
"Gott" und "Liebe" sind zwei der am meisten besungenen, aber zugleich auch missbrauchten Wörter überhaupt! Ein Fall für das "Lazarett der missbrauchten Wörter", in dem sie sich erholen können, meint Franz Haringer, Leiter des Papst-Geburtshauses Marktl a.I., in seiner Predigt zum 4. Fastensonntag am 10. März 2024.
„Wir brauchen ein Lazarett für missbrauchte Wörter!“, sagte vor einiger Zeit schon der damalige Chef der BILD-Zeitung. Manche Wörter unserer Sprache werden so oft missbraucht, dass sie sozusagen einen Erholungsort bräuchten, um wieder zu sich selbst zu kommen.
Eines dieser Worte ist sicher „Liebe“: oft besungen und beschworen – oft aber auch nur vorgegaukelt, nicht aus ehrlicher Selbstlosigkeit, sondern aus Eigeninteresse.
Oder auch das Wort „Gott“: manchmal gedankenlos dahingesagt, „o mein Gott!“, „um Gottes Willen!“ – oft aber auch bewusst missbraucht, um einem anderen Menschen den eigenen Willen aufzuzwingen oder Gewalt zu rechtfertigen.
„Liebe“ und „Gott“: ein Fall für das „Lazarett der missbrauchten Wörter“. Und: Ein Fall für das Evangelium dieses Sonntags. Die beiden Wörter werden sogar in einem Satz verbunden: „Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.“ (Joh 3,16)
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Ausgerechnet „Gott“ und „Liebe“ in einem Satz, noch dazu im Spitzensatz des Christentums: Gott ist die Liebe. All seine Liebe hat er seinem Gegenüber, dem Sohn, geschenkt. Und der hat diese Liebe als Mensch auf die Erde getragen, bis zur letzten Konsequenz, bis zum Tod, den er aber aus Liebe zu uns bezwungen hat und so nun für immer der Lebendige ist.
Große Wörter können oft missbraucht werden. Doch das Christentum kann gar nicht anders als in so großen Worten zu sprechen. Zu groß, zu überwältigend ist die frohe Botschaft des Evangeliums: Gott ist die Liebe.
Liebe, Leben, Wahrheit, Licht: Wo wir so vorsichtig und zugleich freudig über Gott sprechen, da finden nicht nur die Wörter wieder aus dem Lazarett heraus. Da gewinnt auch unser Leben eine neue Tiefe und eine neue Leichtigkeit.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag.
Franz Haringer
Leiter Papst-Geburtshaus Marktl a.I.