser die anschließende Feier. „Es wäre mir eine große Freude, auf viele Wegbegleiter zu treffen“, lädt Huber ein.
Text und Photos: Mareen Maier