Die zwölf Apostel sollten, wie auch Jesus, die Menschen genau wahrnehmen und ihnen Mitleid, Nähe und Hilfe Gottes zusprechen. Nichts anderes tun Seelsorger wie Priester und Diakone heute. Dazu sind sie in der Nachfolge Jesu Christ berufen. Mehr dazu von Papsthaus-Leiter Dr. Franz Haringer in seiner Predigt zum 11. Sonntag im kirchlichen Jahreskreis am 14. Juni 2020.
Brauereien und Gasthöfe wurden nach ihnen benannt. Auch eine Fischerzunft trägt ihren Namen, genauso wie die zwölf Kerzen, die sich üblicherweise an den Innenwänden der Kirchen befinden. Die Rede ist von den Zwölf Aposteln, die der Herr Jesus beruft. Auch wer vielleicht nicht mit allen Einzelheiten des Neuen Testaments vertraut ist, weiß doch um diesen engeren Freundeskreis Jesu. In heutiger Sprache könnten wir sagen: Die Zwölf Apostel waren sozusagen in der Firmenphilosophie der jungen Kirche am nächsten dran am Gründer und damit auch verantwortlich, dass sich die Organisation gut entwickelt und ihre Unternehmensziele erreicht.
Doch nicht nur um Strukturen und Geschäftsabläufe geht es, wenn Jesus die Zwölf Apostel einsetzt. Wir erfahren auch etwas von den inneren Beweggründen Jesu für sein Handeln. Es heißt da: „Als Jesus die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben.“ (Mt 9,36)
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Bevor Jesus handelt, nimmt er die Menschen wahr. Er sieht, wie müde und erschöpft sie sind. Nicht nur körperlich, sondern auch geistig: ausgelaugt, orientierungslos, ohne Sinn und Ziel in ihrem Leben. Und all das erregt sein Mitleid, wie es heißt. Eine erstaunliche Sache! Der, der Gott und Mensch zugleich ist, empfindet tief menschliches Mitleid, so dass wir sagen können: Die Misere der Menschen geht Gott selbst zu Herzen und lässt ihn mitleiden.
Das also ist der tiefste Grund für die Einsetzung der Zwölf Apostel: Sie sollen wie Jesus die Menschen genau wahrnehmen und ihnen dann das Mitleid Gottes, seine Nähe und seine Hilfe zusprechen.
Die Zwölf Apostel – und alle Amtsträger der Kirche bis heute – sind daher also keine Funktionäre oder Beamten oder Technokraten. Sie sollen vielmehr Zeugen sein für den Gott, der sich ganz klein gemacht hat, um die Menschen wieder aufrichten zu können.
Im Evangelium werden dann auch die Namen der Zwölf Apostel nacheinander genannt. Mit ihrem ganz persönlichen Namen stehen die Zwölf ein für das Mitleid Gottes. Und in diesem Sinn soll die Namensliste eigentlich kein Ende kennen. Sie geht weiter mit allen Amtsträgern der Kirche und mit den Namen aller Getauften und Gefirmten.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag.
Dr. Franz Haringer,
Leiter Papst-Geburtshaus Marktl a.I.