Viele Singles leiden psychisch unter ihrer Einsamkeit, sogar ihre Lebenserwartung ist signifikant kürzer als die von verheirateten Paaren. Bei den drei Generationen X, Y (Millennials) und Z, heben sich vor allem die Millennials bzw. die Generation Maybe (Y) durch eine verstärkte Beziehungsunfähigkeit ab, da diese sich alle Optionen bis zum Schluss offen halten will. Diese speziellen "Egotaktiker" finden sich natürlich in sämtlichen Generationen wieder.
Menschen die alle Lebensentscheidungen einzig und allein auf Basis der unmittelbaren Vor- und Nachteile für die eigene Person und ihr Wohlbefinden treffen. Beziehungsunfähigkeit entsteht deshalb immer dort automatisch wo sich die Person selbst in den Mittelpunkt stellt und sich und seine Entscheidungen von seiner Umwelt abtrennt. Mehr dazu von Jugendpfarrer Hubertus Kerscher in seiner Predigt zum 23. Sonntag im Jahreskreis, am 10. September 2023.
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Wie sinnvoll finden Sie die folgenden Handlungen und Aufgaben. Vergeben Sie doch einmal Schulnoten von 1 bis 6: Sie essen ein Stück Schokotorte; Sie helfen einem älteren Herrn die Einkäufe nachhause zutragen; Sie halten als Gruppenleiterin regelmäßig Kindergruppenstunden; Sie machen einen Wellnessurlaub; Sie engagieren sich für soziale Projekte in der dritten Welt; Sie schauen ihrem Lieblingsverein beim Spielen zu. Die meisten Menschen würden wohl der Nachbarschaftshilfe, dem Ehrenamt und dem sozialen Engagement deutlich bessere Noten geben als der Schokotorte und dem Wellnessurlaub. Wir finden es anscheinend sinnvoll, etwas für andere zu tun. Dass Sinnhaftigkeit und Annehmlichkeit dabei nicht immer in eins fallen, steht auf einem anderen Blatt.
Unser kleines Gedankenexperiment zeigt aber: Wir Menschen finden Sinn oft in Beziehungen. Vieles von dem, was uns von anderen Lebewesen abhebt, besonders unsere Fähigkeit zu sprechen, ist auf Beziehung hin angelegt. Der Mensch ist ein Beziehungswesen. Beobachten Sie sich einmal selbst, wie oft denken Sie über ihr Verhältnis zu anderen nach, was andere über sie denken, wie Sie mit anderen umgehen.
Unser Leben lebt von seinen Beziehungen – deshalb leiden darunter, wenn diese gestört sind. Die Bibel nennt all jene Dinge, die uns voneinander trennen, die uns von Gott trennen, bei einem Wort: Sünde. Der Begriff kommt vom Absondern – Sünden, sind all jene Handlungen, Haltungen und Unterlassungen, die mich von Gott und dem Mitmenschen absondern. Deshalb ist das Gegenteil von Sünde auch die Liebe, denn sie überwindet Trennung.
Das Matthäusevangelium erzählt uns von einem Jesus, der Trennung überwindet. Der Gottes- und Nächstenliebe als die wichtigsten Gebote bekräftigt. Der auszieht und Kranke heilt, die sich von anderen fernhalten müssen. Der Besessene befreit, damit sie nicht mehr bei den Gräbern der Toten hausen müssen. Der sich zu Zöllnern und Sündern an den Tisch setzt. Und der sein Volk von seinen Sünden erlöst, von Trennung, vom sich Absondern und vom Ausgesondert-Werden. Jesus macht den Menschen beziehungsfähig. Er gibt unserem Leben Sinn.
Im heutigen Evangelium werden wir bei diesem Anliegen mit ins Boot geholt. Es wird ein Weg aufgezeigt, um die Sünde, um die Absonderung anderer zu überwinden. Wenn dein Bruder gegen dich sündigt, wird uns gesagt, dann sprich zuerst unter vier Augen mit ihm, dann mit zwei oder drei Zeugen und dann erst soll die Gemeinde eingreifen. Trotz der Trennung bleibt Kommunikation erhalten. Trotz der Sünde bleibt der andere dein Bruder und wird nicht zum fremden Feind. Es wird hier ein Weg der Rückgewinnung meines Bruders gezeigt, nicht des Aussonderns und Trennung der Gemeinschaft. Die ganze Rede Jesu läuft auf ein Beziehungsgeschehen zwischen den Menschen und dem Gottessohn hinaus: „Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“
Jugendpfarrer Hubertus Kerscher