Wovor Angst haben?

In einer Zei­tung habe ich fol­gen­den Text ent­deckt: ​„Wenn du ein Stu­dent wärest und hät­test zufäl­lig die Fra­gen des Schluss­examens erfah­ren, du wür­dest dich glück­lich schät­zen und die Ant­wor­ten gründ­lich stu­die­ren. Das Leben ist eine Prü­fung und am Ende ist auch da ein Examen zu bestehen. Aber die unend­li­che Lie­be Got­tes hat den Men­schen schon gesagt, wel­ches die Fra­gen sein wer­den – näm­lich: Ich hat­te Hun­ger und du gabst mir zu essen, ich hat­te Durst und du gabst mir zu trin­ken. Die Wer­ke der Barm­her­zig­keit wer­den der Examens­stoff sein, jene Wer­ke, in denen Gott sieht, ob man ihn wirk­lich geliebt hat, ob man ihm Bru­der oder Schwes­ter war.

In die­sen Tagen fei­ern wir den Mar­tins­tag! Ein Fest nicht nur für Kin­der, die mit ihren Later­nen durch die Stra­ßen zie­hen. St. Mar­tin hat den Man­tel mit dem Bett­ler geteilt – er ist für uns alle das leuch­ten­de Vor­bild für geschwis­ter­li­che Lie­be. Und eines steht fest: Die Lie­be wird ent­schei­den, wel­chen Weg unse­re Kir­che und unse­re Gesell­schaft in der Zukunft gehen werden.

Die Medi­en berich­ten uns jeden Tag das Gegen­teil: Krieg und Elend und Zer­stö­rung fast in allen Län­dern der Erde – immer mehr Men­schen, dar­un­ter vie­le Kin­der, sind täg­lich auf der Flucht: ihre Hei­mat ist kaputt! Aber: Es nützt nichts, die schreck­li­che Not unter den Men­schen nur zu bekla­gen. Unse­re gemein­sa­me Auf­ga­be ist es, zu handeln.

Ich zitie­re in die­sem Anlie­gen ger­ne den Hl. Don Bosco, den Ordens­grün­der der Sale­sia­ner: Unser Bischof Ste­fan gehört die­sem Orden an. Don Bosco ruft uns zu: ​„s‘Herz im Him­mel – d‘Füß auf der Erd!“ Las­sen wir uns durch nichts und durch nie­man­den den Blick zum Him­mel ver­stel­len! Ich bin mir sicher: Gott geht alle unse­re Wege mit durchs Leben: Wovor soll­ten wir dann Angst haben?

Ich wün­sche Ihnen einen geseg­ne­ten Sonntag!

Hans Striedl
Dom­propst em.