
Vielerorts ist es Tradition, dass am Vorabend des 1. Mai Feuer entzündet werden, die die bösen Geister des Winters vertreiben. Feuer gilt schon lange als reinigend, befreiend und wandelnd. Und wir Christen entzünden alljährlich das Osterfeuer als Zeichen des Sieges des Lebens. Über ein Feuer, das niemals erlischt, spricht Franz Haringer, Leiter des Papst-Geburtshauses in Marktl a.I. in seiner Predigt zum 3. Sonntag der Osterzeit am 1. Mai 2022.
Am Vorabend des 1. Mai werden vielerorts Feuer entzündet. Es ist Walpurgisnacht und es brennen die Maifeuer oder Hexenfeuer. Verkleidete führen Hexentänze auf und das Feuer soll die bösen Geister des Winters vertreiben. Wenn es nur so einfach wäre!
Von einem Feuer ist auch die Rede im Evangelium des dritten Sonntags der Osterzeit, der heuer auf den 1. Mai fällt. Genauer gesagt von einem Kohlenfeuer. Aber statt lustigem Trubel dürfte dieses Feuer eher zu Gewissenserforschung geführt haben. Denn das Kohlenfeuer, das der auferstandene Christus für seinen Apostel Petrus bereitet hat, lässt diesen sicher daran zurückdenken, dass er seinen Meister kurz zuvor noch dreimal verleugnet hat – und zwar auch an einem Kohlenfeuer.
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Feuer brennt – so wie Gewissensbisse brennen können. Aber dieses Kohlenfeuer des auferstandenen Herrn will nicht vernichten und zerstören. Es ist ein Feuer, das aufdeckt, reinigt, umschmiedet und veredelt.
Petrus ging durch das Feuer von Feigheit und Verrat hindurch. So wie auch der Herr Jesus durch die Flammen des Todes hindurchging. Seit Ostern aber lebt er und will nun ein anderes Feuer in seinen Jüngern entzünden. Gerade Petrus, der Wankelmütige, wird zum obersten Hirten der Kirche bestimmt. Von jetzt an ist es seine Aufgabe, dass das Feuer in der Kirche nicht mehr ausgeht: das Feuer des Glaubens an den österlichen Sieg des Lebens, das Feuer der Liebe zu Gott und den Menschen, das Feuer der Begeisterung der Zeugen durch die Jahrhunderte hindurch.
Es ist nie zu spät, in die Nähe dieses reinigenden und wärmenden Feuers zu kommen.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag!
Dr. Franz Haringer
Leiter Papst-Geburtshaus Marktl a.I.