Menschen, die durch den Dom schlendern, werden von den vielen Türen schier magisch angezogen. Hier drücken sie erwartungsvoll aber vergeblich die Klinke eines geschlossenen Seitenportals, dort öffnen sie staunend die Tür eines Beichtstuhls. Die Neugierde treibt uns an, hinter die Türen zu blicken, etwas zu entdecken. Schätze? Geheimnisse?
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Der Adventskalender erlaubt uns, jeden Tag ein Türchen zu öffnen, täglich unsere Neugierde auf das, was da wohl kommt, zu befriedigen. Was gibt es da nicht alles für Exemplare von Adventskalendern. Der eine offeriert ein Stückchen Schokolade, um den Tag zu versüßen. Beim anderen leuchtet einem ein kleines Schmuckstück entgegen. Die Traditionellen bieten Bilder von Nikolaus, Luzia oder anderen adventlichen Heiligen.
Ein Adventskalender enttäuscht nicht und übt keinen Termindruck aus. Er öffnet sich immer zu etwas Gutem, Schönem oder Leckerem. Das macht ihn zu einem adventlichen Instrument der Hoffnung und Vorfreude. Wir Menschen schlendern durch das Leben und begegnen immer wieder neuen Türen. Wir hoffen, dahinter auf Schätze zu stoßen, oder Geheimnisse zu lüften. Ältere Menschen sind auf diesem Weg abgeklärter. Auf ihrem Lebens-Advents-Kalender stehen schon zahlreiche Türen offen. Kinder treibt die Neugierde stärker um, sind doch bei ihnen die möglichen Türen fast alle noch geschlossen.
Der Adventskalender ist ein optimistisches Symbol der Vorfreude für die zahlreichen Lebenstage. Jeder Tag ein Geschenk. Und – das beste kommt zum Schluss!
Die 24. Tür ist die größte, die schönste. Voller Erwartung öffne ich sie. Dahinter leuchtet es nur so. Ich entdecke dort einen Schatz und es lüftet sich dahinter ein Geheimnis. Die weihnachtliche Krippenszene mit dem Jesuskind, mit Maria und Josef, Ochs und Esel sowie den Hirten lässt uns lächeln. Die Kalender-Zeit ist erfüllt, wir begegnen dem Christkind. Es lüftet sich ein Glaubensgeheimnis. Unser lieber Gott ist Mensch geworden in Gestalt eines kleinen Kindes in Bethlehem. Es ist ein Schatz für unser Leben. Dieses Geheimnis bereichert uns, bereichert unser Leben. Jesus bittet uns, einzutreten durch die Tür, dabei zu sein in dieser liebevollen Szene, dazuzugehören zu den Glücklichen der Weihnacht.
Was für ein schöner Abschluss des Advents, ja eines ganzen Lebens: Die letzte Tür öffnet sich hinein ins lichterfüllte Paradies, hinein ins österliche Licht der Auferstehung. Das Beste kommt zum Schluss.
Dompropst Dr. Michael Bär