Vor einigen Jahren, als sich Mäuse über die Erntekrone zum Erntedanksonntag hergemacht hatten, brachte das alle zum Schmunzeln, erzählt Franz Haringer, Leiter des Papst-Geburtshauses Marktl a.I. Diese Mäuse hätten gezeigt, dass wir Menschen nur ein kleines Rädchen im großen Rad der Schöpfung sind. Mehr dazu in Haringers Predigt zum 26. Sonntag im Jahreskreis am 1. Oktober 2023.
An einem Erntedanksonntag vor ein paar Jahren musste mir der Trachtenverein berichten: Heuer haben wir keine Erntekrone, denn der Aufbewahrungsort war nicht richtig verschlossen – und da haben sich Mäuse so richtig über die Erntekrone hergemacht!
Uns alle hat das damals ziemlich schmunzeln lassen: Da meinen wir Menschen noch so sehr, alles um uns beherrschen zu können, die Natur für uns arbeiten zu lassen. Und dann zeigen uns ein paar Mäuse, dass wir auch nur ein kleiner Teil der Schöpfung sind.
Vielleicht tut es uns gut, Erntedank mit einem solchen Lächeln zu begehen. Gewiss: Die Sorge um die Schöpfung, das Klima, die Umwelt ist wichtig und drängend. Doch sie darf uns nicht verbissen werden lassen oder gar zu rechtswidrigen Taten verleiten.
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Für die Heilige Schrift ist klar: Die Schöpfung allein ist kein letzter, absoluter Wert. Die Schöpfung ist Geschöpf. Sie kommt aus der Hand Gottes, der uns fest zugesagt hat, dass er seine Schöpfung nicht in den Untergang gleiten lassen wird.
Erntedank lässt uns auch daran denken: Genau diese Schöpfung hat Gott angenommen, als er in Jesus Christus Mensch geworden ist. Und zwei Gaben dieser Schöpfung, Brot und Wein, sollen für immer zum Ort der Gegenwart Gottes unter uns werden.
Wo Erntedank froh, mit der Vielfalt des Brauchtums und mit dem Dank an den Schöpfergott gefeiert wird, da werden uns sicher auch die Augen dafür geschärft, wie wir im Alltag schöpfungsgemäß leben können.
Damals haben wir gelacht über die Mäuse an der Erntekrone. Und andersrum: Manchmal freut sich auch die Natur über uns. Denn, wie schon Nietzsche wusste: „Die Natur macht keine Sprünge; aber wenn ein echter Heiliger auftaucht, dann macht sie einen Freudensprung.“
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag.
Franz Haringer
Leiter Papst-Geburtshaus Marktl a.I.